Gelsenkirchen. . Im Moment haben die Feierlichkeiten rund um das Abitur wieder Hochkonjunktur. Junge Leute schmeißen sich in Abendgarderobe und feiern die bestandene Reifeprüfung.

Die acht Herren, die sich am Freitagabend in der Gaststätte „Hirt“ in der Arminstraße in der Altstadt trafen, feierten ebenfalls ihr Abi – jedoch das „goldene Abitur“. Vor 50 Jahren machten die ehemaligen Schüler der OIS1 ihren Abschluss am Grillo-Gymnasium an der Hauptstraße. Die meisten von ihnen hielt es jedoch nicht in der Heimatstadt: fast alle zogen weg.

So auch Jürgen Schmidt. Der 69-Jährige, der damals als Berufswunsch „Wasserwirtschaftsingenieur“ angegeben hatte, studierte nach dem Wehrdienst Germanistik und war lange Jahre Deutsch- und Geschichtslehrer an einem Gymnasium in Isernhagen bei Hannover. „Es ist schön, sich mal wieder zu sehen“, freute sich Schmidt, der das Zusammenkommen organisiert hatte. „Natürlich“, so sagte er, „war es nicht einfach alle wiederzufinden. Die Adressen haben sich geändert und überhaupt sind von den 14 Absolventen bereits fünf verstorben. Einer war nicht ausfindig zu machen.“

Kein Weg zu weit

Doch denen, die kamen, war kein Weg zu weit. Die längste Anreise hatten gleich zwei ehemalige Mitschüler Schmidts, die aus Tübingen und Umgebung herkamen. Einer, der es nicht so weit hatte, war Heinz-Jürgen Gerbens (70). Er ist nach dem Abitur 1961 in Gelsenkirchen geblieben. Zwar, so gibt er offen zu, hat er damals eine Ehrenrunde in der Schule gedreht, aus ihm ist dennoch etwas geworden. Er war lange Jahre Geschäftsführer des Vereins „Haus und Grund“. Als Betriebswirt ist er seinem früheren Berufswunsch „Diplom-Volkswirt“ damit sehr nahe gekommen. Er hat noch heute durch den Förderverein Kontakt zu seiner ehemaligen Schule.

Als die Runde komplett war, wurden Fotoalben rausgeholt, Anekdoten erzählt. „Das war auch ein Warmduscher“, rief einer dazwischen. Gemeint war der ehemalige Deutschlehrer. Die Männer lachten, prosteten sich mit der ersten Runde Pils zu und schossen Fotos. „Das ist unser zweites Treffen“, erzählte Gerbens, „vor 25 Jahren kamen wir das erste Mal wieder zusammen.“

"Mal sehen, was daraus geworden ist"

Einen Schritt in die Vergangenheit wagten die Herren dann am Samstagmorgen bei einem Besuch des Grillo-Gymnasium. „Mal sehen, was daraus geworden ist“, sagte Schmidt. Gerbens hingegen freute sich auf den Einblick in alte Aufsätze: „Ich bin echt gespannt, was ich damals für einen Quatsch verzapft habe.“

Was die Herren auch immer vorfanden, das Abi haben sie längst in der Tasche. In diesem Fall sogar in der Anzugtasche. Denn ob golden oder nicht, in feinem Zwirn feiert sich das Abitur doch am besten.