Gelsenkirchen.
Rund ums Körperteil Knie geht es diesmal beim WAZ-Medizinforum. Unter dem Titel „Wird zu viel operiert?“ informieren am Mittwoch, 18. April, in der Glashalle von Schloß Horst (Turfstr. 27) vier Experten über das Thema und geben Auskunft über die optimale Behandlung bei Kniegelenkserkrankungen. Und, so viel sei vorab verraten: Nein, eine Operation ist nicht immer die beste Lösung.
Im Zeitrahmen von zusammen etwa einer Stunde referieren die vier Knie-Experten über das größte Gelenk des Menschen. Jeder von ihnen hat ein anderes Spezialgebiet. Den Anfang macht Dr. Hans-Peter Harasim, Chefarzt der Klinik für Chirurgie an den Katholischen Kliniken Emscher Lippe (KKEL). Er geht der Frage auf den Grund: „Mein Knie tut weh! Wo kommen bloß die Schmerzen her?“
Um der Beantwortung dieser Frage auf die Spur zu kommen, so Harasim, habe sich ein Mobilitäts-Check bewährt – ein Fragebogen mit zehn Fragen, der ansatzweise klären soll, ob die Schmerzen vom Rücken, von der Hüfte oder vom Knie herrühren. Harasim: „Wo liegt die Einschränkung? Kniegelenkschmerzen betreffen nicht alleine die Knie. Wo sind die Zusammenhänge? Worauf ist zu achten?“
Die Funktion von Knorpelscheiben
Dann übernimmt Mahmut Yasar, Oberarzt der Klinik für Chirurgie (KKEL). Sein Thema: Wenn nur die Operation hilft – Vom Meniskus bis zum Kreuzband. „Ich spreche über die Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie) und diagnostische und therapeutische Maßnahmen“, so Yasar. Ferner erläutert der Oberarzt, welche Erfolge mit der sogenannten Schlüssellochtherapie erreicht werden können und was danach zu beachten ist.
Auch Sport und in dem Zusammenhang eine der übelsten Verletzungen – nämlich der Kreuzbandriss – ist Thema bei Yasar. „Frühere Sportunfälle können eine Ursache für Arthrose sein.“ Er erlebe es oft, dass in der Vorgeschichte von Patienten Sportverletzungen auftauchen. Fest stehe jedenfalls, dass der Einbau eines künstlichen Kniegelenks sich über mehrere Jahre hinauszögern lässt. Yasar: „Minimal-invasive Eingriffe – da kann Ruhe herrschen.“ Er wird außerdem über OPs mit körpereigenen Bändern und Verschleißerscheinungen sprechen und die Funktion von Knorpelscheiben erklären.
Neue Behandlungsmethode
Dr. Thomas Bredendiek, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie (KKEL) hält seinen Vortrag „Fortschreitender Verschleiß – Gelenkerhalt oder doch Ersatz?“ im Anschluss. „Ich werde das Stufenkonzept erläutern. Je nach Befund kann man das Gelenk erhalten. „Man kann O-Beine begradigen, ohne die Gelenke zu ersetzen. Das geschieht durch einen Teil- bis Komplett-Ersatz“, sagt Bredendiek, der auch Bilder von Knorpeltransplantationen mit ins Schloss bringt.
Last but not least: Sabine Petering. Die Fachärztin für Chirurgie und Handchirurgie stellt eine neue Behandlungsmethode vor. „Neues Verfahren bei chronischen Knieschmerzen – die Denervation kann Abhilfe schaffen“, lautet die Überschrift ihres Vortrags. „Die Schmerzbahnen strahlen in die Kniegelenkkapsel ein. Entfernt man die Bahnen, ist der Patient schmerzfrei, ohne dabei eine Gefühllosigkeit oder eine Bewegungseinschränkung im Knie zu haben“, erklärt sie.
Das Schöne an der Methode sei es laut Sabine Petering, dass der Patient es mit einer lokalen Betäubung ausprobieren könne. Der Verschleiß, erklärt die Chirurgin, gehe bei der Denervation jedoch weiter, auf die Dauer sei daher eine Knieprothese unabdingbar.