Gelsenkirchen. 62.000 Fans werden in der Gelsenkirchener Veltins Arena erwartet, wenn Schalke gegen St. Pauli spielt. Doch Busse und Bahnen werden nicht fahren.
Als wäre die sportliche Situation des krisengebeutelten FC Schalke 04 nicht schon belastend genug, müssen sich Verein, Stadt und Sicherheitsbehörden in Gelsenkirchen jetzt auch noch einer logistischen Herkulesaufgabe stellen, die einigen Zündstoff bietet. Denn ausgerechnet, wenn die abstiegsgefährdeten Schalker am Freitagabend in der heimischen Veltins-Arena gegen den Aufstiegsaspiranten St. Pauli aus Hamburg spielen (18.30 Uhr), werden in Gelsenkirchen keine Busse und Bahnen fahren.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte ihre Mitglieder im Öffentlichen Personennahverkehr jüngst wieder aufgerufen, in den Arbeitskampf zu treten. Und die Streikwelle erreicht NRW just am Donnerstag und soll rund 48 Stunden dauern (29. Februar/1. März). Damit werden Zehntausende Fans von und nah und fern ihre Anreise zum Stadion vor allem ohne die Straßenbahn planen müssen, die sonst viele Tausende Stadionbesucher vor allem vom Hauptbahnhof zum Berger Feld bringt.
Mit Stand vom Montagvormittag können Bogestra, Stadtverwaltung, Polizei und Schalke 04 noch nicht viel dazu sagen, wie sie dem massiven Verkehrchaos begegnen wollen, wenn voraussichtlich Tausende Fans auf das Auto umsteigen werden, um zur Arena zu gelangen. Fakt ist, dass dazu Gespräche laufen, um die zu erwartenden Behinderungen zumindest ein Stück weit abzufedern.
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Doch Gelsenkirchen droht am Freitagabend nicht nur ein Verkehrskollaps, der Streik im ÖPNV beschäftigt Verein, Stadt und Polizei durchaus auch mit Blick auf die Sicherheitslage. Denn anders als sonst, wenn die Gästefans am Gelsenkirchener Hauptbahnhof ankommen und bereits ab dem Bahnsteig von Schalker Fans getrennt in Sonderbussen der Bogestra ohne Halt bis zum abgeriegelten Gästeblock der Arena gebracht werden, werden am Freitagabend keine Bogestra-Busse auf die Fans von St. Pauli warten. Schalke 04, als Veranstalter des Zweitliga-Heimspiels, versucht mit der Stadt und allen Beteiligten auch dafür eine Lösung zu finden. Andernfalls droht ein Marsch von Tausenden Fans aus Hamburg und Tausenden S04-Fans gleichzeitig entlang der Kurt-Schumacher-Straße zum Stadion – und das, wenn sehr wahrscheinlich sogar noch mehr Autos auf der Straße sind als sonst.
Keine Busse und Bahnen in Gelsenkirchen? Das ist auch ein Sicherheitsrisiko
Zusätzliche Brisanz bekommt das Thema durch die Anstoßzeit. Wenn das Spiel gegen 20.30 Uhr beendet ist, ist es schon dunkel, was die Polizei bei Begegnungen mit Konfliktpotenzial ohnehin schon immer vor eine besondere Herausforderung stellt. Wenn nun auch noch aufgrund fehlender Transportmöglichkeiten eine Trennung der Fanlager nicht gewährleistet werden kann, dann macht dies die Arbeit für die Polizei jedenfalls nicht gerade leichter. Zumal es im Hinspiel im Hamburger Millerntor-Stadion zu Auseinandersetzungen gekommen war. Bei dem Versuch, aus dem Gästeblock in den Heimbereich zu gelangen, kletterten rund 50 Schalker Fans über einen Trennzaun. Ordner versuchten, die Anhänger daran zu hindern und wurden dabei geschlagen und getreten. Acht Sicherheitskräfte wurden verletzt, drei von ihnen mussten im Krankenhaus behandelt werden. Außerhalb des Stadions setzten sich die Tumulte fort. Unter anderem wurden Polizisten mit Flaschen beworfen. Die Hamburger Polizei leitete mehrere Strafverfahren ein, beide Vereine verurteilten die Vorfälle.
Gespräche zwischen Schalke 04, Stadt Gelsenkirchen, Polizei und Bogestra
Noch hoffen alle Beteiligten, in den gemeinsamen Gesprächen Mittel und Wege zu finden, um die Folgen des Streiks zu mildern. Informieren wollen Schalke 04, Bogestra, Stadt und Polizei jeweils, sobald etwas spruchreif, wie Sprecher aller vier Institutionen auf WAZ-Nachfrage zu Wochenbeginn sagten.
Heinz Resch Verhandlungsführer für Verdi-NRW bei der Tarifverhandlung erklärt auf WAZ-Nachfrage, dass der Streik auf jeden Fall durchgeführt werde. Dass so viele Fans davon betroffen sind, sei zwar bedauerlich, aber man könne bei der Ansetzung von Warnstreiks nicht auf jede Veranstaltung Rücksicht nehmen.
Hintergrund des zweitägigen Warnstreiks sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 30.000 Beschäftigten (bundesweit rund 90.000) im kommunalen ÖPNV in NRW sowie weiteren Bundesländern. In den Tarifverhandlungen geht es nach Lesart der Gewerkschaft Verdi hauptsächlich um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und eine Entlastung der Beschäftigten. In NRW fordert die Verdi: Entlastungstage für alle Beschäftigten im ÖPNV, identischer Ort für Arbeitsbeginn und -ende, eine Zulage ab dem ersten Tag bei vorübergehender Übertragung höherwertiger Tätigkeiten, eine Schicht- und Wechselschichtzulage für den Fahrdienst, eine 100-prozentige Jahressonderzahlung, Überstunden ab der ersten Minute und in der individuellen Stufe ohne Abzug, eine Zulage für Vorhandwerker, Gruppenführer, Teamleiter nach individueller Stufe.