Duisburg. Die Einsatzhundertschaft der Polizei schiebt mehr als 24 000 Überstunden vor sich her. In fünf bis sechs Jahren erwartet der Personalratsvorsitzende Weert Albers trotz der erhöhten Einstellungszahlen bei der Polizei sogar noch eine Zuspitzung der Situation.

Die Duisburger Einsatzhundertschaft der Polizei schiebt 24 000 Überstunden vor sich her. Diese Zahlen nannte der Personalratsvorsitzende Weert Albers der Redaktion. „Rechnet man die Alarmzüge hinzu, kommen noch einmal 3600 Überstunden hinzu.” Die Mitglieder der Alarmzüge gehören zum normalen Wechseldienst, verstärken jedoch bei bestimmten Einsatzlagen die Einsatzhundertschaft.

Bei der Einsatzhundertschaft ist man bemüht, die Überstunden durch Freizeit auszugleichen. Das gilt für ein Jahr. Erst danach besteht Anspruch darauf, dass die Überstunden finanziell abgegolten werden. „Das möchten aber die wenigsten Kollegen”, erklärt Weert Albers. „Die meisten haben lieber einen Freizeitausgleich. Zumal die Zulagen für Überstunden nur gering sind.”

Altlasten vom G8-Gipfel

Die durchschnittlich 200 Überstunden pro Polizist der Einsatzhundertschaft (sie besteht aus rund 120 Beamten) resultieren teilweise noch aus den Einsätzen während G8-Gipfels von Heiligendamm. Oft sind es auch Duisburger Polizisten, die während der Mai-Krawalle in Berlin eingesetzt sind. „Sie werden auch in andere Bundesländer gerufen, weil dort zum Teil nur zwei Hundertschaften existieren.”

In den letzten drei Wochen rückten Teile der Einsatzhundertschaft nach Köln aus (Sicherung eines Gerichtsverfahrens gegen einen Tschetschenen), zu einer Demonstration nach Leipzig (eigentlich war an diesem Wochenende Freizeitausgleich geplant) und zur Sicherung nach dem gewaltsamen Tod eines Mitglieds der Bandidos; dazu Einsätze bei Fußballspielen. Weert Albers: „Da sind die Kollegen kaum aus den Stiefeln gekommen.”

Zuspitzung durch Pensionierungen

In fünf bis sechs Jahren erwartet Weert Albers trotz der erhöhten Einstellungszahlen bei der Polizei eine Zuspitzung der Situation: „Dann gibt es eine ganze Pensionierungswelle.” Sie habe ihre Ursache in der Zeit, als die Rote Armee Fraktion (RAF) mit ihren Terroranschlägen die Bundesrepublik erschütterte: „Damals wurden viele Polizisten eingestellt, die dann in den Ruhestand gehen werden. Die Stellen können auch bei der derzeitigen Einstellungspraxis so schnell nicht alle besetzt werden”, fürchtet er. Im Gegensatz zu anderen Bereichen ist die Entlastung durch Technik bei der Polizei begrenzt.

Schon jetzt sei es so häufig so, dass man nur noch reagieren statt agieren könne. Die Polizei fahre zwar Einsätze, aber große Kontrollen, die der Präsenz und der Vorbeugung dienten, seien seltener geworden.