Gelsenkirchen-Buer. Das Parken in Gelsenkirchen-Buer soll einfacher werden: Dafür sorgen mehr als 300 Sensoren und eine App. Was das System kann, und wo es läuft.
„Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden“, sang einst Herbert Grönemeyer, „ich finde keinen Parkplatz, ich komm‘ zu spät zu Dir mein Schatz.“ Hätte Herbie damals die Gelsenkirchener City-App auf dem Smartphone gehabt, hätte er sich das Rundendrehen vermutlich sparen können. Aber dafür wäre der Welt ein Songklassiker vorenthalten worden.
Dass es schwierig ist, in Buer einen Parkplatz zu bekommen, ist weithin bekannt: Die Frage „Wo kann ich in der Stadt parken“ löst meistens ein ratloses Achselzucken aus. Doch damit könnte es jetzt vorbei sein: Die Stadt hat mit „Parken in Buer“ eine neue Funktion innerhalb der Gelsenkirchener City-App vorgestellt, die die Parkplatzsuche enorm erleichtern könnte. Bei der Präsentation wurde mit Superlativen nicht gegeizt: Ein „deutschland- und sogar europaweit einzigartiges Projekt“ sei das, sagte Günther Picker vom Unternehmen Cleverciti, das das System an den Start gebracht hat.
So viel Geld hat die Stadt Gelsenkirchen für das Projekt ausgegeben
Wer ab sofort einen Parkplatz in Buer sucht, kann auf der Startseite der City-App den Punkt „Parken in Buer“ ansteuern. Daraufhin öffnet sich eine Karte der Innenstadt, auf der innerhalb des Buerschen Ringes etwa 2000 Parkplätze angezeigt werden – je nachdem, ob sie belegt sind, in Rot oder Grün. Wenn man den gewünschten Parkplatz antippt, erhält man weitere Informationen (etwa, ob es sich um einen Anwohnerparkplatz handelt oder zu welchen Zeiten das Parken dort gebührenfrei ist). Über „Navigation starten“ leitet einen die App dann direkt zu dem gewünschten Parkplatz – ist der in der Zwischenzeit besetzt, sucht die App automatisch einen freien Platz in der Nähe.
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Etwa 800.000 Euro hat sich die Stadt Gelsenkirchen das System kosten lassen, 70 Prozent davon kommen allerdings aus Bundesfördermitteln. In den vergangenen zwei Jahren wurden in der Buerschen City mehr als 300 Videosensoren installiert, meist an Strommasten. Diese Sensoren überblicken von oben die Parkplatzsituation und sind in der Lage, festzustellen, ob ein Parkplatz besetzt oder frei ist. „Das ist alles datenschutzkonform“, beruhigt Mobilitätsmanager Matthias Schneider vom Verkehrsreferat der Stadt, „die Kameras erfassen keine Kennzeichen oder ähnliches, sondern registrieren nur, ob der Platz frei ist oder nicht.“ Die Daten werden in Echtzeit an die App weitergeleitet und stehen den Nutzern sofort zur Verfügung.
Stadt sammelt Parkdaten für weitere Planungen
Christoph Neumann, Leiter des Referats Verkehr, wies darauf hin, dass es sich bei dem Projekt um das „aktuell größte derartige Parkleitsystem für den öffentlichen Straßenraum“ handele, das in Deutschland im Einsatz sei. „Erstmalig wird die Verfügbarkeit der Parkplätze nahezu eines kompletten Stadtteils erfasst“, so Neumann. Als Projektpartner der Stadt waren die Firma Cleverciti Systems und das Fachplanungsbüro Ropertz Traffic Consult beteiligt.
Neben dem reinen Servicecharakter hat das Projekt aber auch einen weiteren Sinn: Dadurch, dass idealerweise lange Parkplatzsuchfahrten überflüssig sind, werden weniger Schadstoffe produziert. Dementsprechend kommen die Fördermittel auch aus dem „Green City Plan“ des Bundes, mit dem unter anderem die Feinstaub- und Stickstoffdioxidbelastung gesenkt werden soll. Weiterer Nebeneffekt: Die Stadt kann sehr genau und punktuell Daten zur Parkplatznutzung in Buer sammeln und für weitere Planungen nutzen.
Nachdem das System einige Monate im „Blindbetrieb“ getestet wurde, steht es ab sofort den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. „Wir rufen alle Verkehrsteilnehmer auf, das System auf Herz und Nieren zu testen“, sagte Christoph Neumann, „und mögliche Fehler sofort zu melden. Das hilft uns, stetig besser zu werden.“ Sollte das Pilotprojekt in Buer erfolgreich sein, könnte es auch in anderen Teilen der Stadt zum Einsatz kommen. Kleiner Wermutstropfen: Daten zu den privat betriebenen Parkhäusern in Buer liefert die App noch nicht – obwohl das technisch kein Problem sei, wie Neumann sagt: „Aber wir sind in Gesprächen mit den Betreibern.“
Die „City-App Gelsenkirchen“ gibt es für die Betriebssysteme Android und iOS in den bekannten Appstores.