Gelsenkirchen. „Best of“ von Ben Zucker im Gelsenkirchener Amphitheater: Warum er mit ungewöhnlicher Bühne die Zuschauer begeistert – und für Gänsehaut sorgt.

Er hat schon einmal über 34.000 Menschen in Gelsenkirchen begeistert, allerdings in der Arena, und auch als Gast beim Adventssingen. Angekündigt hatte ihn vor fünf Jahren der Stadionsprecher „Quatscher“ Dirk Oberschulte-Beckmann als „Newcomer des Jahres“, „Aufsteiger des Jahres und dafür ausgezeichnet mit der Goldenen Henne“, außerdem damals immerhin auch mit Helene Fischer auf Stadion-Tournee: Ben Zucker.

Mit seiner „Best of Tour“ hatte sich der 40-Jährige nun auch das Amphitheater vorgenommen, das allerdings nicht bis an die Grenzen gefüllt war. Zumindest hatte nach der Starkregen-Nacht aber das Wetter ein Einsehen, von Regen blieben die Fans an diesem Abend verschont.

Deutsch-Rock zum Mitsingen auch in Gelsenkirchen

In den vergangenen fünf Jahren hat der Berliner eine ziemliche Palette zusammengestellt. Dem „Deutsch-Rock“ wurde er nach seinem Auftritt beim Zelt-Festival am Kemnader See zugeordnet, auch am Rhein-Herne-Kanal präsentierte er nun mit einer sehr gut aufgelegten Band zwei Stunden Mitsing-Hits.

Tolle Atmosphäre: Das Amphitheater bot Ben Zucker perfekte Kulisse für seinen Auftritt in Gelsenkirchen.
Tolle Atmosphäre: Das Amphitheater bot Ben Zucker perfekte Kulisse für seinen Auftritt in Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Rockig war’s, teils sogar schön hart gerockt, die Texte allerdings dürften die Besucher auch schon von anderen gehört haben, wenn auch bestimmt nicht so: gut zwei Stunden hält die „Reibeisen-Röhre“ mit Vollgas durch, Respekt!

Für das Amphitheater ungewöhnlich war die Bühne um einen Laufsteg nach vorn verlängert, und den nutzte Zucker auch, um seinen „Leuten“ möglichst nah zu sein. „Heute nicht“, mit dem er eröffnet hatte, war dabei keineswegs ein Versprechen: „Heute schon“ zeigte er und griff in die über fünf Jahre gefüllte Schatulle. Und noch näher kam er dann bei und mit „Du bist alles für mich“ und nahm ein ausgiebiges Bad in der Menge vor der Bühne.

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Er pendelt dabei zwischen den Stimmungen, von euphorisch über verbittert, von verliebt bis wütend, von hart bis zart, ein bisschen rebellisch und ein bisschen schwärmerisch. Und diese Rezeptur kommt an, auch wenn Zeilen auftauchen wie „kommt mit vor, als ob es gestern war“ und „ich spür’ wie die Liebe zerbricht“ - eher bekanntes Schlager-Vokabular.

„Was für eine geile Zeit“ und „Guten Morgen, Welt“ durften nicht fehlen

Rotes Licht unterstrich eine der langsamen und gefühlvollen Balladen, die Zucker seiner Tochter gewidmet hatte: „Mein Herz gehört nur Dir“, anrührend und authentisch für jemanden, der mit der Band so viel unterwegs ist.

Worauf sicher alle warteten, gab Zucker erst nach über einer Stunde: „Was für eine geile Zeit“, dazu brauchte niemand im Halbrund des Amphitheaters eine Aufforderung zum Mitsingen. Das galt ebenso für „Guten Morgen, Welt“, auch wenn Zucker darin singt: „ich spiel’ nachts Gitarre auf dem Champs Élysées“. Gab’s das nicht schon mal? Aber nicht mit der Stimme.