Gelsenkirchen-Hassel. Bei der BP-Informationsveranstaltung in Gelsenkirchen-Hassel geht es betont sachlich zu. Was auf dem Gelände vorgesehen ist, lässt Fragen offen.

Verbindlich im Verfahren vorgeschrieben war die Veranstaltung nicht, und BP als Veranstalter hatte angekündigt, Experten stünden für persönliche Gespräche beim „Informationsmarkt“ zum Thema Bebauungsplan 451, „Norderweiterung auf dem Areal an der Ulfkotter Straße“ im Stadtteilzentrum am Eppmannsweg zur Verfügung. Zudem würden mit Hilfe von Darstellungen und Präsentationen aktuelle Informationen vorgestellt.

Ross und Reiter waren damit nur zum Teil genannt, Fragen nahmen die Moderatoren und Mediatoren von externen Büros „zum planungsbegleitenden Dialog“ an diesem Abend gern entgegen. Das Thema beschäftigt nicht nur die direkten Nachbarn aber seit Jahren. Kein Geheimnis waren damit als Betreiber die US-Firma „Brightmark“ und die Pyrolyse von Kunststoffen als Verfahren bei der Ansiedlung des Betriebs. Und neu war auch nicht die Skepsis der Besucher zur Norderweiterung.

Viele Vorbehalte in Gelsenkirchen und den Nachbarstädten

Claus Frank, einer der Moderatoren des Abends und ursprünglich Naturwissenschaftler, blickte zurück. Bei der vorangegangenen Veranstaltung in Polsum sei es längst nicht so sachlich zugegangen wie hier. Schon das Angebot zur Information und auch der grundsätzlichen Zusammenhänge im Kunststoff-Recycling, das dahinter steht, zeige aber zumindest ein Bemühen um Transparent von BP als multinationalem Konzern.

Jurist Dr. Andre Unland (l.) gab Erläuterungen beim „Informationsmarkt“ zur geplanten BP-Norderweiterung in Gelsenkirchen-Hassel.
Jurist Dr. Andre Unland (l.) gab Erläuterungen beim „Informationsmarkt“ zur geplanten BP-Norderweiterung in Gelsenkirchen-Hassel. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Im Grundsatz, so war auf einer der Stellwände zu lesen, sei das Gelände für eine industrielle Nutzung vorbehalten. Pyrolyse werde seit den 1980er-Jahren betrieben, auch in einigen Anlagen in Deutschland, gab Martin Schäfer für das Ingenieurbüro Fichtner weiter. Und: „Es gibt nur einen Betreiber, mit dem BP redet.“ Der Konzern warb daher auch an diesem Abend für die Norderweiterung, um dort einen Betrieb zur Kunststoff-Verarbeitung im Recycling-Prozess in unmittelbarer Nähe anzusiedeln.

Gelände im Gelsenkirchener Norden für industrielle Nutzung vorbehalten

Das biete kurze Wege per Pipeline, um die entstehenden Öl-Anteile zu verarbeiten. Das Gelände biete sich durch die vorhandene Infrastruktur und die Autobahn-Nähe an. BP stellte dar, es seien etwa 120 Lkw-Ladungen pro Tag vorgesehen. Gebrauchte Kunststoffe sollen ohne Luftzufuhr erhitzt werden, es entstünden etwa 20 Prozent Gas, das statt fossiler Brennstoffe verheizt werden könne, 60 Prozent Öle und zehn Prozent „deponierfähige“ Abfallstoffe.

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Marc Schulte von der BP erläutert an der Übersicht die geplante Norderweiterung im Stadtteilzentrum Hassel.
Marc Schulte von der BP erläutert an der Übersicht die geplante Norderweiterung im Stadtteilzentrum Hassel. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Deutlich machte BP allerdings auch, dass mit der Ansiedlung und dem Betrieb die Sicherung des Standortes in Gelsenkirchen verbunden werde. Das solle auch einen Mehrwert für die Region bedeuten. Ein erhöhtes Krebsrisiko, wurde angeführt, bestehe nicht, weil es sich bei der Pyrolyse um ein abgeschlossenes System handele. Der Bebauungsplan solle den klaren planerischen Rahmen für die Investitionsentscheidung von Unternehmen schaffen, „das sich potenziell auf der Fläche ansiedeln möchte“, so BP ohne Brightmark zu nennen.

Details könnten erst genannt werden, wenn der Betreiber feststehe und der Genehmigungsantrag entworfen worden sei. Claus Frank schätzte, dass frühestens 2024 ein Antrag formuliert sein könnte und nicht vor 2028 mit dem Bau zu rechnen sei. Die Atmosphäre des Abends beschrieben die Mitarbeiterinnen der begleitenden IKU GmbH als „konstruktiv, vielfach kritisch, aber dialoginteressiert“.

Was bisher greifbar ist

Förmlich hat die Stadt Gelsenkirchen im Amtsblatt bislang den Entwurf zum Bebauungsplan 451 „„Industriegebiet nördlich Ulfkotter Straße zwischen Halde Scholver Feld - Auf der Kämpe - Bundesautobahn A 52 - Anschlussstelle Gelsenkirchen-Hassel - Ulfkotter Straße“ öffentlich bekannt gemacht und ausgelegt. Die erste Phase der Beteiligung der Öffentlichkeit endete im Juli 2023. Dem Rat soll der Entwurf zur Beschlussfassung noch im laufenden Jahr vorgelegt werden.

Die Stadt Gelsenkirchen ist für die Aufstellung des Bebauungsplans zuständig, dabei geht es förmlich allein um die Nutzung als Industriegebiet, nicht um Details zu der in Frage stehenden Anlage oder einen Betreiber. Infos auf https://www.gelsenkirchen.de/de/infrastruktur/stadtplanung/aktuelle_projekte