Gelsenkirchen..
Auch mitten in der Großstadt sind Jäger unterwegs. Etwa um Kaninchen-, Fuchs- oder Krähenpopulationen im erträglichen Rahmen zu halten. Doch das Jagen in bewohnten Gebieten bietet jede Menge Streitpotenzial.
Es ist die klassische Konfliktsituation in der Stadt. Kaninchen? Süß. Wenn sie nicht gerade auf Omas Grab die Primeln abfressen. Tauben? Friedensboten! Wenn sie nicht die Fensterbank vollkoten. Füchse? Prima, wenn sie dem Menschen nicht zu nahe kommen. Und so rückt der Jäger an, um in den Lauf der (domestizierten) Natur einzugreifen – und das Drama wird um einen weiteren Akt bereichert. „Jagd in der Großstadt ist kein reines Vergnügen, sondern extrem problematisch. Ruckzuck hat man Reibungspunkte und Konflikte.“ Das sagt ein Jäger – Stefan Lacher, Vorsitzender des Hegerings Buer.
Ein typischer Fall: Vor einigen Tagen knallte es morgens gegen 5.15 Uhr im Bulmker Park. Frühe Spaziergänger reagierten verstört bis verärgert, fragten sich: „Dürfen die einfach so hier rumballern“, wenn sie vielleicht Passanten, Hunde oder frei laufende Katzen gefährden? Die Polizei wurde angerufen. Dort war der Einsatz bekannt. Rechtlich gedeckt war er ohnehin.
Sportplätze, Parkanlagen, Friedhöfe
In sechs gemeinschaftliche Jagdbezirke und weitere sechs Eigenjagdbezirke ist das Stadtgebiet aufgeteilt. Dazu gehören eben auch die 138 befriedeten Bezirke, von denen aktuell rund 90 aktiv bejagt werden: Sportplätze, Parkanlagen, auch Friedhöfe. „Aus Verkehrssicherheitsgründen“, aber auch um die Populationen im Rahmen zu halten, werden Kaninchen und Tauben geschossen – nach festen Vorgaben. Diesen Monat z. B. e ist die Jagd ab 30 Minuten vor Sonnenaufgang bis 8 Uhr und abends 30 Minuten vor und 60 Minuten nach Sonnenuntergang erlaubt. So lange reicht das Büchsenlicht. „Jäger sind gehalten, sich zu überzeugen, dass keine Menschen auf der Fläche sind und möglichst vorab die Polizei zu informieren. So weit ich weiß, halten sich alle daran, auch um Beschwerden gering zu halten“, sagt Waldemar Kinzel, Teamleiter der Unteren Jagdbehörde.
„Wir Jäger sind die Exoten in der Großstadt. Die Leute haben Angst, fühlen sich in ihrer Erholung gestört, sind vielleicht Jagdgegner, und sehen sich im Recht“, sagt Lacher. „Aber wir machen das ja nicht, um jemanden zu ärgern.“ Jäger verstehen sich in der Regulierungspflicht. Und dann sind da noch die Landwirte: Die können Jagdpächtern saftige Rechnungen präsentieren für Wildschäden.
Die Abschusszahlen sind nicht mehr so groß wie vor Jahren, als allein am Schloss Berge im Jahr bis zu 3600 Kaninchen getötet wurden. „Aber drastisch zugenommen haben Rabenkrähen und Füchse“, so Lacher. Die Zahlen sprechen für sich: 2009/10 (bis 30. März) wurden 2577 Kaninchen, 2304 Tauben, 955 Elstern, 807 Aaskrähen und 151 Füchse zur Strecke gebracht.