Gelsenkirchen. Comedian Holger Müller tritt als Ausbilder Schmidt auf seiner Tournee „Happy Birthday, du Lusche!“ anlässlich seines zehnjährigen Bühnenjubiläums auf. Donnerstagabend gastierte er in der Kaue in Gelsenkirchen.
Eigentlich hätte Holger Müller respektive sein Alter Ego Ausbilder Schmidt gar nicht in der Kaue sein dürfen. „Ich feiere keine runden Geburtstage“, bölkt der Natogrün Tragende direkt zu Beginn ins Rund. „Lieber Primzahlen. So wie 43. Die sind hässlich. Genau das richtige für mich.“
Ok, das 10-jährige Bühnenjubiläum des Bundeswehrspieß’ nahm man dann doch zum Anlass, unter dem Motto „Happy Birthday, du Lusche!“ die Bühnen der Republik zu bereisen und die angetretenen Truppen mit einem Best-of-Programm zu malträtieren.
Allerdings erreichte die Mannschaft in der Kaue nur mit Ach und Krach Kompaniestärke: Etwas über 50 Nasen wollten sich die Pöbeleien von Ausbilder Schmidt um die Ohren hauen lassen. Ziemlich wenig für sowohl die üblichen Verhältnisse in der Kaue als auch für einen Comedian, der über reichlich Fernsehprominenz verfügt.
„Morgen, ihr Luschen!“
Sei es drum, der Ausbilder ließ sich die gute (schlechte) Laune nicht verderben. Obwohl er die Vorstellung nicht mit dem sonst obligaten „Morgen, ihr Luschen!“ eröffnete, das sonst nicht nur beim überzeugten Kriegsdienstverweigerer für das erste Kammerflimmern des Abends sorgt, gab es noch reichlich Testosteron zu versprühen.
Ausbilder Schmidt berichtet von seinen Einkaufsfahrten, die selbstmurmelnd mit dem Panzer erledigt werden, der zwar nicht mehr der jüngste ist („Der war schon zweimal in Frankreich“), aber immer noch ein gutes Hilfsmittel darstellt, um sich lästiger Radarfallen oder unglücklich parkender Verkehrsteilnehmerinnen zu entledigen. Außerdem gibt es Einblicke in die Grundausbildung mit dem Promizug bestehend aus Rainer Calmund („Meine Uniform wird noch genäht.“), Peter Maffay und Herbert Grönemeyer.
Ausbilder Schmidt
Das ist nicht immer feinsinnig, kommt aber bei weitem nicht so plump herüber, wie es das Image vermuten lassen könnte. Das liegt vor allem daran, dass sich der Comedian nur halb so ernst nimmt, wie seine Figur es tut. „Oh, ein Klatscher. Das wird ja vielleicht noch ein Applaus draus.“ Oder: „Meine Frau hat mir extra gesagt, ich soll diese peinliche Nummer nicht durchziehen“, spricht’s, bevor man sich der Tarnklamotte entledigt und im „Baywatch“-Badeanzug auf die Bühne zurückkehrt.
Programm wirkt zerstückelt
Das einzige Problem des Potpourris zum Jubiläum liegt in der Natur der Sache: Durch die Aneinanderreihung unterschiedlicher Sketche aus einem Jahrzehnt, wirkt das Programm allzu zerstückelt, lässt den nötigen Fluss vermissen. Man fühlt sich, als würde man durch die Kanäle zappen, die alle nur den Ausbilder zeigen.
Sei es drum, Spaß macht es trotzdem. Und am Ende des Abends ärgert sich manch ehemaliger Zivildienstleistender, verweigert zu haben. Wenn es beim Bund denn so viel Spaß macht? Nun ist’s zu spät. Der Wehrdienst ist abgeschafft. Das verschafft Ausbilder Schmidt mehr Zeit für die Bühne.
