Gelsenkirchen. Absolut authentisch – und überraschend: Im Wissenschaftspark Gelsenkirchen ist ab 7. März die Ausstellung „Ehrliche Blicke“ zu sehen.

Der Wissenschaftspark als Sitz des renommierten Pixelprojekts Ruhrgebiet war in den vergangenen 20 Jahren Schauplatz zahlreicher Fotoausstellungen. Diese führten allen Betrachtern nicht nur die Besonderheiten der Region vor Augen, sondern stets auch ihre schroffe Schönheit und den laufenden Wandlungsprozess. Ab dem 7. März steht nun erstmals allein Gelsenkirchen im Fokus. Und die Sonderschau mit dem maßgeschneiderten Titel „Ehrliche Blicke“ bietet eine wahrlich ungeschminkte Sicht auf diese Stadt. Auf ihre Menschen. Auf heutige und längst vergangene Zeiten. Aber natürlich auch auf ihren weltbekannten Fußballclub.

Kurator Peter Liedtke hat die neue Fotoausstellung „Ehrliche Blicke“ im  Gelsenkirchener Wissenschaftspark initiiert und zusammengestellt.
Kurator Peter Liedtke hat die neue Fotoausstellung „Ehrliche Blicke“ im Gelsenkirchener Wissenschaftspark initiiert und zusammengestellt. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Schalke 04 und der Stadtteil Ückendorf sind die Themen, zu denen am meisten Arbeiten eingereicht wurden“, berichtet Peter Liedtke. Der Pixelprojekt-Gründer und Kurator dieser Ausstellung hatte Ende 2023 einen Aufruf in die Fotografenszene gestartet - verbunden mit der Bitte, diesmal nicht Bilder aus der schönen weiten Welt einzureichen. Sondern ausschließlich Gelsenkirchener Motive.

Schalke 04 und der Stadtteil Ückendorf sind die bevorzugten Themen

Von den 5000 Fotografen, mit denen er sich weltweit vernetzt hat, wollten sich 52 sofort beteiligen. Und aus diesen eingereichten Arbeiten hat Liedtke nun im Alleingang 18 Bilderserien ausgewählt. Erstellt wurden diese von zwei Fotografinnen und 16 Fotografen. Viele der Auserwählten leben selbst in Gelsenkirchen, sodass eine gewisse Grundsympathie für die Stadt bei ihnen vorhanden sein dürfte. Das sieht man den meisten Arbeiten auch an. Sie sind mal mehr, mal weniger strahlend-schön. Aber allesamt gnadenlos authentisch. Und aussagekräftig!

Viele Schalker Fans trauerten auch noch am Tag nach der verpassten Meisterschaft 2001 rund um die Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen.
Viele Schalker Fans trauerten auch noch am Tag nach der verpassten Meisterschaft 2001 rund um die Glückauf-Kampfbahn in Gelsenkirchen. © Michael Kerstgens

„Wir wollten hier keine Lobhudelei betreiben. Denn dafür ist das Stadtmarketing zuständig“, sagt Liedtke mit einem Augenzwinkern. Stattdessen hätten die Einsendungen „überraschende Perspektiven und eine auffallend positive Bildsprache zutage gefördert“, so der Kurator.

Präsentiert werden die Arbeiten auch diesmal wieder an den Wänden des 300 Meter langen Arkadengangs im Wissenschaftspark. Die Ausstellung ist also für die zahlreichen Menschen, die dort arbeiten, bis zum 21. Juni ein alltägliches Angebot. Für alle anderen Freundinnen und Freunde von Fotografie und Zeitgeschichte hat sie definitiv den Stellenwert eines lohnenswerten Ausfflugsziels.

Gerhard Zelle hielt die feiernden Schalker Fans nach dem Bundesliga-Aufstieg 2022 mit seiner Kamera fest.
Gerhard Zelle hielt die feiernden Schalker Fans nach dem Bundesliga-Aufstieg 2022 mit seiner Kamera fest. © Gerhard Zelle

Die älteste Bilderserie trägt den Titel „Vestia“, stammt aus dem Jahr 1995 und wurde von Christian Westphalen angefertigt. Der in Dortmund lebende Fotograf durfte damals einen Blick in die Konserven- und Fleischwarenfabrik Vestia werfen. Dort wurden Tiere aus Notschlachtungen zu Fleischwaren weiter verarbeitet, die für den menschlichen Verzehr als „unbedenklich“ galten. Westphalen hatte seine eindrucksvollen Aufnahmen von der Belegschaft in den Räumlichkeiten wenige Monate vor der Schließung des Werks als Studienarbeit angefertigt.

Die Fleischwarenfabrik Vestia in Gelsenkirchen nahm Fotograf Christian Westphalen im Jahr 1995 in den Fokus.
Die Fleischwarenfabrik Vestia in Gelsenkirchen nahm Fotograf Christian Westphalen im Jahr 1995 in den Fokus. © Christian Westphalen

Nicht minder emotional ist die Serie „Meister der Herzen“ von Michael Kerstgens. Der in Wales geborene Fotograf war am 20. Mai in der Glückauf-Kampfbahn unterwegs. An jenem Tag waren die Profifußballer des FC Schalke 04 für wenige Minuten gefühlt Deutscher Meister. Doch weil Bayern München noch ein spätes Tor in Hamburg schoss, glitt der sicher geglaubte und bereits gefeierte Titelgewinn der Mannschaft und allen Fans dann doch noch durch die Finger. So gab es am Tag danach statt der erhofften Meister-Party ein Beisammensein zum kollektiven Trösten. Und das hat Kerstgens mit seiner Kamera festgehalten.

Freudigere Fußball-Momente hat da Gerhard Zelle festhalten können, der die Auswirkungen des Schalker Bundesliga-Aufstiegs 2022 auf die glückseligen S04-Fans bildlich festhielt. Und natürlich darf auch Joachim Schumacher nicht fehlen. „In seiner Serie wird er seinem Ruf als Trüffelschwein für schön-schreckliche Orte wieder einmal vollauf gerecht“, zieht Liedtke den Hut.

Die Ausstellung „Ehrliche Blicke“ wird am Donnerstagabend, 7. März, im Wissenschaftspark an der Munscheidstraße 14 in Ückendorf eröffnet. Beginn ist um 18.30 Uhr. Zu Gast sind zahlreiche der Fotografinnen und Fotografen, deren Arbeiten dort gezeigt werden. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.

Als Gastredner ist Olivier Kruschinski von der Stiftung Schalker Markt eingeladen. Auch Initiator Peter Liedtke wird etwas zur Ausstellung sagen. Diese ist bis zum 21. Juni im Ückendorfer Wissenschaftspark zu sehen – immer zu den normalen Öffnungszeiten (montags bis freitags, 8-17.30 Uhr).