Gelsenkirchen. Die Veltins-Arena war in der Vergangenheit schon oft Schauplatz von sportlichen Großereignissen. Ein Blick zurück auf die Highlights.

Die Handball-EM in Deutschland begeistert derzeit den Kontinent. Zehntausende Besucherinnen und Besucher strömen in die ausverkauften Hallen. Ein Millionenpublikum fiebert vor den Fernsehgeräten mit. Und beim Eröffnungsspiel in Düsseldorf, das die Auswahl von Bundestrainer Alfred Gislason bekanntlich mit 27:14 gegen die Schweiz gewonnen hatte, wurde sogar ein neuer Zuschauer-Weltrekord aufgestellt. Die entscheidende Frage lautet nun: Wäre ein solcher Coup auch hier in Gelsenkirchen möglich?

Die übernächste Handball-WM der Herren steigt ebenfalls in Deutschland

Die einfache Antwort heißt: Ja! Denn für Deutschland läuft gerade ein echtes „Handball-Jahrzehnt“. Im vergangenen Jahr fand hier die Junioren-WM statt, die mit dem begeistert gefeierten Titelgewinn für die Heimmannschaft geendet hatte. Derzeit läuft die EM. Und bereits im Januar 2027 steigt auch die übernächste Handball-WM der Herren wieder hierzulande. Da könnte die neue Bestmarke von 53.586 Zuschauern, die nun in Düsseldorf aufgestellt wurde, schon wieder geknackt werden. Einen würdigeren Anlass als eine Heim-Weltmeisterschaft könnte es kaum geben.

Die Veltins-Arena würde dafür die optimalen Voraussetzungen bieten. Das hat sie auch schon bei anderen Sportarten bewiesen - etwa beim Eishockey. Es war der 7. Mai 2010, als eben hier in Gelsenkirchen das erste Match der 74. Eishockey-WM ausgetragen wurde. Das Team von Gastgeber Deutschland rang die stärker eingeschätzten Gäste aus den USA mit 2:1 nach Verlängerung nieder. Felix Schütz erzielte damals das umjubelte Siegtor. Und die 77.803 Besucher, die vor Ort mitfeierten, bedeuteten damals einen Zuschauer-Weltrekord fürs Eishockey.

Über 70.000 Zuschauer verfolgten das Eröffnungsspiel der Eishockey-WM 2010 zwischen Deutschland und den USA in der Veltins-Arena.
Über 70.000 Zuschauer verfolgten das Eröffnungsspiel der Eishockey-WM 2010 zwischen Deutschland und den USA in der Veltins-Arena. © IKZ | TOPP, Michael

Der „Biathlon auf Schalke“ dient ebenfalls als Beleg für die vorzügliche Tauglichkeit der Arena auch für Nicht-Fußball-Events: Dieses vor allem bei den Athleten höchst beliebte Wintersport-Ereignis erlebte vor kurzem seine 20. Auflage in Gelsenkirchen. Jahr für Jahr pilgern Ende Dezember Zehntausende ins Berger Feld, wenn die Schnee-Schützen durch die Loipen rasen.

Und auch beim Boxen waren schon mal 61.000 Sport-Fans live hier vor Ort dabei: Im Juni 2009 besiegte damals Wladimir Klitschko den Usbeken Ruslan Chagayev durch Aufgabe in der neunten Runde. Da damals das Dach der Arena geschlossen war, gilt dies bis heute als die größte Box-Indoor-Veranstaltung aller Zeiten. Diese Beispiele belegen: Gelsenkirchen ist rekordtauglich.

2004 wurde ein Zuschauerrekord für Vereinshandball aufgestellt

Zweifler könnten nun anmerken: „Ja, ja, das stimmt ja alles. Aber Handball ist noch einmal etwas ganz Anderes.“ Ihnen sei gesagt, dass die Veltins-Arena auch für diesen Sport schon einmal als faszinierender Austragungsort funktionierte. Es war der 12. September 2004, als die Saison 2004/05 der Handball-Bundesliga in der Veltins-Arena eröffnet wurde. Und zwar mit dem Knüllerspiel zwischen dem damals noch bärenstarken TBV Lemgo und dem Rekord-Champion THW Kiel. 30.925 Besucher waren mit dabei - das bedeutete damals einen neuen Zuschauer-Weltrekord für den Vereinshandball.

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Dieser wurde erstmals geknackt im Mai 2011, als 36.651 Besucher im Bröndby-Stadion von Kopenhagen das dänische Meisterschaftsfinale zwischen AG Kopenhagen und BSV Bjerringbro-Silkeborg mitverfolgten. Seit September 2014 gilt aber die Bestmarke von 44.189 Besuchern für Vereinshandball - aufgestellt beim 28:26-Sieg der Rhein-Neckar Löwen in der Frankfurter Arena gegen den HSV Hamburg.

Daniel Nienhaus ist der Leiter der Handballabteilung beim FC Schalke 04.
Daniel Nienhaus ist der Leiter der Handballabteilung beim FC Schalke 04. © Schalke 04

Und was hält der FC Schalke 04 als Eigentümer der Arena von der Idee, sich als Austragungsort für die Handball-WM 2027 ins Spiel zu bringen? „Dies ist eine Multifunktionsarena, in der bereits zahlreiche andere sportliche Großereignisse stattgefunden haben“, stellt Club-Pressesprecher Marc Siekmann fest. Ein solches Großereignis könne aber nur dann gestemmt werden, so Siekmann, „wenn es für alle beteiligten Parteien Sinn ergebe“. Denn ein Eröffnungsspiel von solchen Dimensionen ist auch stets ein riesiger Kostenfaktor. Laut Deutschem Handballbund hat allein die EM-Eröffnung in Düsseldorf insgesamt 2,5 Millionen Euro gekostet.

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„Ein WM-Spiel hier in unserer Arena wäre ein Traum. Ein Traum für unsere Stadt, aber auch für den Handball“, sagt Daniel Nienhaus. Der 41-Jährige ist seit 2021 Leiter der Handball-Abteilung des FC Schalke 04. Diese umfasse laut Nienhaus derzeit rund 360 Mitglieder, gut die Hälfte davon seien Kinder und Jugendliche. Die Arena hätte auf jeden Fall das Zeug dazu, Gastgeber eines solchen Großevents zu sein. „Darin geht doch wirklich alles“, sagt Nienhaus und lacht.

Von den einst 18 Handball-Vereinen in Gelsenkirchen sind nur noch vier geblieben. Neben den Schalkern sind das TB Beckhausen, CVJM Gelsenkirchen-City und DJK Rotthausen. Addiert kommen sie auf rund 700 Aktive, so Nienhaus, der als Linkshänder bevorzugt im halbrechten Rückraum spielt. Das sollen aber schon bald wieder mehr werden. Ein erfolgreiches Turnier wie jetzt die EM würde im Nachgang immer zahlreiche neue Kinder und Jugendliche in die Vereine spülen. „Das erhoffen wir uns natürlich auch diesmal“, sagt Nienhaus.