Gelsenkirchen/Bottrop/Gladbeck. In Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck erhöhen sich 2024 viele Tarife des Grundversorgers ELE. Was das mit teurem Bier in Tankstellen zu tun hat.

ELE-Kunden bekommen in diesen Tagen wieder Post von ihrem Versorger, der ihnen in vielen Fällen schlechte Laune bereiten wird. Darin wird ihnen mit komplizierten Formulierungen nahegebracht, warum die Emscher Lippe Energie für viele ihrer Strom- und Gastarife jetzt doch wieder moderat den Preis anheben muss.

Als Erklärung zieht man beim Unternehmen dafür folgenden Vergleich heran: Weil die ELE eine Zeit lang der günstigste Grundversorger im Ruhrgebiet gewesen sei (im Sommer hatte der Versorger die Preise zuletzt angepasst), hätten viele Kunden dorthin gewechselt. Deshalb habe die ELE jedoch kurzfristig viel teure Energie nachkaufen müssen – ganz so, als wenn auf einer Party das Bier leer ist, man aber nur noch an die teuren Flaschen von der Tankstelle kommt. Und man dann plötzlich viele teure Getränke im Kühlschrank stehen hat, weil nicht mehr genug Gäste da sind, um das Bier leer zu trinken. In der Fachsprache heißt das: „Mengengewichtige Nachholungen weiterer Saldierungen aller Kostenbestandteile“.

Neue Strompreise in Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck: Die Grundversorgung geht rauf, die Sonderverträge gehen runter

Und so kommt es, dass jetzt eine Anpassung auf die Kunden zukommt, die sich im Kern auf folgende Botschaft bringen lässt: Die Grundversorgung geht rauf, die Sonderverträge gehen runter.

In der Grundversorgung Strom (Tarif „stromPlus“) steigt der Arbeitspreis je Kilowattstunde (kWh) zum 1. Januar 2024 damit um 0,98 auf 41,67 Cent. Auch der mengenunabhängige Jahresgrundpreis geht leicht nach oben und beträgt im nächsten Jahr 127,60 Euro (plus 3,67 Euro). Insgesamt liegen die jährlichen Mehrkosten für einen Haushalt mit durchschnittlichem Stromverbrauch damit bei unter 30 Euro, wie die ELE vorrechnet. Gewerbekunden müssen künftig 41,03 Cent/kWh (+ 1,08 Cent) zahlen, der Grundpreis liegt für sie jetzt bei 175,20 Euro im Jahr (+ 3,67 Euro).

Die Arbeitspreise aller älteren Strom-Sonderverträge sinken dagegen – und das um 5,45 Cent je kWh, der Jahresgrundpreis steigt gleichzeitig um 15,87 Euro. Für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 kWh sinken die Kosten um 147 Euro.

Neue Preise gibt es auch beim Erdgas. Der Arbeitspreis beim Grundversorgungstarif „erdgasBasic“ erhöht sich um 0,90 Cent auf 12,10 Cent je kWh, der Grundpreis steigt um 2,77 Euro auf 145,56 Euro pro Jahr. Bei einem Jahresverbrauch von 16.000 kWh steigen die Heizkosten damit um etwa 147 Euro.

Bei den selteneren Erdgas-Sonderverträgen sinken die Arbeitspreise um 2,48 Cent je kWh, die Grundpreise steigen um 2,77 Euro. Bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh ergibt sich daraus eine Kostensenkung von fast 500 Euro pro Jahr.

Die Mehrwertsteuer ist dabei allerdings weiterhin nur mit 7 Prozent angegeben. Erst kurz vor Jahresende soll der Bundestag darüber entscheiden, ob die Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme schon zum 1. Januar 2024 wieder von 7 auf 19 Prozent steigen soll, so wie es die Bundesregierung vorschlägt.

Anpassungen gibt es auch beim Wärmespeicher- und Wärmepumpenstrom. Der Arbeitspreis beim Grundversorgungsprodukt für Wärmepumpen steigt um 0,57 Cent auf 29,45 Cent je kWh, der Grundpreis um 4,19 auf 92,43 Euro. Für Nutzer von Wärmepumpen liegt der Jahresverbrauch im Durchschnitt bei etwa 5.500 kWh, das entspricht Mehrkosten von drei Euro pro Monat.

Preisanpassungen der ELE: Energiepreise steigen aufgrund hoher Netzentgelte

Die ELE erklärt die Anpassungen auch damit, dass es trotz gesunkener Beschaffungskosten „gestiegene staatlich gesetzte oder reguläre Preisbestandteile“ gibt. Gemeint ist damit laut Peter Efing der Anstieg bei der CO2-Umlage und den Netznutzungsentgelten. Dahinter stecken also die Kosten für die Nutzung der Stromnetze, die sich etwa durch die Investitionen im Ausbau der Netzinfrastruktur erhöhen. „Allein die vorläufig veröffentlichten Netzentgelte und Messstellenkosten im Bereich Strom zeigen eine Preissteigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr“, heißt es seitens der ELE.