Gelsenkirchen.. Lokale Geschichte bereitet der Heimatbund Gelsenkirchen in Rundgängen und Vorträgen auf. Der Verein wird 85 Jahre alt und hat knapp 100 Mitglieder. Unterstützer und Förderer werden gesucht.
Das Veranstaltungsprogramm des Heimatbunds Gelsenkirchen ist wie eine Schachtel Pralinen. Man sieht, was drin ist (und in der Regel auch, was man kriegt), aber weiß nie, wie es ankommt. Positive Überraschungen inklusive:
„Bei einem Vortrag über die Glückauf-Brauerei im alten Glückauf-Keller waren auf einmal 150 Zuhörer da. Viele hatten sogar Erinnerungsstücke wie Werbetafeln, Gläser oder Bierdeckel mitgebracht“, sagt Karlheinz Rabas und weiß: „Das sind so Zufallsgeschichten.“ Und Momente, in denen die Akteure wissen: hier haben sie mit ihrem Angebot den Nerv getroffen.
Ein Filmabend in der Bergbausammlung Rotthausen, der Stammtisch für Familienforschung mit der Auswertung von Kirchenbüchern stehen diesen Monat noch auf dem Programm, im April wird ein geschichtlicher Rundgang durch Hüllen geboten, dann noch ein Lichtbildervortrag über den Stadtgarten. Hans-Joachim Koenen zeigt die Geschichte des Stadtgartens anhand alter Ansichtskarten und Fotos auf. 2012 wird die „grüne Lunge Alt-Gelsenkirchens“ 115 Jahre alt und liefert damit eine Steilvorlage für den Heimatbund. „Wir versuchen oft, möglichst runde Geburtstage einer Einrichtung zu erwischen“, sagt Rabas. Der Flugplatz würde heuer 100 Jahre alt, die Trabrennbahn feiert 100.. Die Jubiläen versprechen gesteigerte Aufmerksamkeit.
„Aber die Alten sterben langsam weg“
Aber es kann eben auch sein, dass sich eine Handvoll Leute bei einem Vortrag verliert. Der Gratwanderung zwischen Spezial-Interessen und Massengeschmack widmet sich der Heimatbund mittlerweile im 85 Jahr. Knapp 100 Mitglieder hat der Verein, in der Blütezeit waren es mal an die 180. „Aber die Alten sterben langsam weg“, sagt Rabas. Und am klassischen Bildungsbürgertum hat es dem Heimatbund im Süden der Stadt ohnehin immer gemangelt – der interessierten Lehrerschaft, den Abteilungs- oder Amtsleitern, die andernorts Geschichtsvereinen beitreten. Entsprechend fehlen auch die finanzkräftigen Unterstützer oder Sponsoren. „Uns hilft keiner, da könnten wir mehr gebrauchen!", findet Rabas.
So stemmt der Verein seine Aufgaben aus eigener Kraft und eher bescheidenen Mitgliedsbeiträgen (3 Euro pro Monat) – eben Vortragsreihen, Tagestouren, Pflege und Ausbau der historischen Sammlung im Volkshaus Rotthausen. Schauobjekte, Bibliothek, das Zeitungsarchiv der Ruhr-Nachrichten, Adress- und Telefonbücher, aber auch umfangreiches Bild- und Kartenmaterial fanden hier Platz. „Wir sind dabei, verschiedene Bestände komplett zu digitalisieren“, sagt der Heimatbund-Vorsitzende Andreas Pörschke. Via Mail erreichen den Verein mittlerweile die meisten Anfragen mit Recherchewünschen.
Der Genealoge Pörschke leitet auch den Stammtisch für Ahnenforschung – ein Angebot, das regen Zulauf findet. Ohnehin fasst Pörschke das Heimatbund-Spektrum recht weit. „Es geht nicht nur um Geschichte, sondern auch um Wirtschaft, Umwelt und Natur. Da wollen wir Abhängigkeiten und Bezüge darstellen.“ Die regionalen Grenzen des Interesses sind dabei klar abgesteckt: „Da wo wir wohnen, das ist unsere Heimat.“
Dokumentarischer Lehrfilm „Ein Bergmann will ich werden“
Der Heimatbund Gelsenkirchen ist beteiligt an der Bergbausammlung Rotthausen – die Bezüge liegen, auch personell, nah. Gelsenkirchen war einst eine der größten Bergbaustädte Europas. Und einer der Akteure im Heimatbund, Karlheinz Rabas, ist auch Aktivposten der Bergbausammlung an der Belforter Straße 20. Dort läuft am Mittwoch, 14. März, um 19 Uhr „Ein Bergmann will ich werden“, ein dokumentarischer Lehrfilm von 1943 (68 Min). Eintritt frei (wie bei allen Veranstaltungen).
- Weitere Termine bis Juni: Der Stammtisch für Familienforschung trifft sich am Freitag, 23. März, um 19 Uhr im DGB-Haus der Jugend, Gabelsberger Straße 12. Ein dreistündiger geschichtlicher Rundgang durch Hüllen ist am Samstag, 21, April, geplant Start: 14 Uhr vor der Ev. Lutherkirche. Der Stadtgarten in alten Ansichten wird am Donnerstag, 26. April, vorgestellt. Beginn 19 Uhr in der Rosen-Apotheke, Robert-Koch-Straße 2.Teil 2 des Geschichtsrundgangs durch Ückendorf steht am Samstag, 12. Mai, an. Der Norden des Stadtteils wird ab 14 Uhr erkundet, ab Haupteingang Wissenschaftspark. Durch die Altstadtkirchen geht’s am Samstag, 19. Mai, 14 Uhr. Start St. Augustinus.
Information im Internet: www.heimatbund-gelsenkirchen.de.
Öffnungszeiten an der Mozartstraße 13: Di., 17-19 Uhr und nach Absprache.