Gelsenkirchen-Buer. Gelsenkirchener Unternehmer Thomas Bernau spricht exklusiv Klartext: Was er mit der Ex-Party-Location vorhat. Diese Vorwürfe macht er der Stadt.
Party-Location, Gastronomie- und Event-Tempel, Leuchtturm-Projekt: Für die Markthalle Buer gab’s seit ihrer Eröffnung 1999 viele Umschreibungen, davon jede Menge Superlative. Und heute? Kursieren Begriffe wie Schandfleck oder sogar Problem-Immobilie. Der einstige Publikumsmagnet steht leer und versprüht nach zahlreichen Auseinandersetzungen des Eigentümers Thomas Bernau mit der Stadt den spröden Charme einer Baustelle. Welche Pläne er hat, das verriet Bernau im Exklusiv-Gespräch mit der Redaktion.
2014 war es, als der Gelsenkirchener Unternehmer die Markthalle erwarb. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihr Niedergang bereits für viele Schlagzeilen gesorgt: Hochwertiger Einzelhandel funktionierte nicht mehr, die Fluktuation der Gastronomen war zuletzt groß, es kam immer öfter zu Leerständen in Unter- und Obergeschoss. Deshalb hofften Bürgerschaft und Politik, dass Bernau den Knoten durchschlagen und mit einem neuen Gastro-Mix nicht nur den Szene-Treffpunkt, sondern auch Buer beleben könnte.
Worum es bei den Auseinandersetzungen zwischen Bernau und Stadt Gelsenkirchen ging
Bis mit dem Biosupermarkt Denns ein erster Teilbereich in Betrieb gehen konnte, sollte es jedoch rund fünf konfliktreiche Jahre dauern, weil die Stadt durch die teils massiven Umbauten den Bestandsschutz nicht mehr als gegeben ansah. Sie forderte u.a. ein neues Brandschutzkonzept, was wiederum Bernau, Betreiber mehrerer Spielhallen und Edel-Restaurants, ablehnte. Für Streit sorgte auch, dass die Stadt Mitte 2017 den Bebauungsplan außer Kraft setzte, um die Billigkette Tedi in einer solchen Filetlage der buerschen City zu verhindern.
Am Ende blieb Denns nicht mal zweieinhalb Jahre: Anfang 2023 zog das Unternehmen enttäuscht wieder aus, da sich die Erwartungen an den Standort Buer im Allgemeinen und an die Markthalle im Speziellen nicht erfüllt hätten: Keiner der von Bernau angekündigten Gastro-Betriebe war eingezogen, von denen die meisten durch den Recklinghäuser Gastronomen Uwe Suberg betrieben werden sollten. Weder „Noah’s Place“, noch „The Italian“ öffnete ihre Türen, auch das geplante Sushi-Restaurant und die Gaststätte mit Wirtshaus-Charakter kamen nicht.
Warum die Markthalle Gelsenkirchen-Buer keine „hochwertigen Mieter“ bekommen soll
Der von Denns monierte Baustellencharakter, er ärgert noch heute viele Bueranerinnen und Bueraner. Zuletzt hatte sich Marktsprecher Marvin Tidili kritisch dazu geäußert. Wie berichtet, wurden eine Zwischendecke eingezogen, um die Mietfläche für Büros und Praxen zu erweitern, und ein gläserner Außenaufzug angebaut. Geplant war auch die Erweiterung der Außenterrasse. Wann die Arbeiten fertiggestellt werden, bleibt unklar. Bernau beteuert im Telefonat mit der Redaktion aber: „Wir suchen gerade neue Mieter für die Markthalle.“
Welche das sein könnten, ob es sich eher um Einzelhandel, Gastronomie oder Dienstleister handeln könnte, dazu wollte er nichts sagen. Nur soviel: „Ein hochwertiger Mieter wird es nicht.“ Hintergrund sind offenbar die Auseinandersetzungen mit der Stadt über baurechtliche Belange. Bernau zeigt sich jedenfalls nach wie vor verärgert und klagt über mangelnde Verlässlichkeit der Verwaltung und fehlendes Vertrauen in der Zusammenarbeit. So stehe die Suche nach Nachmietern für die Markthalle für ihn bei „Priorität 30“.
Gelsenkirchener Unternehmer beteuert: „Das ist keine Revanche“
Ob er sich damit bei der Stadt revanchieren möchte für die Probleme bei der Genehmigung der Baumaßnahmen? „Nein, das ist keine Revanche“, beteuert er. Es sei vielmehr schwierig, attraktive Mieter zu finden, „wenn die Stadt uns einen Container vor die Markthalle stellt.“
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Erschwert werde die Suche auch durch die Platzierung von „Billig-Textil-Marktständen“ zwischen einstiger Deutscher-Bank-Filiale und Markthalle. Wenn ein Interessent höre, dass mehrmals in der Woche ein solch fliegender Händler unmittelbar vor dem Kaufobjekt stehe, nehme er sofort Abstand von einer Investition.
Markthallen-Eigentümer: Stadt Gelsenkirchen trägt zu Problemen bei Mietersuche bei
Es liege alleine an diesem Stadtbild und einer Vernachlässigung der Reinigungspflichten durch Gelsendienste, dass die Markthalle noch leer stehe. „Alle meine anderen Immobilien in anderen Städten sind super vermietet.“ In Buer aber werde er sogar genötigt, monatlich 300 Euro für einen Schädlingsbekämpfer auszugeben, weil die Container auf dem Marktplatz so viele Ratten anzögen.
Deshalb werde er „keine Zeit vergeuden“ mit einer aufwendigen Mietersuche, sondern eher „abwarten, bis die Ratsmehrheit eine andere ist.“