Gelsenkirchen/Essen. Essen will Waffenkontrollen an Schulen und Jugendtreffs prüfen. Was macht die Stadt Gelsenkirchen, wo Teenie-Täter schon länger ein Problem sind?
„Jugendlicher Räuber sticht mit Messer auf Teenager (14) ein“, „Bundespolizei erwischt Jungen (15) mit Messer“, „Zwei 14-Jährige verletzen einen Mann (26) mit Messer und Steinen schwer“, „Schwerer Raub in Gelsenkirchen: Teenager von Jugendlichen mit Messer bedroht“: Das sind nur einige Schlagzeilen aus dem vergangenen Jahr, die alle eines gemeinsam haben: Jugendkriminalität in Verbindung mit einem Messer als Tatwaffe.
Und so wies die jüngst vorgestellte Kriminalstatistik auch für Gelsenkirchen einige besorgniserregende Entwicklungen auf. Eine davon ist eben, dass die Zahl der Fälle, bei denen das Tatmittel ein Messer war, im vergangenen Jahr von 112 rapide auf 188 gestiegen ist. Eine weitere bittere Erkenntnis ist, dass die Täter häufig Kinder und Jugendliche sind. Immer wieder werden erschütternde Fälle bekannt, bei denen Heranwachsende nicht nur mit einem Messer drohen, sondern sogar tödlich zustechen.
Taschenkontrollen an Essener Schulen – auch eine Maßnahme für Gelsenkirchen?
In Gelsenkirchens Nachbarstadt Essen will man diese Entwicklung nicht weiter tatenlos hinnehmen. Nach dem tödlichen Messerangriff mutmaßlich eines Kindes (13) auf einen Obdachlosen im Dortmunder Hafen ist für Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) klar: „Gleiches hätte auch in Essen passieren können. Dem wollen wir unbedingt entgegenwirken.“ Deshalb will die Stadt gemeinsam mit Schulen, der Polizei, dem Ordnungs- sowie dem Jugendamt ein präventives Konzept entwickeln, aber auch gezielte Überprüfungen an Schulen in die Überlegungen einbeziehen.
Dabei wird weniger an Metalldetektoren an den Eingängen gedacht als zum Beispiel an Taschenkontrollen. Geprüft werden soll aber auch, Treffpunkte von Jugendlichen zu Waffenverbotszonen zu erklären, so die Stadt Essen. Wie zu hören ist, erwartet der Oberbürgermeister möglichst schnell Ergebnisse.
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Ist das auch ein Modell für Gelsenkirchen? Schließlich erklärte auch der hiesige Polizeipräsident Timm Frommeyer, dass gerade in puncto Straßenkriminalität und Gewaltdelikte die Alarmglocken schrillen. „Es ist nicht allein die Anzahl der Taten, sondern die Qualität, also die Schwere der Straftaten, die besorgniserregend ist“, so Frommeyer. Beides beeinträchtige das „subjektive Sicherheitsgefühl“ der Menschen in dieser Stadt maßgeblich. Angst und Unsicherheit sind die Folgen.
Keine Türgriffe an Klassenräumen in Gelsenkirchen
Auf Nachfrage der WAZ erklärt Stadtsprecher Martin Schulmann, dass Waffenverbotszonen zwar in das Aufgabenfeld der Polizei fallen, die Stadt aber beim Thema Jugendgewalt, „auch und gerade an Schulen“, eng mit der Polizei zusammenarbeite. So sei in Gelsenkirchen etwa bereits die Zugänge in Klassenräume für Unbefugte durch das Austauschen von Türgriffen zu Türknäufen erschwert worden.
Mit Blick auf das Essener Vorhaben, Schüler gezielt nach Messern und Waffen zu kontrollieren, äußert sich der Stadtsprecher hingegen skeptisch: „Taschenkontrollen sind an Schulen rechtlich kaum umsetzbar“, so Schulmann, der aber darauf verweist, dass die Stadt und die Polizei immer im engen Austausch sind, „um nach entsprechenden Vorfällen gemeinsam sozialarbeiterische und repressive Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen. Das Ziel der Stadt Gelsenkirchen ist es, dass Kinder an Schulen sicher und unbeschwert lernen können.“