Gelsenkirchen. . Sonntag wird im Olympiastadion in Berlin das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM angepfiffen. In Gelsenkirchen ist von Fußballfieber allerdings kaum eine Spur.
Der Countdown läuft. Nur noch drei Tage - dann beginnt in Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen. Schon am Sonntag rollt für die deutschen Fußballerinnen im Berliner Olympiastadion zum ersten Mal der Ball.
Aber von Fußballfieber ist keine Spur. Noch im letzten Sommer erstrahlte doch alles in Schwarz-Rot-Gold. An jeder Ecke gab es Fahnen, Ketten, Hüte, T-Shirts und Schminke zu kaufen. Und es gibt wohl kaum jemanden, der sich nicht mehr an die Vuvuzela erinnert. Wo haben sich bloß die zahlreichen Deutschland-Artikel versteckt? Verstauben sie etwa im Keller?
Fanartikel-Geschäft läuft schlecht
Ein Fahnenmeer auf den Straßen - Fehlanzeige. Die Stimmung bei den Leuten ist verhalten. Nur ganz vereinzelt sind die Farben der deutschen Flagge zu entdecken. Hier mal ein kleines Fähnchen am Fahrrad, da mal ein schwarz-rot-goldener Regenschirm. Die Dame in der Straßenbahn hat ihre „Deutschland“-Tasche auch nicht wegen der Frauenfußball-WM mit dabei. Euphorie sieht anders aus.
Das zeigt sich auch in den Läden und Kaufhäusern. Dort läuft das WM-Geschäft nur schleppend. Wer ein Deutschland-Fähnchen für sein Auto kaufen möchte, muss richtig suchen. Denn nur wenige Geschäfte bieten dieses Jahr überhaupt Deutschland-Fanartikel an. „Bei der Fußball-WM der Männer wollte jeder eine Deutschland-Fahne haben. Im letzten Jahr hatten wir zu dieser Zeit schon eine große Sonderfläche im Erdgeschoss mit Fanartikeln aufgebaut“, erzählt Miriam Brendle, Abteilungsleiterin bei Galeria Kaufhof. „Aber dieses Jahr bleibt die große Nachfrage bisher aus. Dabei sehen die Trikots der Frauen richtig gut aus“, verrät sie.
Übertragung der Spiele, wenn gewünscht
Vielleicht möchte nicht jeder die komplette Fanausstattung dabei haben, aber besteht denn überhaupt Interesse, die Spiele zu sehen? In den Kneipen herrschen gemischte Gefühle. Zwar sind sich die Wirte größtenteils einig, dass sie die Spiele der Frauen-WM übertragen wollen, mit einem großen Ansturm rechnet aber keiner. Vielmehr sollen die Fernsehbildschirme nach Bedarf eingeschaltet werden - nebenbei zum normalen Betrieb. „Wenn die Leute die Spiele sehen möchten, werden wir sie natürlich zeigen“, so heißt es zum Beispiel in Heinzi’s Treff in der Altstadt. Im Vasco da Gama wird noch überlegt, ob die Spiele überhaupt gezeigt werden sollen. Das Fußballfieber ist eben noch nicht ausgebrochen.
Mag sein, dass die Begeisterung in Gelsenkirchen nur deshalb noch nicht angekommen ist, weil hier keine WM-Partie ausgetragen wird. Heinz-Peter Domjahn, Inhaber des Middelicher Hof in Erle, hat auf jeden Fall noch Hoffnung. „Das wird noch kommen. Wir zeigen auf jeden Fall alle Spiele. Bei uns haben sich schon einige zum Rudelgucken angemeldet. Der Beamer und die große Leinwand stehen auch schon bereit. Zusammen macht das doch auch mehr Spaß“, sagt er.
Vielleicht hat er Recht. Vielleicht schwingt die Stimmung mit dem ersten Spiel der deutschen Frauen gegen Kanada ja noch einmal um. Und dann gibt es doch noch ein zweites Sommermärchen. Schön wär’s auf jeden Fall.
Gemeinsam gucken im Gemeindezentrum
Warum alleine vor dem heimischen Fernseher hocken, wenn Fußball-Gucken gemeinsam viel mehr Spaß macht? Die Evangelische Kirche in Deutschland hat wieder einen Rahmenvertrag mit der FIFA geschlossen, nach dem Evangelische Kirchengemeinden zum Public Viewing der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft vom 26. Juni bis zum 17. Juli 2011 einladen dürfen.
Der Eintritt ist frei. Speisen und Getränke gibt es für kleines Geld. Gezeigt werden alle Spiele mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft – und zwar in der Apostel-Kirchengemeinde Gelsenkirchen im Gemeindehaus Haverkamp, Grieseplatz 10, in Bismarck sowie in der Christus-Kirchengemeinde Buer. Dort sind die Spiele im Thomaszentrum, Surkampstraße 33, zu sehen.