Gelsenkirchen..

Der Wahlkampf in Gelsenkirchen nimmt Fahrt auf – fünf Wochen noch bis zum Muttertag, am 13. Mai wird der Landtag neu gewählt. Zum Geschäft gehört es nach alter Väter Sitte, den politischen Gegner zu schwächen, zu diskreditieren, aber nicht zu beleidigen. Polemik kommt nicht gut an in der Bürgerschaft. Aber die Grundfeste des politischen Gegners zu erschüttern, das ist seit jeher erlaubt.

Daraus ergibt sich in der Konsequenz, dass an eben dieser Stelle nicht nur die Kunst des Austeilens gefragt ist, sondern ebenso, ausgeprägte Nehmerqualitäten zu beweisen. Insofern wird es den Christdemokraten Oliver Wittke nach seinem Angriff auf die Sozialdemokraten Heike Gebhard und Markus Töns nicht verwundern, dass die Reaktion, die er provozierte, prompt kam: von Joachim Poß, dem SPD-Bundestagsabgeordneten.

Der Ton wird schärfer

Trotz mehrfachen Versagens als Landesminister und Oberbürgermeister bleibe Wittke sich treu, formuliert Poß. Und: „Obwohl in Gelsenkirchen jeder weiß, dass er das Hans-Sachs-Haus als Ruine hinterlassen hat, will er die Sanierung nun als seinen persönlichen Erfolg verkaufen.

Dabei ist es nur dem umsichtigen Handeln von Oberbürgermeister Frank Baranowski und der SPD-Fraktion zu verdanken, dass aus einem Millionen-Grab nun doch noch ein neues modernes Rathaus im historischen Gewand wird.“ Wittke habe aus seiner Geschichte nichts gelernt, spucke wieder große Töne und werde deshalb mit seiner dreisten Verdrehung der Tatsachen auch bei der Landtagswahl wieder scheitern.

Noch interessanter als diese Replik ist, worauf Poß ausdrücklich nicht eingeht. Nämlich den Satz Wittkes, der im gleichen Zusammenhang fiel und der da lautete: „Die SPD-Kandidaten stehen mit leeren Händen da, sie haben für die Stadt nichts auf den Pin gekriegt.“ Wie erwähnt: Der Wahlkampf nimmt Fahrt auf... – aber wohin wird er uns führen?

Prognosen bleiben fraglich

In Düsseldorf scheint vieles möglich. Von einem Drei- bis hin zu einem Sechsparteiensystem. Prognosen möchte niemand abgeben. Und die Umfragewerte für die einzelnen politischen Lager, die von den Auftraggebern nicht selten als absolutes Wissen verkauft werden, scheinen tatsächlich kaum etwas wert zu sein. Bemühen wir an dieser Stelle Winston Churchill, der einst gesagt haben soll: „Ich vertraue nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“

Was FDP, Linke und Piraten erreichen werden, bleibt also eine spannende Frage, auch für Gelsenkirchen. Die Liberalen kämpfen gegen ihre Bedeutungslosigkeit auf allen Ebenen, den Linken fehlt seit der Abwanderung ihrer früheren Ratsfrauen und -herren zum Bürger-Bündnis eine spürbare lokale Verankerung.

Und den Piraten in der Stadt fehlt noch jedes Standing. Das aber, und hier liegt der Unterschied zu allen anderen, hängt ihnen nicht nach. Es ist sogar ihr Vorteil. Diese politischen Freibeuter erhalten ihre Stimmen überwiegend von Nischen- und Protestwählern. Das spielt ihnen in die Karten, denn da wird nicht lange nach einem inhaltlich belastbaren Programm gefragt, sondern das Ziel in die Wahl intendiert: den Etablierten zu schaden.

Fünf Wochen sind es noch bis Muttertag – und der Wahlkampf nimmt Fahrt auf.