Bergbau, Straßen, Namen, Urkunden, Dokumente, Politisches und Privates: Karlheinz Rabas und die Mitarbeiter im Volkshaus arbeiten systematisch die Geschichte dieses früher selbständigen Ortes auf

SCHWERPUNKT STADTTEILARCHIV ROTTHAUSEN Hier riecht's nach altem Papier, nach Staub, nach Geschichte. Das kann auch nicht anders sein im Stadtteilarchiv Rotthausen im unter Denkmalschutz stehenden Volkshaus, Eingang an der Mozartstraße 9. Seit der Sanierung "residiert" hier Karlheinz Rabas, 69. 2002 kam die Bergbau-Sammlung an diesem Ort dazu. "Wir hatten bereits Magazin- und Platzprobleme, bis wir im Keller zwei zusätzliche Räume, richtige Rumpelkeller, anmieten konnten. Das war früher das Nazi-Gefängnis." Hier lagern nun Bücher, Plakate, Karten, Mappen, Dokumente, Originaltexte. Rabas: "Wir haben für die nächsten 20 Jahre bestens zu tun, um das gesamte Material in beiden Bereichen aufzuarbeiten."


Wie das Stadtteilarchiv von der Bevölkerung seit 20 Jahren angenommen wird, zeigen zwei von Rabas genannte Beispiele: "Da stand kürzlich der Pfarrer der Kirche St. Maria Himmelfahrt, die jetzt geschlossen wurde, vor der Tür und drückte mir eine prächtige Fahne in die Hand. Sie stammt vom Bürgerkasino Rotthausen. Was dieser Geselligkeitsverein einst unternommen hat, wer alles dazu gehörte, wo die Schwerpunkte der Aktivitäten lagen - das müssen wir demnächst aufarbeiten. Oder: Ich bekam einen Anruf, dass auf dem Dachboden einer ehemaligen Druckerei Funde lagen - wir brauchten uns nur zu bedienen. Wir haben kistenweise Schriften, Aufträge, Plakate, Druckerzeugnisse, Anschreiben etc. abschleppen können - die Sichtung des gesamten Materials wird uns Jahre beschäftigen."


Rabas, bis 1998 Steag-Abteilungsleiter, hat sich mit seinen Mitarbeitern zum Ziel gesetzt, die "für die Region typische Geschichte Rotthausens darzulegen, zu erschließen, bildlich und textlich zu sichern." Rotthausen sei, und deshalb lohne sich diese Arbeit besonders, ein in der Geschichte "ständig hin- und hergeschobener Stadtteil zwischen Essen und Gelsenkirchen - und es war mal ab 1906 selbständig, ehe es 1924 Gelsenkirchen zugeschlagen wurde."


Das Archiv und die Bergbau-Sammlung (die hauptsächlich das Wirken von Dahlbusch dokumentiert) entstanden durch das Engagement der Bürger in der Werbegemeinschaft, in der Kulturgemeinschaft, für die Rotthauser Woche und Messe. "Irgendwann war ein Zeitpunkt Ende der 70er Jahre erreicht, dass wir uns an einen Tisch gesetzt haben, um zu überlegen, wie das immer wieder eintrudelnde oder vorgefundene Material aus Dachböden, Kellern, aus Familien- und Firmenbesitz gesichtet und geordnet werden könnte. Daraus nahm ich den Auftrag für den Aufbau eines Archivs her. Das ist eine tolle Sache - aber auch sehr zeitaufwändig." Denn alle Daten und Unterlagen müssen überprüft werden, um sie für die Nachwelt zu sichern, um den Anspruch eines modernen Archivs zu erfüllen. "Denn wir werden von den Profis kritisch beäugt, ob wir das professionelle, historische Niveau in jedem Fall einhalten."


Welche Gaststätten warteten 1907 in Rotthausen auf durstige Kundschaft? Schlag' nach im Stadtteilarchiv. Wieviel Beschäftigte hatte die Zeche Dahlbusch? Wie sah die Karl-Meyer-Straße aus? Welche Chöre, welche Vereine gab es? Rabas: "Wir sind erste Anlaufstelle der Bürgerschaft." Durch Kontakte und Kooperation mit dem hiesigen Heimatbund, mit dem städtischen Archiv (Institut für Stadtgeschichte), mit dem Essener Geschichtsverein usw. entstehe ein Netzwerk, das "Geschichte lebendig, spannend, nachvollziehbar und lehrreich für alle macht." Das sei schließlich, so Rabas und Mitarbeiter wie Helmut Striecker oder Marinne Krause, "das Ziel aller Anstrengungen." HJL