Gelsenkirchen. Die Innenstadt Gelsenkirchens musste zuletzt eine Serie von Negativnachrichten hinnehmen. So will die Stadt nun bis 2026 gegensteuern.
Der Zerfall der Innenstadt, oder optimistischer formuliert: „Die Neuentwicklung der City“ ist eine Herkulesaufgabe, vor der zweifelsohne nicht nur Gelsenkirchen steht. Allen voran der Internethandel und ein verändertes Freizeitverhalten setzen den Innenstädten vielerorts zu. In Gelsenkirchen kommt neben dem geringen Durchschnittshaushaltseinkommen erschwerend hinzu, dass viele Menschen in der Stadt, die durchaus das nötige Geld haben, um es auszugeben, die Innenstadt weitestgehend meiden. Zum einen, weil sie nicht die Waren vorfinden, die sie brauchen oder wünschen. Und zum anderen, weil sie sich oftmals nicht wohlfühlen auf der Bahnhofstraße.
Das alles ist kein Geheimnis, weshalb die Stadtverwaltung ja auch einiges dafür zu tun verspricht, die Innenstadt zu revitalisieren. Dabei erlitt sie allerdings insbesondere in diesem Jahr einen Nackenschlag nach dem anderen. Erst ging Kaufhof, dann Primark und auch einige andere kleinere Geschäfte kehrten Gelsenkirchen den Rücken zu. Neueröffnungen gibt es zumeist nur aus dem Billigwaren-Bereich.
Angesichts dessen versprach vor einigen Monaten Simon Nowack, Wirtschaftsdezernent der Stadt, schnelleres Tempo bei der Umgestaltung der City durch personelle Aufstockung seiner Wirtschaftsförderung und Impulse durch eine Förderung durch das Land NRW. Seinerzeit hoffte man im Hans-Sachs-Haus auf rund eine Million Euro. Bereitgestellt werden nun rund 511.000 Euro durch das Förderprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren in NRW“, die sich aus einer Landeszuwendung in Höhe von rund 409.000 Euro und einem städtischen Eigenanteil in Höhe von 20 Prozent und somit 102.000 Euro zusammensetzen.
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„Diese Förderung ermöglicht uns die Entwicklung und Umsetzung neuer Perspektiven und Ideen für unsere Gelsenkirchener City“, freut sich Dr. Uta Willim, Referatsleiterin der Wirtschaftsförderung.
Doch so „neu“ sind die Ideen und Perspektiven nicht, wenn man sich die „drei Bausteine“ des Programms genauer ansieht. 150.000 Euro sind vorgesehen für die „Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der City“. Was genau dahinter steckt, teilte die Stadt bisher noch nicht mit. Nur so viel: Mehr Stadtgrün soll es geben und Kühlung durch Verschattungselemente. Auch „Kunstobjekte“ oder Wandmalereien seien denkbar, um das Stadtbild zu verschönern.
Stadt mietet leerstehende Immobilien an und vermietet sie günstig weiter
Der zweite Baustein ist gewissermaßen ein alter bekannter. Denn er schließt an das vorherige „Sofortprogramm Innenstadt“ an. Das Konzept: Die Stadt mietet leerstehende Immobilien an und vermietet sie dann – zu einem deutlich geringeren Mietpreis – weiter. Über das Programm konnten in Gelsenkirchen einige Neugründungen unterstützt werden – vom „Schloß Stolzenfelz“ an der Ahstraße bis zum „Café Sorella“ an der Hochstraße etwa. Dieses „Erfolgsrezept“ (Nowack) soll also 2024 fortgesetzt werden. Allerdings sollen damit nicht die bestehenden, über den bisherigen Anmietungsfond gestützten Läden weiterfinanziert werden, sondern neue Leerstände beseitigt werden.
Zusätzlich wurde dieses Mal auch eine Förderung von baulichen Anpassungen mit berücksichtigt, so dass ein Zuschuss für notwendige bauliche Änderungen im Ladenlokal beantragt werden kann. „Im Fokus stehen neue, kreative Geschäftsideen. Angebote, die es bisher noch nicht gibt und die zu einer Aufwertung der Innenstadt führen“, erläutert Klaus Kühnke, zuständiger Projektleiter bei der Wirtschaftsförderung.
Für die Anmietung stehen insgesamt knapp 161.000 Euro zur Verfügung. Die Anmeldung für interessierte Vermieterinnen und Vermieter und potenzielle Mieterinnen und Mieter steht ab Anfang Januar 2024 über die Internetseite der Stadt Gelsenkirchen zur Verfügung. Bereits jetzt können Fragen unter anmietung@gelsenkirchen.de an den bei der Wirtschaftsförderung zuständigen Projektleiter Klaus Kühnke eingereicht werden.
Machbarkeitsstudie für Weiternutzung von Kaufhof und anderen Immobilien
Abgerundet wird das Förderprogramm durch den Baustein „Unterstützungspaket Einzelhandelsgroßimmobilien“. Eine Machbarkeitsstudie soll die leerstehenden Großimmobilien (Kaufhof und Primark etwa) hinsichtlich baulicher, wirtschaftlicher und nutzungsspezifischer Aspekte analysieren und Handlungsempfehlungen geben. Dafür stehen 200.000 Euro zur Verfügung. Hintergrund ist, dass es zwar, wie auch die WAZ berichtet hat, durchaus schon Interessenten für die Nachmietung der beiden Immobilien geben soll – allerdings beim Kaufhof zum Beispiel nicht für alle Etagen. Das Problem sind die Obergeschosse. Büronutzung? Arztpraxen? Wohnungen? Was dort idealerweise entstehen kann, soll die übers Land geförderte Studie klären.
Das Förderprogramm läuft von Anfang 2024 bis Ende 2026. Innerhalb des Förderzeitraums sollen dann die einzelnen Maßnahmen umgesetzt werden, um die Gelsenkirchener City bei den vielfältigen Herausforderungen zu unterstützen.