Gelsenkirchen. Das Deutschlandticket gibt es seit 1. Mai 2023. Die Bogestra und die Vestische nennen Absatzzahlen und ziehen eine positive Zwischenbilanz.

Seit dem 1. Mai ist das Deutschlandticket auf dem Markt. Bundesweit wurden bereits Exemplare in zweistelliger Millionenhöhe verkauft, allein im Bereich des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) waren es bislang über 400.000. Und auch die Bogestra und die Vestische als hiesige Nahverkehrsunternehmen sind mit ihren Absatzzahlen „sehr zufrieden“. Das erklärten beide nun auf WAZ-Anfrage.

Bogestra wird zum 1. August die 100.000-Ticket-Marke knacken

Die Bogestra-Straßenbahnen der Linie 302 sind auch in Gelsenkirchen-Ückendorf unterwegs – so wie hier auf der Bochumer Straße.
Die Bogestra-Straßenbahnen der Linie 302 sind auch in Gelsenkirchen-Ückendorf unterwegs – so wie hier auf der Bochumer Straße. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

„Wir haben bislang rund 75.000 Deutschlandtickets verkauft – und es wird weiter stark nachgefragt“, sagt Christoph Kollmann, Sprecher der Bogestra – dem ÖPNV-Anbieter für Gelsenkirchen, Bochum, Witten und Großteilen von Hattingen. Das Erstaunliche: Bei 35.000 dieser 75.000 Tickets würde es sich um Neubestellungen handeln, so Kollmann. Nur rund 40.000 Kunden seien auch schon zuvor in Besitz einer Fahrkarte im Abonnement gewesen.

Und ab dem 1. August wird die Bogestra sogar die 100.000er-Marke knacken. Denn dann kämen laut Kollmann noch einmal mehr als 35.000 Schülerinnen und Schüler hinzu. Die waren bislang mit dem traditionsreichen „Schoko-Ticket“ unterwegs. Das trägt nun den Namen „Deutschlandticket Schule“. Mussten die Kinder und Jugendlichen dafür bislang noch 39,40 Euro pro Monat bezahlen, gilt ab sofort der vergünstigte Tarif von 29 Euro. Und wer Anspruch auf Ermäßigungen hat, zahle sogar nur 14 bzw. sieben Euro, so der Bogestra-Sprecher.

Großteil der Kundschaft setzt noch auf die Chipkarte für die Hosentasche

Auffällig ist, dass auch der Großteil der Bogestra-Kunden eine Chipkarte, die Platz in der Hosentasche oder im Portemonnaie findet, als Ticket bevorzugt. Nur knapp 15 Prozent würden die digitale Variante mit der Handy-App nutzen. Dabei sei bei der Bestellung des Deutschlandtickets die Wartezeit bei der digitalen Version deutlich kürzer, betont Kollman, fügt aber hinzu: „Die Chipkarte ist seit langem etabliert und für die meisten Kunden dadurch zu einer lieb gewonnenen Gewohnheit geworden.“

Seit Juli seien nun auch noch zwei sogenannte „Upgrades“ für das 49 Euro kostende Deutschlandticket im Angebot: Für zusätzliche 39 Euro pro Monat sei eine Fahrradmitnahme möglich. 69 Euro zusätzlich muss entrichten, wer die Wagen der ersten Klasse nutzen will. Laut Kollmann seien diese Zusatznutzungen aber nur in NRW gültig, nicht bundesweit.

Gerade in der Anfangsphase habe es bei Fahrkartenkontrollen noch öfter Probleme mit dem Deutschlandticket gegeben. Beim Auslesen der Chipkarten hieß es plötzlich: „ungültig“. Das galt sowohl für die Geräte der Kontrolleure als auch für jene, die im Einstiegsbereich der Busse verbaut sind. Man sei da mit den Herstellern derzeit noch im Austausch, so Kollmann. Nötige Anpassungen bei der Technik und der Software sollen möglichst zeitnah erfolgen.

Die Vestische hat über 55.000 Deutschlandtickets verkauft – 3900 davon in Gelsenkirchen

Die Vestische, die für den Busverkehr in weiten Teilen des Gelsenkirchener Stadtnordens verantwortlich ist, wird zum 1. August etwa 55.200 Deutschlandtickets verkauft haben, davon 28.500 „normale“ Exemplare sowie 26.700 Fahrkarten für Schülerinnen und Schüler. Diese Zahlen nannte Lisa-Marie Bremer, Pressereferentin der Vestischen, auf WAZ-Anfrage. Auch hier setzt der Löwenanteil der Kundschaft auf die Chipkarten-Lösung – nämlich knapp 54.000. Nur rund 1300 Kunden würden die digitale App-Lösung bevorzugen.

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Von den 55.200 Deutschlandticket-Kunden bei der Vestischen kämen 3900 aus Gelsenkirchen, so Bremer. Davon seien 1250 Schüler. Auch die Akzeptanz bei den Bestandskunden für das neue Produkt sei sehr hoch gewesen: Rund 95 Prozent der Alt-Abonnenten hätten ihre bisherigen Fahrkarten in ein Deutschlandticket umwandeln lassen. „Wir sind mit den bisherigen Zahlen insgesamt zufrieden. Das war mehr, als wir im Vorfeld erwartet hatten“, ordnet Bremer ein.

Das „Deutschlandticket Job“ wird bislang noch nicht so gut nachgefragt

In den kommenden Wochen würden sicherlich noch zahlreiche weitere Kunden hinzukommen, weil viele Schulträger erst jetzt entscheiden würden, ob auch sie auf das Angebot „Deutschlandticket Schule“ umsteigen. Noch ausbaufähig sei die Nachfrage beim „Deutschlandticket Job“. So heißt die verbesserte Nachfolgelösung für das bisherige Firmen-Ticket. Bislang seinen erst 157 solcher Abos im Bereich der Vestischen abgeschlossen worden, grade einmal 17 davon in Gelsenkirchen. „Da sehen wir noch ein deutliches Steigerungspotenzial“, so Bremer.

Mit Blick auf die Probleme bei den Kontrollen sagt Bremer, dass die elektronischen Kontrollsysteme vorne im Bus bei der Vestischen aktuell noch deaktiviert seien. Die Busfahrerinnen und -fahrer würden eine Sichtkontrolle der Tickets durchführen. „Die endgültige Gültigkeit kann also nur durch Kontrolleurinnen und Kontrolleure festgestellt werden“, sagt Bremer.

Daten und Fakten zum Deutschlandticket

Sowohl die Bogestra als auch die Vestische räumen ein, dass einige Kunden ihr „Deutschlandticket“ nach nur einem oder zwei Monaten der Nutzung schon wieder gekündigt hätten. Die Zahl liege bei der Bogestra laut Sprecher Kollmann bei „einigen Hundert“. Die Vestische konnte sie noch nicht genauer beziffern.

Aufgrund der großen Nachfrage gerade zu Beginn hätten viele Kundinnen und Kunden nur eine provisorische Chipkarte samt Aufkleber ausgehändigt bekommen. Inzwischen hätten aber die meisten ihr korrektes Exemplar des Deutschlandtickets postalisch zugeschickt bekommen, so die Bogestra.