Das Lärmforum setzt sich für ein leiseres Gelsenkirchen ein. Dabei sollen sich die Bürger beschweren und so aktiv an den Aktionsplänen der Stadt mitwirken.

Er stört den Schlaf, macht krank und dünnhäutig. Er geht auf die Ohren und auf die Nerven. Die Rede ist vom Lärm, der auch in Gelsenkirchen die Gemüter erhitzt. „Das Thema pressiert”, weiß Gerhard Osadnik, Leiter des Referats Umwelt. Beim „Lärmforum” im Wissenschaftspark blieb dann auch kaum ein Platz frei.

Die Informationsveranstaltung war dabei nur der letzte in einem Dreischritt, den die „Umgebungslärmrichtlinie” der Europäischen Union vorschreibt. Das Ziel: Der Lärm selbst und die Anzahl der von ihm betroffenen Bürger sollen reduziert werden. Dazu musste die Stadt in einem ersten Schritt sogenannte „Lärmkarten” erstellen, auf denen neben der Belastungen der Bevölkerung durch Straßen-, Schienen-, Industrie- und Gewerbelärm auch die Hauptlärmquellen in Gelsenkirchen verzeichnet sind. „Das ist aber keine spezifische Rechtsgrundlage, um irgendwas einzuklagen”, stellte Osadnik klar. Auf Basis dieser Karten soll aber der „Lärmaktionsplan” Maßnahmen zur Verminderung des Krachs entwickeln. Ein Schritt, für den im Rahmen des „Lärmforums” die Mitarbeit der Bürger benötigt wird: „Es geht hier um ein konkretes, individuelles Mitwirken”, appellierte Gerhard Osadnik an die Besucher. Und weiter: „Sie als Sachkundige des Alltags sollen auch Hand anlegen.” - oder besser Ohr.

Verkehrslärm ist das Hauptproblem

Zu Beginn der Veranstaltung konnten betroffene Bürger ihren Beschwerden Nachdruck verleihen: Auf großen Karten von Gelsenkirchen klebten sie bunte Punkte, um Stellen mit besonderer Lärmbelastung zu markieren. Auch wenn einige Bürger hörbar skeptisch waren: „Und anschließend kommen die Karten wieder in die Tonne”, argwöhnte einer. „Wir arbeiten hier sicher nicht für die Schublade”, hielt Margit Bonacker von der Firma Konsalt, die das Projekt begleitet, dagegen. Das Ergebnis der individuellen Erfahrung deckte sich dabei weitgehend mit den zuvor entwickelten Lärmkarten: „Straßenlärm ist mit Abstand das größte Problem in Gelsenkirchen”, fasste Osadnik zusammen. Dabei werden von den Bürgern vor allem der Autobahnlärm der A2 und der A42 in Bismarck und Heßler als Belästigung wahrgenommen. „Das ist so laut, da meint man, man wohnt mitten auf der Autobahn”, meldet sich einer zu Wort. Darüber hinaus fühlen sich viele auch durch den Fahrlärm auf nicht ausreichend asphaltierten Straßen und von Bahnen und Zügen gestört.

Trotz der vielen Probleme und den strapazierten Nerven blieb die Debatte konstruktiv und sachlich. Vielleicht auch weil Gerhard Osadnik versprach, „dass kein Fall vergessen” werde: „Zu jeder Beschwerde wird es eine rechtliche Bewertung geben.”

Und das Lärmforum geht in die zweite Runde: Am Dienstag, 10 November, im Rathaus Buer, Goldbergstraße 12, ab 17 Uhr.

Wo stört der Lärm in Gelsenkirchen?

Ulrich Kiepert leidet - unter dem Lärm der Eisenbahn. Der Bismarcker, der es nicht zum Lärmforum schaffte, wohnt seit 30 Jahren in der Kronenstraße und kann sich an die nächtlichen Ruhestörungen nicht gewöhnen: „Nachts ist das Schlafen bei geöffnetem Fenster unmöglich.” Besonders zwischen Mitternacht und 1 Uhr „bollern die Güterzüge durch Bismarck, so dass man kein Auge zukriegt.”

Das ist laut Gutachter Christian Popp eine kritische Zeit: „Dann gleitet der Mensch eigentlich in eine erholsame Tiefschlafphase. Lärm verhindert das jedoch.” Dies könne auch gesundheitliche Schäden zur Folge haben, erklärte Popp. Viele Betroffene in Bismarck wünschten sich eine Lärmschutzwand, sagte Ulrich Kiepert, zumal man mit der A 42 „in doppelter Hinsicht lärmbelästigt” sei.

Doch auch an anderen Stellen gibt es Probleme: Zahlreiche WAZ-Leser schrieben uns, wo ihnen der Schuh drückt und der Kopf dröhnt. An der Hans-Böckler-Allee in Heßler und der Emil-Zimmermann-Allee sowie der Schweidtnitzerstraße in Erle verursacht ein starkes Verkehrsaufkommen sowie ein löchriger Bodenbelag Krach und Kopfschmerzen. Gleiches gilt für die Middelicher Straße in Resse. Dazu sorgen die A42 in Schalke und die A2 an der Oststraße in Erle für Ärger.