Gelsenkirchen/Gladbeck.
In Folge der Wirtschaftskrise musste der Gelsenkirchener Flachglashersteller Pilkington im Werk Gladbeck die Produktion um bis zu 25 Prozent senken. Künftig will die Firma mehr Produkte anbieten - und kündigt eine Investition in Millionenhöhe an.
Der Flachglas-Hersteller Pilkington mit Sitz in Gelsenkirchen ist voll in den Sog der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise geraten. Nur dank der Weiterverarbeitung von Basisglas zu Spezialglasen - u.a. im Gelsenkirchener Werk - fuhr die Pilkington Deutschland AG 2010 noch ein positives Ergebnis ein. Das bestätigte im Gespräch mit der WAZ Vorstandsvorsitzender Jochen Settelmayer.
Nur langsam gelinge die Erholung. „Wir erwarten, dass wir erst 2013 wieder die Mengen produzieren wie vor der Krise 2008“, so Settelmayer, der sich aber durchaus optimistisch gibt. Nach Ausbruch der Finanzkrise Ende 2008 seien die Mengen, so Settelmayer, kurzfristig gewaltig weggebrochen. „So dramatisch haben wir das noch nie erlebt.“
Senkung der Produktion um bis zu 25 Prozent
Im Pilkington-Werk Gladbeck, wo auf einer von zwei Floatanlagen Basisglas für die Baubranche produziert wird, aus dem das Gelsenkirchener Werk vorwiegend sein Glas für die Weiterverarbeitung zu Brandschutz-, Verbundsicherheits- und zu beschichtetem Glas bezieht, wurde die Produktion 2009 um 20 bis 25 % abgesenkt. Zwei Monate lang stand im Sommer 2009 sogar eine der zwei Floatanlagen still, der Schmelzofen wurde nur heiß gehalten. Im abgelaufenen Jahr habe sich die Situation etwas gebessert, so Settelmayer, aber immer noch liege der Mengenausstoß 10 bis 15 % unter dem Niveau von 2008.
Während im gesamten Gladbecker Werk 2009 sechs Monate lang Kurzarbeit angesagt war, musste im Gelsenkirchener Werk in Teilen der Belegschaft erst 2010 zeitweise kurz gearbeitet werden. Niemand habe entlassen werden müssen. Settelmayer: „Wir gehen gemeinsam mit der Belegschaft durch die Krise.“ Im Werk in Rotthausen sind derzeit 580 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt sind bei der Pilkington AG 1680 Mitarbeiter tätig.
"Ordentliche Margen" mit Spezialglas
Unterm Strich habe sich für Pilkington die Erlössituation deutlich verringert, da bei sinkender Nachfrage und weltweit ausgeweiteten Kapazitäten mit gesteigerten Glasmengen die Preise sanken. „2009 hatten wir die heftigsten Tiefstpreise aller Zeiten.“ Da gleichzeitig der Kostendruck durch die Pilkington-Zulieferer stieg, und auch die Energiepreise „dramatisch anzogen“, habe das Konzernergebnis gelitten. Das sei, so Settelmayer, nur deshalb positiv gewesen, da Pilkington mit Spezialglasen, wie sie etwa in Gelsenkirchen gefertigt werden, „ordentliche Margen“ einfahre: mit Brandschutzglas, mit Solarglas oder mit Profilglas.
Künftig müsse sich Pilkington breiter aufstellen mit immer mehr Produkten, kündigte Settelmayer an. Etwa im Solargeschäft, aber auch auf neuen Feldern, wo man noch in der Entwicklung stecke - etwa bei Glas für die Medizintechnik, im LED-Bereich und bei eisenarmen (hellerem) Glas. „Solche Entwicklungen bieten Perspektiven.“ Settelmayer kündigte dazu Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe im Gladbecker Werk an.