Parteien schärfen ihr Profil oder sie versuchen es durch die Hintertür, Wahlkampf zu machen.
„Mit dem heutigen Tag ist die rot-grüne Kooperation abgeschlossen”, stichelte CDU-Fraktionschef Wöll Donnerstag im Rat leicht jubilierend. Zuvor hatte sein SPD-Amtskollege Haertel die Grünen bei einer langen Debatte zum „newPark”-Gewerbegebiet in Waltrop (!) der „Brunnenvergiftung” geziehen. Die ihrerseits warf der SPD in strengsten Worten ökologische Blindheit vor. Aus dem gleichen Frust hatten die Grünen auch das Zukunftsinvestitionspaket nicht mitgetragen. Ist wirklich Schluss mit Rot-Grün? Es gibt mit Irene Mihalic zudem eine eigene grüne OB-Kandidatin – trotz des SPD-Werbens.
Man erinnere sich allein, wie sich Rüttgers und Pinkwart, also CDU und FDP am schwarz-gelben Kabinettstisch in Düsseldorf und in aller Öffentlichkeit fetzen. Also nein, in der politischen Grundkonstellation ändert sich nichts. Aber es stehen Wahlen an. Da schärft sich das Profil. „Gut so”, meinte ganz analytisch SPD-Mann Pruin zum „grünen Fundamentalismus”. Da habe der Wähler die Wahl.
Wahlkämpferisch subtiler (verdeckter?) geht CDU-OB-Kandidat Mörs vor. Nachdem jüngst Bismarcker Schüler eindrucksvoll auf einer OB-Kandidatenrunde ihre Angst vor Gewalt bekundeten, schlug er in einem Brief an den OB (der schneller als die Post auch an die Presse ging) vor, eilig – damit das Thema schließlich nicht in den Wahlkampf gezogen werde – einen runden Tisch einzuberufen. Da sollten Experten, Betroffene und natürlich die OB-Kandidaten Lösungen diskutieren und suchen. Der OB antwortete (dann auch pressewirksam) leicht angesäuert, verwies auf den längst alle Betroffenen einbindenden Präventionsrat und schickte Mörs spitzfindig ein Beitrittsformular zu dessen Förderverein.
Polterei im Rat, Depeschen-Diplomatie zwischen Kandidaten: Es ist Wahlkampf. Das ist nicht schlimm, man muss es nur erkennen. Und beim Thema Jugendgewalt wird dann auch rasch klar, wo Unterschiede zwischen SPD, CDU und Grünen liegen. Da braucht's keine Tricks.