Gelsenkirchen-Heßler. In Gelsenkirchen ist in der Nacht zum Donnerstag ein Geldautomat gesprengt worden. Die Täter entkamen in einem BMW. Ein Nachbar filmt alles.

Dreimal knallt es laut, dann fährt ein hochmotorisierter BMW in der Nacht zu Donnerstag, gegen 3.15 Uhr, mit aufheulendem Motor davon. Darin sitzen drei Täter (augenscheinlich Männer) und ein Fluchtfahrer oder eine Fahrerin, die zusammen zuvor versucht haben, einen Sparkassen-Geldautomaten in Gelsenkirchen-Heßler zu sprengen.

Am frühen Donnerstagmorgen heißt es auf Nachfrage der WAZ aus dem Polizeipräsidium zunächst noch, dass die Explosion in der Sparkassenfiliale an der Kanzlerstraße von Anwohnerinnen und Anwohnern gemeldet wurde. Inzwischen ist klar, die Polizei war übers Telefon gewissermaßen live bei dem spektakulären und gefährlichen Bankeinbruch dabei. Gefährlich nicht zuletzt deshalb, weil oberhalb der Bankfiliale auch Wohnungen sind.

Im Internet ist im Laufe des Tages ein vierminütiges Video eines Nachbarn aufgetaucht, der die ganze Tat gefilmt hat, während im Hintergrund eine Frau durchgehend mit der Polizei spricht und das Geschehen auf der Straße beschreibt.

Anwohner in Gelsenkirchen hören drei Detonationen – Flucht in einem dunklen BMW

Zu sehen sind dabei in der ersten Sequenz zwei Männer mit Stirnlampen, die aus der Filiale hinausrennen, während ein dritter Mann draußen in aller Seelenruhe eine schwarze Sporttasche zur Seite räumt, in der die Bankräuber offensichtlich ihr Einbruchs- und Sprengwerkzeug mitgebracht hatten. Leise sind die Männer wahrlich nicht.

Dann gehen alle drei Männer in einigen Metern Entfernung zum hellerleuchteten Bankeingang in Deckung, im Hintergrund piept ein Alarm, der wie ein Rauchmelder klingt. Sekunden später detoniert es gewaltig, dichter, weißer Rauch kommt aus dem Foyer der Sparkassenfiliale. Es ist deutlich zu hören, dass Metall oder Blech durch die Gegend geflogen sein muss. Die Täter verlieren keine Zeit, klettern über Trümmer, gehen hinein, rufen sich lautstark irgendwas zu. Offensichtlich konnten sie den Geldautomaten noch nicht knacken.

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Im Hintergrund hört man derweil ein Auto mit lautem Motor näherkommen. Die Polizei bekommt diese Informationen von dem filmenden Paar live mitgeteilt. Und wieder nur wenige Sekunden später detoniert es ein zweite Mal, jetzt kreischt auch ein Baby im Hintergrund, was sich durch die laute Explosion offensichtlich erschreckt hat. Wieder steigt dichter, weißer Rauch auf. Die Männer verlieren keine Zeit, laufen wieder in das Bank-Foyer, rufen sich wieder lautstark etwas zu, viel ist nicht zu verstehen, wohl aber: „schnell, schnell, schnell, go!“.

In dem Moment spiegelt sich das Scheinwerferlicht des Fluchtautos in den Fensterscheiben der Sparkasse. Der Fahrer sieht, dass seine Komplizen noch nicht fertig sind und dreht eine weitere Runde über die Straße Fersenbruch. In dem Moment knallt es ein drittes Mal.

Die Bankräuber gehen abermals in die Sparkasse, das Fluchtauto, ein BMW mit dem Kennzeichen D-ID 183, kommt nun zurück. Ermittlungen ergeben, dass die Nummernschilder nur kurz zuvor in Herten gestohlen worden waren.

Die Männer steigen nun in den BMW mit der beigen Lederausstattung ein, der Fahrer setzt das Fahrzeug zurück und fährt donnernd los. Laut Polizeiangaben flüchten die dunkel gekleideten Täter über die Straße Maibusch in Richtung Grothusstraße.

Das Video endet an dieser Stelle nach vier Minuten und einer Sekunde. Nach Angaben einer Sprecherin wurde die Polizei in etwa zum selben Zeitpunkt angerufen, zu dem das Video beginnt. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Täter, denen später die Flucht gelang, schon Zutritt zur Filiale verschafft und sie waren augenscheinlich auch schon daran zugange, den Bargeldautomaten für die Sprengung zu präparieren.

Bei der Sprengung ist ein erheblicher Sachschaden in der Bankfiliale entstanden, die darüberliegenden Wohnungen seien aber weiterhin bewohnbar. Die Geschäftsstelle befindet sich im Erdgeschoss eines Wohnhauses mit fünf Etagen. Lesen Sie auch:Automaten-Sprengungen: Sparkasse setzt auf Schutzpanzer

Polizei verliert Fluchtwagen aus den Augen – Färbesystem macht Scheine unbrauchbar

Ein Bild der Verwüstung in Gelsenkirchen-Heßler: Die Polizei hat das Gebäude, in dem sich die Sparkassen-Filiale befindet, abgesperrt. Ein Statiker ist beauftragt worden, zu prüfen, ob das Wohnhaus an der Kanzlerstraße, einsturzgefährdet ist. Foto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services
Ein Bild der Verwüstung in Gelsenkirchen-Heßler: Die Polizei hat das Gebäude, in dem sich die Sparkassen-Filiale befindet, abgesperrt. Ein Statiker ist beauftragt worden, zu prüfen, ob das Wohnhaus an der Kanzlerstraße, einsturzgefährdet ist. Foto: Ingo Otto / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Polizisten entdeckten das Fluchtauto sogar noch kurzfristig auf der Emil-Zimmermann-Straße, verlieren es allerdings wieder aus den Augen. Die weitere Flucht sei augenscheinlich in Richtung A 2 erfolgt. Angaben zur Beute konnte oder wollte die Polizei am Donnerstag nicht machen.

Der Sparkasse zufolge befindet sich der Geldautomat in einem nachts verschlossenen Foyer. Das Gerät und die Filiale seien vielfach abgesichert, Schilder wiesen demnach darauf hin. Doch selbst „Alarmanlage, Kameras, Vernebelungsmaschine und ein Färbesystem“, das die Scheine bei solchen Beutezügen durch Farbe unbrauchbar macht – jeder erkennt dann, dass es sich um Diebesbeute handelt, „haben die Täter offenbar nicht abgeschreckt“, so Sparkassen-Sprecher Udo Kramer. Einen patrouillierenden Wachdienst gibt es nicht, dafür eine Leitstelle, in der Kamerabilder einlaufen.

Nach Auskunft der Gelsenkirchener Feuerwehr haben die Detonationen die Statik des Gebäudes nicht beeinträchtigt. Personen wurden nicht verletzt. Zur Schadenshöhe konnten noch keine Aussagen gemacht werden.

Hinweise zum Fluchtfahrzeug und den Tatverdächtigen nimmt die zuständige Polizei Münster unter der Rufnummer 0251 275 0 entgegen. Mögliche Videoaufnahmen können hier über dieses Hinweisportal der Polizei zur Verfügung gestellt werden.