Gelsenkirchen-Beckhausen. Wenn sogar Weltkonzerne auf Spezialwissen eines Gelsenkirchener Betriebes zurückgreifen, so ist diese Firma etwas Besonderes. Wir sagen warum.
So lange alles funktioniert, prima. Was aber, wenn Stromleitungen, Schaltkreise und Anlagen streiken, überprüft, repariert oder modernisiert werden müssen? Für viele Betriebe ist dann Aktenwälzen angesagt, weil die Dokumentation der Elektro-Installation – wenn überhaupt – meistens nur auf Papier festgehalten und im Lauf der Jahre auch nicht aktualisiert worden ist. Im besten Fall weiß ein altgedienter Mitarbeiter noch darüber Bescheid, welches Kabel wohin führt, welche Sicherung welches Gerät schützt. Das ist aber eher die Ausnahme.
Spätestens hier kommt das Team der Gelsenkirchener „dp dokuplan gmbh“ zum Einsatz. Die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Hans-Dirk Heinen und Ralf Meyer sind die Chefs eines zwölfköpfigen Teams aus Ingenieuren, Technikern und technischen Zeichnern. Ihr Geschäft: die Planung, Projektierung und Dokumentation von elektrischen Anlagen. Klingt sperrig, hat aber einen triftigen Grund.
„Oft verliert man bei der Fehlersuche und Instandsetzung einer elektrischen Anlage mehr Zeit bei der Suche nach der Dokumentation oder Ermittlung des Ist-Zustandes, als mit der eigentlichen Fehlersuche und -behebung“, erklärt Heinen den Nutzen solch digitaler Dokumentationen. „Wir dokumentieren mit unseren CAE-Systemen zum Beispiel an Flughäfen die Sicherungs-Unterverteilungen in den Terminals. Da kommen schon mal einige Hundert zusammen.“
Gelsenkirchener mit langer Referenzliste: Vom Infineon über Bayer bis Siemens
Mit diesem Geschäftsmodell besetzen die Gelsenkirchener seit 25 Jahren erfolgreich eine gewerbliche Nische, die es ihnen erlaubt, auch ohne Werbung und ständiges Klinkenputzen, Aufträge zu bekommen. Die Referenzliste ist gespickt mit namhaften Unternehmen – wie Infineon, Bayer, Siemens, Miele. Am Dienstag (21. Nov.) hat die IHK dem Betrieb die Jubiläumsurkunde verliehen.
Für den Chip-Riesen haben die Gelsenkirchener die CAE-Richtlinien nach neusten Kriterien überarbeitet. Heißt: Wer für den Weltkonzern eine elektrische Anlage liefert, muss seine Schaltpläne nach diesen Vorgaben erstellen. Infineon will in Dresden sein Werk erweitern. Damit soll unter anderem auch Deutschlands und Europas Abhängigkeit von Chip-Herstellern in Asien verringert werden.
Das Unternehmen plant Gesamtinvestitionen von rund fünf Milliarden Euro in das Werk, das im Jahr 2026 die Fertigung aufnehmen soll. Es handelt sich um die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte. Ob es zur Realisierung kommt, bleibt aber nun erstmal abzuwarten, weil der Bund eigentlich Subventionen zugesagt hatte, die durch das jüngste Urteil des Verfassungsgerichts nun vorerst unsicher erscheinen. Stichwort: Haushaltssperre.
Nach Köln/Bonn und Düsseldorf: Hamburger Airport erteilt Gelsenkirchenern Zuschlag
Gerade erst ist Heinen mit einem „Rahmenvertrag für den Flughafen Hamburg“ in der Tasche von einem Geschäftstermin zurückgekommen. Dass ausgerechnet ein Kleinunternehmer mit Sitz im Beckhausener Gewerbegebiet Braukämperstraße den Zuschlag eines Riesenbetriebes bekommt, ist auf „eine Empfehlung“ zurückzuführen, wie der 55-Jährige verrät. Denn seit 2015 und 2018 gehören die Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf ebenfalls zum Kundenkreis. Bei den Schaltplänen von Müllverbrennungsanlagen oder Kraftwerken (RWE) haben die Gelsenkirchener Spezialisten ebenfalls ihre Finger im Spiel.
Unternehmerischer Mut und Weitblick haben den Betriebsstart am 18. November 1998 möglich gemacht. „Bis dahin hatte ich als Elektro-Planer/Konstrukteur in einem Ingenieurbetrieb in Gelsenkirchen gearbeitet“, blickt Hans-Dirk Heinen auf die Anfänge zurück. Die Firma habe aber vor dem Aus gestanden, zusammen mit drei gleichberechtigten Kollegen fasste der heute 55-Jährige den Entschluss, sich mit einem eigenen Ingenieurbüro selbstständig zu machen – in einer ehemaligen Augenarztpraxis an der Darler Heide.
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Ein Startvorteil: „Wir hatten durch unsere bisherige Arbeit schon viele Kontakte und ein breites Kundennetzwerk, das hat unseren Start erheblich erleichtert.“ Weshalb auch die Volksbank Ruhr Mitte die Gründung seinerzeit finanziell mittrug. „Fördergelder“, so Heinen, „haben wir nie gebraucht.“
Ein weiterer Vorteil: Wer den Begriff „Elektrodokumentation“ googelt, stößt sofort auf die Gelsenkirchener – die haben sich klugerweise die Internet-Domäne „elektrodokumentation.info“ gesichert, dadurch gelangt man auf der Trefferliste ganz weit oben.
Wachstum nur mit personeller Aufstockung: Diese Kräfte sucht Gelsenkirchener Firma
An die 55 Kunden betreut das dp dokuplan-Team in etwa im Jahr, darunter sind auch Stadtwerke, Müllverbrennungsanlagen, Maschinen- und Anlagenbauer. Der Umsatz schlägt mit 700.000 bis 800.000 Euro jährlich zu Buche. „Nach oben ist aber noch Luft“, sagte Hans-Dirk Heinen mit Blick auf die magische Millionen-Marke. Ein siebenstelliger Umsatz ist aber nur zu erreichen, wenn der Spezialbetrieb auch personell wächst. Ein echtes Problem in Zeiten des Fachkräftemangels.
Bewerbung mit einem Klick hochladen
Wer sich beim Gelsenkirchener Unternehmen „dp dokuplan gmbh“ bewerben will, kann direkt den Kontakt suchen. Erreichbar ist der Spezialist im Norden der Stadt per Mail an job-boerse@dp-dokuplan.de – telefonisch erreichbar unter: +49 209 70 111 0.
Gesucht werden „Technische Systemplaner / Zeichner Elektrotechnik“ sowie „Trainees Eplan Zeichner Elektrotechnik“. Auf der Webseite des Unternehmens wird eine One-Klick-Bewerbung angeboten, über die man seine Bewerbungsunterlagen blitzschnell hochladen kann.
„Denn im Moment verbringe ich viel Zeit damit, passendes Personal zu akquirieren“, berichtet der 55-Jährige über die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. Wie viele andere Betriebe, muss sich auch die „dp dokuplan gmbh“ gegen Abwerbeversuche aus der Industrie wappnen – für ihren Betrieb können die Firmenchefs Heinen und Meyer neben einem „ordentlichen Lohn“ auch eine „private Krankenversicherung / betriebliche Altersvorsorge“ in die Waagschale werfen, ebenso „Homeoffice mit flexiblen Arbeitszeiten“ mit Blick auf junge Familien wird angeboten.
Am liebsten würde Heinen zwei Elektriker aus dem Umkreis von Gelsenkirchen anstellen und fortbilden, Erfahrung mit dem Entwerfen oder Dokumentieren von Schaltplänen am Computer mit spezieller Software (EPLAN / ELCAD / AutoCAD), müssen die noch nicht mal mitbringen – „das zusätzliche Know-how ließe sich hier bei uns draufsatteln“. Heinen erwartet nämlich viel Arbeit in den kommenden Jahren – nicht zuletzt auch deshalb, weil die Dokumentationspflicht weiter verschärft wurde. „Es gibt einen sehr großen Nachholbedarf.“