Gelsenkirchen-Hassel. Ins alte Gesundheitshaus der Zeche Westerholt in Gelsenkirchen ziehen zwei Medienagenturen ein. Es ist die erste Vermietung auf dem Gelände.

Dominic Schneider brachte es auf eine knappe, aber zutreffende Formel: „Seit letztem Jahr wird wieder Kohle auf Westerholt gemacht“, sagte der Gelsenkirchener Bezirksbürgermeister (SPD). Das ist natürlich im übertragenen Sinne zu verstehen: Mit der „Kohle“ die hier gemacht wird, kann man nicht heizen, damit ist Geld gemeint.

Richtige Kohle wird auf der ehemaligen Zeche Westerholt schon seit Jahren nicht mehr gefördert, 2008 wurde das Bergwerk stillgelegt, als letztes in Gelsenkirchen. In den kommenden Jahren soll auf dem riesigen Gelände, das auf der Stadtgrenze zwischen Gelsenkirchen und Herten liegt, ein neues Quartier entstehen, zahlreiche Gewerbeflächen warten auf potenzielle Investoren. Irgendwann, so hofft man in den beiden Städten, sollen hier wieder 1000 Menschen Arbeit finden – ein wenig so wie früher. Dafür wurde vor einigen Jahren die Entwicklungsgesellschaft Neue Zeche Westerholt gegründet, an der Gelsenkirchen und Herten sowie die RAG Montan Immobilien beteiligt sind.

Gelsenkirchener Agenturen hatten ihren Sitz zuletzt in Buer

Am Freitag konnten Bernd Lohse, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, Stadtbaurat Christoph Heidenreich und Bezirksbürgermeister Dominic Schneider den ersten Investor vorstellen. Die Agenturen Marketing Rhein-Ruhr (MRR) sowie die DGA Medien GmbH haben das ehemalige Gesundheitshaus an der Egonstraße erworben. Sie verlagern damit ihren Sitz von Buer nach Hassel.

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Die MRR ist nach eigenen Angaben eine der führenden Agenturen für Web, Print und Mobile im Ruhrgebiet. Die DGA Medien ist seit 2005 spezialisiert auf Dienstleister des Gesundheitswesens, insgesamt beschäftigen die beiden Agenturen rund 30 Mitarbeiter. Bislang hatten sie ihren Sitz an der Lindenstraße in Buer.

Bis Ende des Jahres soll das Haus bezogen werden

„Wir wollten einen neuen Firmensitz in der Nähe“, erklärte Benedikt Erlemann, geschäftsführender Gesellschafter der beiden Agenturen. „Viele unserer Mitarbeiter wohnen in Buer, die sollten auch weiterhin einen kurzen Arbeitsweg haben.“ Bei der Suche sei ihm dann das Gebäude an der Egonstraße aufgefallen. „Da habe ich einfach bei Bernd Lohse an die Scheibe geklopft“, sagt er.

Bereits Ende Dezember wurde der Vertrag unterschrieben, mittlerweile haben die Bauarbeiten begonnen. Bis Ende des Jahres, so hofft Erlemann, wolle man eingezogen sein. Den Standort in Buer haben seine beiden Agenturen schon verlassen und sind vorübergehend im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Zeche untergekommen.

Stadtbaurat Heidenreich: „Wichtiges Signal“

Der neue Firmensitz wird dann das Gebäude an der Egonstraße direkt neben den beiden Torhäusern der Zeche, früher als „Gesundheitshaus“ bekannt. 1955 erbaut, waren dort zu Zechenzeiten die Büros für die Sozial- und Gesundheitsbetreuung untergebracht, dort wurden die Bergarbeiter medizinisch versorgt. Neben einer kleinen Arztpraxis, einer Sauna sowie weiteren Einrichtungen zur Gesundheitsvorsorge, hatte der Heildiener dort seinen festen Sitz. „Wellness für Kumpels“, sagt Bernd Lohne und erwähnt, dass sich dort auch die Ehefrauen der Bergleute versorgen lassen konnten.

Stadtbaurat Christoph Heidenreich zeigte sich erfreut und blickte schon einmal in die Zukunft. „In den nächsten Jahren wird sich das ehemalige Zechengelände zu einem Standort entwickeln, der Unternehmen und Menschen eine neue Heimat bietet“, sagte er. Vor allem für die Menschen in Hassel sei es ein wichtiges Signal, dass sich dort jetzt neue Unternehmen ansiedeln. „Das zeigt: Wir reißen nicht nur ab, wir starten auch etwas Neues“, so Heidenreich.