Gelsenkirchen.

Werden bald auf Gelsenkirchener Autobahngebiet Raser in die Radarfalle tappen? Nach den Sommerferien beginnen Abstimmungsgespräche für eine Blitz-Anlage am Erler A2-Tunnel. Wegen der Sicherheit, nicht wegen der Einnahmen, so die Stadt.

Der Goldesel des 21. Jahrhunderts steht auf einem Bein, hat häufig nur ein Auge, sieht bei Rasern regelmäßig Rot und lässt so manch’ Kämmerer strahlen – wie in Bielefeld, wo die im Dezember 2008 errichtete Blitz-Anlage an der A 2 bereits Millionen in die Stadtkasse gespült hat. Schon bald könnten auch in Gelsenkirchen Autobahnnutzer mit Bleifuß kräftig zur Kasse gebeten werden. Die Stadt will nämlich auf der A 2 hinterm Erler Tunnel in Richtung Hannover eine feste Anlage installieren lassen.

Die Verwaltung legt allerdings Wert auf die Feststellung, dass es bei diesem Vorhaben nicht um die Konsolidierung des maroden Haushalts geht. Sondern: um die Verkehrssicherheit und den Schutz von lärmgeplagten Anwohnern der Autobahn. Wie berichtet, hat Regierungspräsident Peter Paziorek nach einem Vorstoß der Bürgerinitiative gegen Lärm die Tempolimit-Zone am Erler Tunnel ausgeweitet. Um die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 km/h in diesem Bereich auch wirklich durchzusetzen, hat Stadtbaurat Michael von der Mühlen in einem gemeinsamen Gespräch mit dem RP und der Initiative die Errichtung einer festen Verkehrsüberwachung angeregt.

Neuland für die Stadt

„Die notwendigen Gespräche finden jetzt nach den Sommerferien statt“, sagt der städtische Verkehrsreferatsleiter Wilfried Wiedemann auf Anfrage der WAZ. Beteiligt sind neben der Stadt unter anderem die Bezirksregierung, der Landesbetrieb Straßen und das für die Autobahn zuständige Polizeipräsidium Münster. Ob das Verfahren nur Formsache ist oder es gar gute Gründe gegen eine feste Geschwindigkeitskontrolle an dieser Stelle geltend gemacht werden können, dazu will die Stadt keine Prognose machen. „Für uns ist das Neuland“, so Wiedemann – gibt es doch bisher auf „Gelsenkirchener“ Autobahn keine Radaranlage.

Wenn es am Ende des Verfahrens tatsächlich grünes Licht für Starenkästen hinterm Tunnel geben sollte, könnte das aber nicht nur für von der Mühlen und das Verkehrsreferat von Interesse sein, sondern auch Kämmerer Georg Lunemann und sogar den städtischen Personaldezernenten Joachim Hampe aufhorchen lassen. Das (besondere) Beispiel Bielefeld zeigt nämlich, was für Nebeneffekte eine solche Maßnahme haben kann.

7000 Mal pro Woche

Am sogenannten Bielefelder Berg der A 2 soll es nämlich anfangs 7000 Mal pro Woche geblitzt haben, obwohl Autofahrer per Hinweisschild rechtzeitig vor der Anlage gewarnt werden. Inzwischen hat sich die Zahl der Temposünder nach Stadtangaben auf 2000 bis 3000 eingependelt. Im ersten Jahr hat die Radarfalle rund 10 Mio Euro Mehreinnahmen in die Stadtkasse gespült. Zur Bearbeitung der Fälle mussten 16 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Schlagzeilen machte der Bielefelder Blitz aber vor allem durch prominente Sünder. So gingen dort nach Medienberichten u.a. Schauspielerin Simone Thomalla, Künstler Markus Lüpertz und Sänger Peter Maffay in die Falle.

Die Bielefelder Radaranlage wird übrigens zurzeit gewartet und soll erst im November wieder in Betrieb gehen.