Gelsenkirchen. Heiß begehrt sind Hotelzimmer für die EM. Wer eine Bleibe sucht, greift tief in die Tasche. Die Preise explodieren im Turnierzeitraum.

Ausgebuchte Hotels und volle Innenstädte: Mit großen Erwartungen blickt die Tourismusbranche Nordrhein-Westfalens nach den Umsatzeinbrüchen in den Corona-Jahren auf die Fußball-EM 2024. In Gelsenkirchen als einem von vier EM-Spielorten in NRW (Dortmund, Düsseldorf und Köln) rechnet man mit einem großen Besucherandrang, nachdem seit der Auslosung klar ist, dass unter anderem Fans aus England, Italien, Portugal, Serbien und Spanien in die Emscherstadt strömen werden.

Weil die Spiele einzelner Gruppen alle in NRW stattfinden werden, geht man beim Dachverband Tourismus NRW davon aus, dass Fans das Hotel nicht wechselten und gleich mehrere Nächte vor Ort verweilten. Das verspricht hohe Umsätze, das bedeutet aber auch: eine enorme Nachfrage. Schon jetzt sind manche Hotels aus- oder sogar überbucht. Lars Martin, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Gelsenkirchen, beruhigt dennoch: „Es gibt keine extremen Engpässe. Wer hier kein Zimmer bekommt, findet sicher im näheren Umkreis eine Unterkunft.“

Hotelzimmer in Gelsenkirchen: Während der EM steigen die Preise um das bis zu Zehnfache

Das klingt beruhigend, geht allerdings mit einem erwartbaren, aber nicht weniger unangenehmen Nebeneffekt einher. Und zwar mit teilweise enormen Preissteigerungen für Hotelzimmer im Zeitraum vom 14. Juni bis zum 14. Juli. Per Stichprobe und ohne Anspruch auf Vollständigkeit hat diese Redaktion die Preise von Beherbergungsbetrieben in Gelsenkirchen verglichen. Ergebnis: Zum Teil explodieren die Preise, eine Verdoppelung oder Verdreifachung der Preise ist eher die Regel als die Ausnahme. Und mehr geht immer.

Wer beispielsweise im Ibis Hotel am Hauptbahnhof oder im Schloss Berge im gleichnamigen Park übernachten möchte, der bezahlt für ein Zimmer für gewöhnlich 70 Euro respektive 170 Euro. Im EM-Zeitraum klettern die Preise auf rund 340 Euro beziehungsweise 395 Euro pro Nacht. Im Art Hotel am Buerschen Markt werden zu normalen Zeiten 84 Euro aufgerufen, bei der Euro 2024 geht es erst ab 300 Euro los. Etwa 110 Euro pro Nacht stehen beim Plaza am Stadtgarten auf dem Preisschild zu normalen Zeiten, während des Fußball-Turniers klettern die Preise auf fast 800 Euro pro Nacht.

Nach oben ist die Grenze offen. Im Heiner’s Parkhotel im Nordsternpark beginnt die Preisliste üblicherweise bei 95 Euro respektive 135 Euro die Nacht. Zur Europameisterschaft klettern die Preise pro Übernachtung sogar auf 950 Euro bzw. 1040 Euro - das ist das Zehnfache.

Die Schalker Veltins-Arena, eines von vier EM-Stadien in NRW.
Die Schalker Veltins-Arena, eines von vier EM-Stadien in NRW. © Foto: Martin Möller / FUNKE Foto Services | Martin Möller

Zimmer im „Stays“ neben der Schalker Arena in Erle sind in der Regel ab rund 100 Euro zu bekommen, während der EM werden bis zu 600 Euro verlangt, die Webseite zeigt zudem „ausgebucht“ an. Der Run auf Hotelzimmer ist sogar so groß, dass manche Unterkünfte überbucht werden. Das teilte beispielsweise jüngst das Plaza mit, das Haus mit den meisten Zimmern in Gelsenkirchen wird gerade renoviert. Die Hoffnungen vieler Gäste, die angefragt haben für die EM, beruhen demnach darauf, dass die Sanierung schneller vonstattengeht und vor der EM mehr Kapazitäten wieder frei werden.

DEHOGA-Sprecher: Kleine Hotelbetriebe halten an moderaten Preise eher fest - trotz des EM-Turniers

Lars Martin ist Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Gelsenkirchen.
Lars Martin ist Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) in Gelsenkirchen. © Hagen | Lichtrevier

Die großen Preisdifferenzen sind darauf zurückzuführen, dass „größere Hotelketten oft ihre Preise an die Nachfrage anpassen, beispielsweise, wenn Messen stattfinden“, erklärt Lars Martin. Sie arbeiteten per sogenanntem Revenue Management. Dabei steht eine möglichst hohe Rentabilität, sprich Gewinnmaximierung im Vordergrund. Kleinere Betriebe hingegen, so der DEHOGA-Geschäftsführer weiter, bevorzugten eher feste Preise für einen kontinuierlichen Umsatz. Der Buerer Hof ist ein Beispiel dafür. Derzeit wird man mit 120 Euro pro Nacht fündig, im neuen Jahr liegen die Zimmerpreise bei 139 Euro. Auf Nachfrage heißt es, dass man mit Rücksicht auf den Kundenstamm - Handwerker auf Montage beispielsweise - die Preise entsprechend der Teuerungsrate nur moderat angehoben habe. Und ob überhaupt ein EM-Aufschlag fällig sein wird, werde frühestens ab April entschieden. Lesen Sie auch:„Hochrisikospiel“ 2024: So zäunt Gelsenkirchen die Arena zur EM ab

Gelsenkirchener Hotel-Experte: Online-Portale sind immer billiger - direkte Hotel-Buchung oft günstiger

Was ist mit Buchungs-Portalen wie Airbnb oder Booking.com - welche Rolle spielen diese Mitbewerber während der EM in Gelsenkirchen? Martin zufolge stellten diese Anbieter „nur in großen Städten wie Berlin eine echte Konkurrenz“ dar, und das auch nur in der „Saure-Gurken-Zeit“, also in Zeiten geringer Nachfrage. Der DEHOGA-Geschäftsführer rät EM-Gästen ohnehin dazu, „lieber direkt beim Anbieter selbst ein Zimmer zu buchen“, als über solche Online-Plattformen. „Denn die Preise weichen vielfach ab, wer vor Ort nachfragt und direkt bucht, kommt meist viel günstiger davon“, so Lars Martin weiter. Das liege unter anderem daran, dass für die Vermittlung von Gästen die Internet-Konkurrenz von den Hotels zusätzlich Kommissionskosten verlange, die entsprechend eingepreist würden. Dazu kauften die Portale für ihr Portfolio höherwertige und damit teurere Zimmerkontingente ein.

Allzu lange sollten EM-Besucher mit den Buchungen im Übrigen nicht mehr warten, mahnt Lars Martin an. „Denn mit jedem Tag mehr, den man sich Zeit lässt, wird die Chance geringer, in Gelsenkirchen oder in der nahen Umgebung Zimmer zu finden“, sagt der DEHOGA-Experte abschließend.