Mehr Polizisten für Gelsenkirchen fordert die Polizeigewerkschaft. Ihre Kritik: Es bleibt keine Zeit für mehr Präsenz auf den Straßen.
Die Gewalttat von Solln lässt auch den Ruf nach mehr Polizeipräsenz lauter werden. Die fordert auch der Kreisvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Lorenz Rojahn. „Das können wir aber nicht ausreichend gewährleisten”, betont der Gewerkschafter im gleichen Atemzug und kritisiert den massiven Stellenabbau bei der Polizei im Land und die wachsende Überlastung der Beamten.
„Es gibt Kollegen in Gelsenkirchen, die 600 bis 800 Überstunden vor sich herschieben”, so Rojahn. Fast 20 Prozent der Kollegen wären 2008 zudem länger als sechs Wochen krank geschrieben gewesen. Außerdem häuften sich Büroarbeiten wie Anzeigenaufnahme und Statistikerfassung: „Wir bekämpfen seit Jahren keine Kriminalität mehr, sondern verwalten diese nur noch”, spitzt der GDP-Kreisvorsitzende die Kritik zu.
Nach seinen Angaben sei für Gelsenkirchens Polizeipräsidium die Personal-Sollzahl nach der so genannten „belastungsbezogenen Kräfteverteilung” seit 2003 von 703 auf 684 gesunken. Mit tatsächlich 660 Beamten liege man zudem noch unter dem Soll. „Die Kollegen sehen doch, wie gut es bei der Bevölkerung ankommt, wenn sie präsent ist. Aber es bleibt keine Zeit rauszufahren. Dass das Land wieder pro Jahr 1100 neue Polizisten statt 550 in die Ausbildung nehme, wirke sich erst 2011 aus. Zugleich stiegen aber die Pensionierungszahlen, beklagt Rojahn.
Gelsenkirchens Polizeipräsident Rüdiger von Schönfeldt teilt die scharfe Kritik der Polizeigewerkschaft nicht und verweist auf die Verdoppelung der Neueinstellungen, wenn die Polizei vor Ort davon auch erst 2011 mit Verteilung der dann frisch gebackenen Beamten auf die Behörden profitieren würde. Auch auf den Pensionierungsberg, der erst ab 2015 drohe, wolle das Land personell reagieren. „Wir sind auf dem richtigen Weg”, so von Schönfeldt, der zugleich darauf verweist, dass die Landesregierung die Polizei von seinem aktuellen allgemeinen Sparkurs ausdrücklich ausgenommen habe.