Gelsenkirchen. Gelsenkirchen verzeichnet die höchste Quote an Privatinsolvenzen in NRW. Aber: Es zeigt sich eine deutliche Besserung. Die neuesten Zahlen.

In keiner Stadt hat es in NRW im vergangenen Jahr im Schnitt mehr Privatinsolvenzen gegeben als in Gelsenkirchen. Das meldet das Statistische Landesamt.

Die Insolvenzverfahren verteilten sich den Statistikern zufolge regional unterschiedlich. So gab es im Jahr 2022 in Gelsenkirchen die meisten zahlungsunfähigen volljährigen Privatpersonen im Verhältnis zur Bevölkerung – auf 10.000 Einwohner sind es 23,5 Privatinsolvenzen (Wert 2021: 26,2). Dahinter folgen die Städte Herne (19,7) und Mönchengladbach (19,3). In den Kreisen Olpe (5,1) und Gütersloh (5,9) sowie in der Stadt Bonn (6,3) gab es dagegen die wenigsten Privatinsolvenzen.

In 2022 sind 499 Menschen aus Gelsenkirchen zahlungsunfähig geworden – Rückgang

In absoluten Zahlen bedeutet das: 499 Privatpersonen sind in die Insolvenz gegangen. Das ist im Vergleich zum Vorjahr – und das ist die gute Nachricht – ein Rückgang um 10,3 Prozent. Zum Vergleich: Die Zahl der Verbraucherpleiten hatte zuvor in 2020/2021 in Gelsenkirchen von 231 auf 556 Fälle zugenommen und damit einen Sprung von 40,7 Prozent nach oben gemacht. Im Zeitraum 2019/2020 waren diese Fallzahlen noch deutlich von 404 auf 231, also um 42,8 Prozent gesunken. Lesen Sie dazu auch: Gelsenkirchen: Diese Schicksale stecken hinter den Schulden

Die Restforderungen an Gelsenkirchener lagen bei insgesamt 21,68 Millionen Euro

499 Menschen sind 2022 zahlungsunfähig geworden in Gelsenkirchen. Die Höhe der Restforderungen liegt bei, 21,68 Millionen Euro.
499 Menschen sind 2022 zahlungsunfähig geworden in Gelsenkirchen. Die Höhe der Restforderungen liegt bei, 21,68 Millionen Euro. © Knut Vahlensieck

Die Höhe der Restforderungen ist beachtlich, sie beläuft sich auf insgesamt 21,68 Millionen Euro. Macht theoretisch pro Kopf eine Summe von rund 43.500 Euro. Mit wie vielen Euro Betroffene in Gelsenkirchen durchschnittlich in der Kreide tatsächlich standen, geht aus der Statistik aber nicht hervor. Für solche Berechnungen wird nämlich der Median-Wert ermittelt – extreme Ausreißer nach oben oder unten fallen dabei weg.

Im Jahr 2022 lag der mittlere Wert (Median) der voraussichtlichen Forderungen der Privatinsolvenzverfahren bei etwa 27.000 Euro in NRW. Der Median der voraussichtlichen Forderungen ist in den vergangenen Jahren relativ konstant geblieben, während die Anzahl der Privatinsolvenzverfahren im selben Zeitraum eher zurückgegangen ist.

Revierstädte liegen über dem NRW-Schnitt – Gelsenkirchens Quote doppelt so hoch

Kreise und kreisfreie Städte in Regionen wie beispielsweise dem Münsterland, Ostwestfalen-Lippe oder Südwestfalen wiesen im Jahr 2022 in der Regel im Vergleich deutlich weniger Privatinsolvenzen je 10 000 Einwohner/-innen auf. Währenddessen lagen die Zahlen in den meisten kreisfreien Städten im Ruhrgebiet sowie einigen angrenzenden Kreisen und kreisfreien Städten über dem NRW-Durchschnitt von 11,5. Gelsenkirchens Quote ist demnach doppelt so hoch. Auch in den Jahren von 2013 bis 2021 war dieses Muster in weiten Teilen erkennbar. Interessant:In dieser Statistik verzeichnet Gelsenkirchen eine Top-Zuwachsrate

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Rein rechnerisch wurden in Nordrhein-Westfalen 2022 im Übrigen pro Tag 47 Privatinsolvenzverfahren eröffnet, insgesamt waren es im vergangenen Jahr 17.174 (2021: 20.506). In NRW gab es den Statistikern zufolge im Durchschnitt der vergangenen Jahre etwa 20.500 Privatinsolvenzen pro Jahr, allerdings war der Trend in jüngerer Zeit eher rückläufig.

Zahlen 2022 liegen wieder auf dem Niveau vor der Corona-Pandemie

So war die Zahl der gemeldeten Verfahren im Jahr 2019 mit knapp 15.800 Verfahren um etwa 40 Prozent niedriger als 2010 mit 26.300 Verfahren. Im Zuge der Coronapandemie wurden 2020 mit rund 10.100 Anträgen auf Privatinsolvenz die wenigsten Fälle seit 2009 in NRW registriert. „Dieser Rückgang dürfte jedoch auf eine Ende 2020 beschlossene gesetzliche Änderung zurückzuführen sein, die eine Verkürzung der Restschuldbefreiung von sechs auf drei Jahren vorsah“, erklärt dazu das Landesamt. Durch die Ankündigung sei es vermutlich zu einer Verschiebung vieler Anträge von 2020 ins Jahr 2021 gekommen. „Im Jahr 2022 lagen die Zahlen in etwa wieder auf Vorpandemie-Niveau“.

Deutschlandweit sind die häufigsten Ursachen für eine Überschuldung nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Arbeitslosigkeit, Erkrankung und Sucht sowie unwirtschaftliche Haushaltsführung.