Die gute Nachricht zuerst: Die Arena steht noch. Auch wenn Perücken-Freund Mickie Krause schon am Nachmittag heftigst dafür plädierte, die Hütte abzureißen, und Tausende ihm zustimmten, sind keinerlei baulichen Schäden beim Schalker Fußballtempel zu verzeichnen. Und auch ansonsten war die Schlagernacht Freitag ein voller Erfolg.
Schon am Nachmittag drängten sich Schlagerfans im Innenraum, schick aufgebrezelt mit Strohhüten, Wendler-Shirts und dem obligaten Kaltgetränk in der Rechten. „Fußball hin oder her – heute wird ordentlich die Sau raus gelassen“, gibt ein Mitglied der „Partygeier“ den Leitspruch für die folgenden Stunden aus und ordert für sich und seine drei Kollegen mal eben acht Gerstenkaltschalen. „Sonst muss man zu oft laufen.“
Partyknaller in Serie
Derart präpariert steht einer stimmungsvollen Schlagerparty natürlich nichts mehr im Wege. Die Veranstalter hatten einmal mehr das who is who der Szene zusammengetrommelt, um sich im Halbstundentakt das Mikrofon in die Hand zu geben. Dabei fand man eine gesunde Mischung für ältere und jüngere Semester im Auditorium. Abgefeiert wurde aber durchweg alles.
Gut, dass Mickie Krause mit Knallern wie „Jan Pillemann Otze“ oder dem hochlyrischen „Geh’ doch zu Hause, du alte Scheiße“ die Kreisläufe in Wallung bringen oder der Wendler dank zahlreich angereister „Wendler-Luder“, wie sich seine weibliche Anhängerschaft gerne nennt, für erhöhten Kreischalarm sorgen würde, war abzusehen. Dass aber auch alte Recken wie Graham Bonney oder Karel Gott nicht nur ihre Altersgenossen hinter dem Ofen hervorlocken würden, war schon ein wenig überraschend. Während erster selbst auch zur Gitarre griff und „Wähle 333 auf dem Telefon“ und „Rocking All Over The World“ schrammelte, gab sich die goldene Stimme aus Prag ganz als Entertainer alter Schule: Im schmucken weißen Zwirn besang er charmant die Reise „Einmal um die ganze Welt“. Und zur finalen „Biene Maja“, die dem Veranstaltungsort entsprechend nicht schwarz-gelb, sondern blau-weiß gewandet daher kam, fanden sich in den ersten Reihen Fans im Bienenoutfit.
Unangefochtener Herr im Rund war neben dem Wendler aber Lokalmatador Olaf Henning. 2009 noch Publikumsmagnet am Anfang des Festivals, ging er diesmal direkt vor dem finalen Auftritt von Jürgen Drews auf die Bretter. Zu „Die Manege ist leer“ schwappte die Laola-Welle durch die mit 40 000 Zuschauern gut gefüllten Ränge. Und zum Rausschmeißer „Cowboy und Indianer“ holten nicht nur die grazilen Tänzerinnen auf der Bühne das Lasso raus. Von vorn bis hinten, von links bis rechts wurde gesprungen, getanzt, geklatscht.
Apropos geklatscht: Die vielleicht erwartete respektive befürchtete Auseinandersetzung zwischen Michael Wendler und Mickie Krause blieb aus. Nachdem man sich beim letzten Zusammentreffen in Oberhausen nicht gerade mit Nettigkeiten überhäuft hatte, lag man sich in der Arena wieder in den Armen, trank ein Bier (passend zum Versöhnungsort natürlich ein Veltins) zusammen, und begrub sämtlichen Streitigkeiten.
So ist das im Schlager, oder um es mit Nicole zu sagen: Ein bisschen Frieden...