Gelsenkirchen. Eingeschleppte Art wird im Revier heimisch: Wie Gelsenkirchener mit den Insekten umgehen sollten. Und welche Gefahr von ihnen ausgeht.

Sie kommt immer näher: Vor zehn Jahren wurde die Asiatische Hornisse erstmals im Südwesten Deutschlands gesichtet, seither breitet sie sich immer weiter aus. Mittlerweile wurden Vertreter dieser invasiven (also eingewanderten) Art auch im Ruhrgebiet gesichtet. Nicht nur Dortmund oder Duisburg, auch Kommunen wie Essen, Herne und Bottrop warnen vor den meldepflichtigen Insekten. Und Gelsenkirchen? Wie viele Tiere oder gar Nester hat die Stadt registriert? Wie geht sie mit ihnen um? Wie sollen Bürgerinnen und Bürger reagieren, wenn sie ein Exemplar der Vespa Velutina sehen? Und was sagen die Imker? Das ist der Stand.

Schalke-Fans dürfte der schwarz-gelb gemusterte Rumpf mit den gelben „Füßen“ besonders ins Auge stechen: Mit etwas Übung sind Asiatische Hornissen recht gut von Europäischen Hornissen zu unterscheiden, die größer sind und deren Rumpf nicht nur eine Schwarz-Gelb-, sondern auch eine charakteristische Rot-Färbung aufweist.

EU verpflichtet Kommunen, Nester der Asiatischen Hornisse zu beseitigen

Ursprünglich stammt die Art aus Südostasien; sie wurde offenbar über den globalen Handel nach Europa eingeschleppt. Für Nichtallergiker sind deren Stiche laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zwar ungefährlich. Aber: Das Insekt ernährt sich zu einem großen Teil von Honigbienen und anderen Bestäuber-Insekten und könnte damit eine Gefahr nicht nur für die Imkerei, sondern auch für die heimische Artenvielfalt darstellen. Seit 2014 listet eine EU-Verordnung sie als invasive Art auf, deren Nester gemeldet und beseitigt werden müssen.

Daran sei auch die Stadt Gelsenkirchen gebunden, teilt auf Nachfrage Kay Kruppa vom Referat Umwelt mit. Insgesamt viermal sei die Untere Naturschutzbehörde 2023/24 alarmiert worden und zum Ortstermin ausgerückt, weil der Verdacht auf Sichtung einer Asiatischen Hornisse bestand. Bestätigt habe er sich indes nicht. „Noch nicht“, wie Kruppe überzeugt ist.

Gelsenkirchen sieht ersten Meldungen der Art mit gemischten Gefühlen entgegen

„Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auch bei uns Insekten dieser Art entdecken“, schließlich seien sie in umliegenden Nachbarstädten seit dem vergangenen Jahr gehäuft gesichtet worden. Speziell vom Lanuv in Sachen Identifizierung dieser invasiven Art geschult, konnte Kruppa bisher immer Entwarnung geben: „Es handelte sich um normale Wespen bzw. deren Nester.“ Im Falle einer tatsächlichen Begegnung mit Vespa Velutina jedoch müsste das Umweltreferat einen Schädlingsbekämpfer mit der Beseitigung der Nester beauftragen. „Dieser muss eine besondere Fortbildung in Bezug auf die Asiatische Hornisse absolviert haben, damit er auch die Königin erwischt und sie nicht an anderer Stelle ein neues Volk gründet.“

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Kruppa sieht den ersten Meldungen durchaus mit gemischten Gefühlen entgegen - aus finanziellen Gründen. „Die Nester befinden sich zumeist so hoch in den Baumwipfeln, dass wir einen Hubsteiger benötigen. Dann wird der Einsatz ziemlich teuer, denn die Beseitigung bezahlt die Stadt.“

Gelsenkirchener Imker reagieren bislang noch gelassen auf die drohende Verbreitung

Imker Ralf Berghane aus Gelsenkirchen-Horst will sich wegen der Asiatischen Hornisse nicht in Angst und Schrecken versetzen lassen.
Imker Ralf Berghane aus Gelsenkirchen-Horst will sich wegen der Asiatischen Hornisse nicht in Angst und Schrecken versetzen lassen. © WAZ FotoPool | Joachim Kleine-Büning

Und die Imker? Wie groß sind ihre Sorgen, dass die neue Hornissen-Art ihre Bienenvölker dezimiert oder womöglich vernichtet? Martin Welp, Vorsitzender des Gelsenkirchener Imkervereins, zeigt sich recht gelassen. „Bislang ist mir nicht bekannt, dass Vespa Velutina für den kompletten Verlust von Bienenvölkern verantwortlich ist.“ Auch der Horster Imker Ralf Berghane will sich nicht in Angst und Schrecken versetzen lassen. „Ich denke nicht, dass wir die Etablierung auch in Deutschland noch aufhalten können. Also müssen wir Imker uns darauf einstellen und etwa die Bienenbeuten mit Hilfe von Gittern schmaler machen, sodass die Hornissen gar nicht erst in den Stock fliegen können.“

Bürgerinnen und Bürger, die eine Asiatische Hornisse sichten, werden gebeten, sich bei der Stadt zu melden (Telefon: 0209 169-4267 oder -4405; Mail: kay.kruppa@gelsenkirchen.de).