Gelsenkirchen. Ein 20-jähriger Schalker arbeitet seit September 2011 im Kindergarten St. Nikolaus. In der Einrichtung an der Kirchstraße kümmert sich Bolasz Kalla auch um behinderte Kinder.

Bolasz Kalla (20) aus Schalke ist seit September Praktikant im Kindergarten St. Nikolaus in der Altstadt. Das Praktikum absolviert er an 3,5 Tagen pro Woche im Rahmen seines Fachabiturs im Sozial- und Gesundheitswesen am Berufskolleg Königstraße. WAZ-Mitarbeiter Tobias Mühlenschulte sprach mit ihm.

Herr Kalla, müssen Sie auch Windeln wechseln?

Bolasz Kalla: Ja, das gehört auch zu meinen Aufgaben. Aber das musste ich noch nicht so oft machen, drei oder viel Mal etwa. Ein großes Geschäft war noch nicht dabei, aber das kommt bestimmt noch. Ich bin gespannt...

Warum haben Sie sich für diese Arbeit entschieden?

Kalla: Ich habe meinen Zivildienst in einem Alten- und Pflegeheim absolviert. Da habe ich gemerkt, dass mir der Umgang mit Menschen Freude bereitet und ich das weitermachen möchte.

Was genau gefällt Ihnen denn daran so gut?

Kalla: Es ist toll, anderen eine Freude machen zu können. Gestern haben wir hier im Kindergarten zum Beispiel Masken für Karneval gebastelt. Das hat den Kindern großen Spaß gemacht. Man sollte schon mit seinem Herzen dabei sein, sonst funktioniert es nicht.

Die Arbeit in einem Kindergarten gilt ja als Frauendomäne. Wie reagiert ihr Umfeld auf ihren Job?

Kalla: Familie, Freunde und Bekannte finden’s gut, auf jeden Fall. Es gibt keinen, der sagt ,Willst du das wirklich machen? Das ist doch ein Frauenberuf!’

Und wie reagieren die Kinder auf einen Mann?

Kalla: Kinder brauchen auch väterliche Seiten. Nicht zuletzt, weil es so viele alleinerziehende Mütter gibt. Ich glaube, Männer toben mehr mit Kindern. Aber ich habe festgestellt, dass Mädchen eher zurückhaltend auf mich reagieren, vor allem, wenn sie zu Hause einen Vater haben.

Haben Sie ein konkretes Beispiel dafür?

Kalla: Um Johanna musste ich richtig kämpfen. Es hat drei Monate gedauert, bis ich mit ihr warm geworden bin. Ich durfte ihr zum Beispiel nicht die Schuhe anziehen, obwohl ich der einzige Erzieher war. Das macht einen irgendwie traurig und man fragt sich, ob das Kind einen nicht mag. Aber eines Tages kam Johanna plötzlich auf mich zu und jetzt spielen wir Memory oder gehen draußen spielen.

St. Nikolaus ist ein integrativer Kindergarten. Wie erfahren Sie den Umgang mit behinderten Kindern?

Kalla: Das war mir schon fremd. Die meisten dieser Kinder verhalten sich ruhig, sprechen nicht mit einem – das ist ungewohnt. Von Johanna mal abgesehen. Aber die Integrativkraft Gaby Timpert hat mir dabei geholfen. Man muss einfach ganz normal mit diesen Kindern umgehen und sie nicht in Watte packen.

Wie soll es nach dem Praktikum weitergehen?

Kalla: Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich eine Ausbildung – etwa Heilpädagogik – oder ein Studium machen soll. Aber ich tendiere eher zu einem Studium. Damit hat man bessere Möglichkeiten und man verdient mehr. Denn generell wird soziale Arbeit nicht so gut bezahlt. Im Schnitt verdient man 1.600 Euro.