Gelsenkirchen. Rockorchester Ruhrgebeat startete mit 6100 Fans im Amphitheater Gelsenkirchen eine Zeitreise: Von Flower Power bis Udo Jürgens war alles dabei.

Die Grenze „voll“ muss neu definiert werden, wenn das Rockorchester Ruhrgebeat ruft: Noch spielte die Vorgruppe Relate und standen viele Besucher draußen geduldig an, da waren die Ränge im Amphitheater Gelsenkirchen schon mehr oder weniger dicht besetzt. Ein furioser Abend am Kanal stand an, eine Zeitreise über mehr als fünf Jahrzehnte Musikgeschichte. 6100 Besucher waren dabei, wieder einmal ausverkauftes Haus.

Schon die Gelsenkirchener Vorgruppe Relate gibt alles

Das sind schon keine Besonderheiten mehr, das sind Maßstäbe, die das Rockorchester mit ihren Auftritten setzt. Am Merchandising-Stand gibt es „Luftgitarren“ zum Aufblasen und Mitmachen. Die Vorgruppe aus Gelsenkirchen mit Sänger Patrick Krahe kann nicht ohne Zugabe von der Bühne – und das hat sie sich auch verdient. Der Mix aus Synthie-Pop, Elektro-Pop und 80er-Sound mit einer Riesenspielfreude bei annähernd 30 Grad Lufttemperatur verlangte der Band alles ab, und sie lieferte facettenreich und druckvoll. Ein Riesenapplaus war der Dank.

Zu den Besonderheiten gehört sicherlich auch, dass der Verein „Clownsvisite“ durch die Reihen wuselt und als Spende für die ehrenamtliche Arbeit die Pfandbecher einsammelt. Und bei der Wärme hat das sicher die Spardose für die Besuche der Klinikclowns auf Kinderstationen ordentlich zum Klingeln gebracht. Nicht wenige Besucher zeigten außerdem ihre Solidarität mit roten Schaumstoff-Clowns-Nasen.

Voll ist beim Konzert des Rockorchesters Ruhrgebeat im Amphitheater noch ein bisschen voller als sonst.
Voll ist beim Konzert des Rockorchesters Ruhrgebeat im Amphitheater noch ein bisschen voller als sonst. © WAZ | Uli Kolmann

RoR, so die Abkürzung für das Rockorchester Ruhrgebeat, trat diesmal in etwas kleinerer Besetzung an, holte nicht lange aus, sondern gab mit dem ersten Song „Hurricane“ gleich die Richtung vor. Gute zwei Stunden Vollgas für eine musikalische Zeitreise über fünf, „vielleicht sogar sechs Jahrzehnte“ steuerte die Truppe an, diesmal unter der musikalischen Leitung von Michael Weiss.

In Gelsenkirchen warten sie auf Neumanns „Schwingergriff“

Streicher, Bläser, Schlagzeug in Doppelbesetzung gehören dazu, aber vor allem der Chor. Worauf aber wohl alle Fans der Gruppe warten, ist, wann Gitarrist Paul Neumann sein Instrument nicht mehr streichelt oder die Finger über die Saiten fliegen lässt. Es ist der „Schwingergriff“, den sie sehen wollen, und Neumann hat sie auch diesmal am Kanal nicht enttäuscht, sondern schon beim zweiten Ohrwurm „Radar Love“ von Golden Earring kräftig ausgeholt.

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Damit nicht genug, bewies er außerdem noch seine Sprungkraft. Rund um die Stehtische (!) vor der Bühne war längst alles in Bewegung und ließ sich beim ersten Medley treiben. Flower Power servierte das Rockorchester, passend dazu kreisten psychedelische Lichteffekte über den Bühnenhintergrund.

Mit etwas kleinerer Besetzung kam das Rockorchester Ruhrgebeat ins Amphitheater Gelsenkirchen.
Mit etwas kleinerer Besetzung kam das Rockorchester Ruhrgebeat ins Amphitheater Gelsenkirchen. © WAZ | Uli Kolmann

„Massachusetts“ von den Bee Gees war zum Aufwärmen, es folgte der Symbolhit schlechthin für eine ganze Ära: „Age of Aquarius“ und „Let the Sunshine In“ aus dem Musical „Hair“. Das war längst noch nicht alles aus den Tiefen der musikalischen Schatztruhe. Das Rockorchester konnte sogar am beschaulichen Rhein-Herne-Kanal ein bisschen „Titanic“-Atmosphäre erzeugen, es erklang „My Heart Will Go On“von Céline Dion aus dem aus dem legendären Kinofilm.

In Gelsenkirchen ist es nur ein Schritt von der Flower-Power-Hymne hin zu Queen

Dass sich RoR keineswegs auf nur eine musikalische Richtung festlegen lässt, bewies die weitere Auswahl der Lieder. Von einem Michael-Jackson-Medley über einen Ausflug zu „Sledge Hammer“ und „Bat Out of Hell“ ging es ohne Brüche zum „Tribute to Tina Turner“ und weiteren Medleys von Udo Jürgens und abschließend, würdig und zum Mitsingen, zu einem Bündel von Queen-Hits. Mit soch einem fulminanten Familienprogramm kann auch das große Amphitheater voller wirken als nur voll.

RoR auf Tour im Ruhrgebiet

Mit einer kleineren Besetzung führt die Band auch ihre Serie von Kirchen-Konzerten im ganzen Ruhrgebiet fort. Die Glockenrock-Konzerte kommen mit viel weniger Technik aus und der Konzertbesucher ist viel näher an der Musik. Die Sänger des RORs werden von Schlagzeug, Bass- und E-Gitarre, Keyboard, Saxophon und Streichern begleitet. Die Kombination aus Lichteffekten und rockigen Klängen sorgen in einer Kirche für eine ganz eigene Atmosphäre.

Die nächsten Stationen sind: Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, Stadthalle Vennehof Borken; Samstag, 4. November, 20 Uhr, Evangelische Kirche Gelsenkirchen-Rotthausen; Samstag, 18. November, 20 Uhr, Mathias-Jakobs-Stadthalle Gladbeck, Friedrichstraße.