Gelsenkirchen. Gut, dass die Realität an Gelsenkirchens Schulen erkannt und benannt ist. Aber woher kommen die Zusatzlehrer? Ein Kommentar

Der erste Schritt ist getan: Das Bildungsministerium hat nun einen weitestgehend realitätsnahen schulscharfen Sozialindex errechnet, aus Fehlern beim ersten Ansatz und dem danach erfolgten Aufschrei der Kommunen und Schulen gelernt. Jetzt aber wird es ernst mit der versprochenen ungleichen Behandlung von Ungleichem: Wenn in Gelsenkirchen und anderen Ruhrgebietskommunen wie Duisburg und Herne so viele Schulen vor extremsten Herausforderungen stehen, dann muss auch das Personal anders verteilt werden. Auch wenn es Schulen mit einer wohlsituierten Elternschaft als Lobby und von ihnen gut unterstützten Kindern weh tut.

Es fehlt eine Gesamtstrategie zur Lehrkräftegewinnung

Aber auch das wird nicht reichen. Es braucht eine Gesamtstrategie für die Lehrkräftegewinnung, und zwar schnellstmöglich. Gefordert ist dabei auch die Kommune, die neben Stadtrundfahrten und Begrüßungszeremonien auch andere Anreize wie Kitaplätze mit attraktiven Betreuungszeiten für den Nachwuchs der Lehrkräfte schaffen sollte. Ab sofort könnten ordentlich besetzte Sekretariate und Hausmeisterstellen an allen Schulen zumindest Entlastung bringen.

Kommune und Land müssen schnell handeln

Zudem sollte das Land Möglichkeiten bieten, auch die „Prämien“ für die Arbeit an besonders belasteten Schulen zu erhöhen. Zur Not müsste auch mit Zuweisungen statt an Wunschstellen gekoppelte Abordnungen auf Zeit möglich sein, eine gerechtere Verteilung zu erreichen.

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Schließlich geht es auch um ein weiteres Lehrerseminar in Gelsenkirchen. Gelsenkirchen und seine zum Teil sehr gut ausgestatteten Schulen schon in der Ausbildung kennenzulernen, hat sich als bisher wirksamstes „Klebemittel“ für Lehrkräfte erwiesen. Das Ministerium hat bei der jüngsten Anfrage dieser Zeitung dazu signalisiert, dass man ein solches Ausbildungsinstitut zu installieren erwäge. Doch das brauche Zeit.

Genau die haben Kinder in Gelsenkirchen aber nicht. Es wird immer enger. Wenn Schule heute eierlegende Wollmilchsäue sein sollen, die neben ihren eigentlichen Aufgaben auch Sprache, soziales Miteinander, Wirtschafts- und Medienkompetenz und gesunde Ernährung vermitteln sollen, dann müssen sie auch das Personal dafür haben. Das Label als hochbelastete Schule allein hilft nicht.