Gelsenkirchen-Hassel/Westerholt. Das Gelände der Neuen Zeche Westerholt im Gelsenkirchener Norden wächst weiter: Demnächst wird es auch einen Anschluss ans Bahnnetz geben.
Leicht hatte es Bernd Lohse nicht: Der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt (EGNZW) musste am Montagmorgen stimmlich gegen einen Bagger ankämpfen, der sich hinter ihm durch die Erde wühlte. Aber: „Als Entwickler gibt es ja nichts Schöneres als den Krach des Baggers“, sagte er. Gemeinsam mit viel Prominenz stellte Lohse einen „städtebaulichen Brückenschlag“ zwischen Gelsenkirchen und Herten vor – der auch in Sachen Nahverkehr im Stadtnorden neue Möglichkeiten eröffnen soll.
Im Jahr 2008 wurde auf der Zeche Westerholt die letzte Kohle gefördert. In den kommenden Jahren soll auf dem riesigen Gelände ein neues Quartier entstehen, zahlreiche Gewerbeflächen warten auf potenzielle Investoren. Irgendwann, so hofft man in den beiden Städten, sollen hier wieder 1000 Menschen Arbeit finden – ein wenig so wie früher. Dafür wurde vor einigen Jahren die Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt gegründet, an der Gelsenkirchen und Herten sowie die RAG Montan-Immobilien beteiligt sind.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Fertigstellung des neuen Haltepunkts geplant
Jetzt ist das riesige Gelände noch ein bisschen riesiger geworden. Von der Deutschen Bahn hat die EGNZW ein 2,5 Hektar großes Grundstück erworben: Es schließt eine Lücke zwischen der Südgrenze des Zechengeländes und der Bahnstrecke, auf der die S-Bahnlinie 9 verkehrt – und demnächst auch in Westerholt hält. Denn dort baut die Bahn zurzeit einen neuen Haltepunkt, der laut Plan bis Ende 2024 fertig werden soll. Der neue Halt „Herten-Westerholt“ wird dann sowohl vom Westerholter Dorfkern als auch von der Hasseler Seite aus zugänglich sein.
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Ältere Menschen werden sich vielleicht noch daran erinnern können, dass in Westerholt einmal die Bahn hielt, und auch die Straßennamen verweisen darauf: Die Haupteinkaufsstraße ist die Bahnhofstraße, davon ab geht die Stichstraße „Zum Bahnhof“. Es ist allerdings auch schon 40 Jahre her, dass dort zuletzt ein Zug hielt. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) investiert rund zehn Millionen Euro in das Projekt, die Inbetriebnahme der Station Herten-Westerholt ist für Dezember 2024 geplant.
Tunnel soll künftig Hassel und Westerholt verbinden
Dabei beschränkt sich das Projekt nicht nur auf den Bau eines Haltepunkts. Zwischen Bahnhofstraße, Ring- und Grünstraße sowie den Gleisanlagen soll in Westerholt eine Erweiterung des Stadtteils mit direkter Zugänglichkeit für Fuß- und Radverkehr sowie Autoverkehr von der Bahnhofstraße aus realisiert werden. So wird unter anderem ein Tunnel unter der Bahnlinie hindurch gebaut, sodass man den Haltepunkt auch von der Gelsenkirchener Seite aus erreichen kann: „Der wird auch ausreichend groß und hell“, versicherte Bernd Lohse – ein „Angstraum“ soll dort nicht entstehen.
Bei dem 2,5 Hektar großen Gelände, das die EGNZW der Bahn abgekauft hat, handelt es sich um einen langen, schmalen Streifen zwischen der Bahnlinie und einer Leitungstrasse, durch die verschiedene Rohrleitungen verlaufen. Zu Zechenzeiten befand sich hier unter anderem der Holzlagerplatz, aber auch der schon längst zurückgebaute „Bahnhof“ der Zeche. „Demnächst wird diese Fläche sowohl fürs Wohnen als auch fürs Arbeiten genutzt werden können“, freute sich auch Gelsenkirchens Stadtbaurat Christoph Heidenreich am Montag, „die Neue Zeche Westerholt bildet die wichtigste räumlich-funktionale Verbindung zwischen den drei Stadtteilen Gelsenkirchen-Hassel, Herten-Westerholt und Herten-Bertlich.“
Sogar Besuch aus Düsseldorf war gekommen: Daniel Sieveke, Staatssekretär im NRW-Bauministerium, nannte das Vorhaben, die Grundstücke von Bahn und alter Zeche zusammenzulegen, „hochkomplex“: Damit seien die Weichen gestellt für eine nachhaltige infrastrukturelle Anbindung des insgesamt 39 Hektar großen Projekts.