FDP, Grüne und Piratenpartei hatten in Buer allesamt Wahlsiege zu feiern. Die Lokale Bikini, Fuck und Museumscafé waren Gastgeber für die Wahlpartys: Eine Kneipentour auf der Gewinnerseite der Bundestagswahl.
Da, wo die Sieger sind: Das war am gestrigen Bundestagswahlabend ganz sicher die Kneipenszene in Buer, genauer gesagt drei Etablissements: In Bikini, Fuck und Museumscafé feierten drei kleine Parteien ihren Sieg, und zwar sowohl hinsichtlich Ergebnis als auch Stimmungspegel in genau der Reihenfolge.
Buschmannn, Buschmann im Bikini
Keine Frage, der Mann hat volles Haar und auch sonst ein ansprechendes Äußeres: Aber dass ein smarter Jurist aus Düsseldorf so ausflippen kann. . . Marco Buschmann, Bundestagskandidat der Gelsenkirchener FDP, tut dies hemmungslos bei der Verkündung der ersten Prognose gegen 18 Uhr. Prophezeit diese seiner Partei bundesweit doch deutlich über 14 Prozent. Und mit ihm jubelt die ganze liberale Anhängerschaft, inklusive der hochschwangeren Susanne Schaperdot: „Das ist ein Traumergebnis für Marco, ich hoffe, er kann jetzt endlich in den Bundestag einziehen”, seufzt die gescheiterte Bürgermeisterkandidatin. Und Marco Buschmann selbst in ganzer Bescheidenheit: „Um mich geht es hier doch erstmal gar nicht. Wichtig ist, dass wir als FDP das beste Ergebnis bei Bundestagswahlen überhaupt erzielt haben. Und dass es eine schwarz-gelbe Koalition geben wird.” Die Liberalen feiern übrigens stilecht mit reichhaltigem Bufett (Bikini-Wirt Christoph Klug sei Dank). „Probieren Sie mal!”
Musik der Freiheit im Fuck
„Wir haben so oder so gewonnen”, freut sich Fabian Hoff. Was stört es einen Pirat unter Piraten, wenn seine (Piraten-)Partei statt der erhofften fünf Prozent irgendwo zwischen zwei und drei abschneidet? „Wichtig ist, dass wir wahrgenommen werden!” Am Samstag bei Stefan Raab, am Sonntag beim erstmaligen Antritt zu einer Bundestagswahl, und an diesem Abend mit orangenen Fahnen und einem allzu verdunkelten Interieur in der Szenekneipe Fuck. „Wir haben in Gelsenkirchen Gesprächsangebote von SPD, Grünen und FDP erhalten”, freut sich ebenfalls Klaus Hammer. Eines sei jedenfalls klar (jenseits der Tatsache, dass diese Wahlpartie leider keine Schnittchen und Frikadellchen, allenfalls „Lieder der Freiheit”, wie Fabian Hoff auf die Frage nach der weiteren Abendgestaltung offenbart, zu bieten hat): „Wir werden in Zukunft in Deutschland eine Rolle spielen. Das wird viel Arbeit für uns, aber auch eine große Herausforderung.”
Traurig-Schönes im Museumscafé
Soll man sich freuen, oder soll man sich einbuddeln? Das Ergebnis für die Grünen bei der Bundetagswahl fällt definitiv so aus, dass keiner der nicht überaus zahlreich erschienenen Feiergäste im Museumscafé Luftsprünge machen möchte. „Wir als Grüne haben gewonnen und ein gutes Ergebnis erzielt”, sagt Robert Zion. Wiewohl: „Eine schwarz-gelbe Regierung haben wir uns ganz sicher nicht gewünscht.” In der Opposition habe man nun die Chance, am eigenen Profil zu feilen. „Vor allem am Personal.” Zu all dem traurig-schönen Jubelgejammer gibt's Weißwein, Salzgebäck und Lakritz plus Angela in Großformat. Prost Mahlzeit.