Gelsenkirchen. Thema einer neuen Dokumentation ist die Rap-Geschichte im Ruhrgebiet. Musiker der Szene wurden interviewt – auch der Gelsenkirchener Pillath.
257ers, Pa Sports, Too Strong, ABS, Creutzfeld & Jakob, Fard, Witten Untouchable, Toxik, RAG und der Gelsenkirchener Rapper Pillath: Sie alle prägen nicht nur die deutsche Rap-Geschichte, sondern sind auch Teil einer Doku, deren Videosequenzen kürzlich aufgenommen wurden.
Gordon Kämmerer hat für seine Rap-Doku im Ruhrgebiet Interviews geführt
Verantwortlich für die Rap-Aufnahmen, die derzeit noch unter dem Arbeitstitel „Ruhr-Beat“ laufen und eventuell als mehrteilige Serie veröffentlicht werden sollen, ist der Theaterregisseur, Schauspieler und Musiker Gordon Kämmerer. Der gebürtige Thüringer wuchs in Mecklenburg auf und lebt seit 13 Jahren in Berlin. Er plante nach einer Anfrage des Herner Vereins Pottporus, seit 2007 eine Plattform für urbane Kunst, zunächst ein Theaterstück über die Thematik zu inszenieren. Bei den Recherchen fiel dem 36-Jährigen aber auf, dass diese Musikszene filmisch bis dato total unterpräsentiert ist, das Thema aber viele interessante Geschichten beinhaltet.
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So entschied er sich, sein Konzept zu ändern und kontaktierte mehrere Managements. Unterstützung erhielt er von dem Wittener Rap-Urgestein Lakmann One und dessen Manager Mistah Nice. Lakmann One ist besonders bekannt durch das Bandprojekt Creutzfeld & Jakob. „Ziel der Aufnahmen ist eine geschichtliche Aufarbeitung darüber, wie der Rap hier entstanden ist und sich entwickelt hat. Am Ende soll es ein riesiges Porträt über die Rap-Szene mit deren Auf und Ab sein“, so Kämmerer.
Per Crowdfunding-Kampagne einen Teil der Drehkosten gedeckt
Prägende Protagonisten ließ er dabei zu Wort kommen, die aus ihrem Leben berichteten. Die musikalischen Veränderungen von der Oldschool- bis zur Newschool-Bewegung sowie nicht zuletzt auch der Wandel durch Instagram und TikTok werden dabei thematisiert. „Am Anfang war es sehr schwierig, Leute zu finden, am Ende wollten alle mitmachen“, erzählt Kämmerer.
Zu viert ging die Reise im April für einen Monat von Berlin nach Essen. Um die Kosten für die Dreharbeiten zu decken, rief das Team eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben, bei der Einnahmen für ein bestimmtes Projekt über Spenden generiert wurden. Gedreht wurde dann in mehreren Ruhrgebietsstädten.
Gedreht wurde auch auf der Zeche Zollverein in Essen
Ein zunächst geplanter Termin an der Trabrennbahn in Gelsenkirchen musste aus gesundheitlichen Gründen verschoben werden. Für einen Ersatztermin stattete der Rapper Pillath, der in vergangen Zeiten besonders mit seinen Punchline-Skills begeisterte, der Zeche Zollverein in Essen einen Besuch ab. Im Café „Kokerei“ sprach er im Interview mit Lackmann über die Entstehung des Hip-Hops im Ruhrgebiet, wie die Menschen hier ticken und was die Gegend zusammenhält.
„Ich fand besonders beeindruckend, dass er eher ein Oldschooler ist, aber dennoch neuen Sachen gegenüber aufgeschlossen ist. Er guckt positiv in die Vergangenheit, lebt aber dennoch im Hier und Jetzt. Er ist auf jeden Fall eine krasse Instanz der Szene“, sagt Kämmerer über den Gelsenkirchener.
Kämmerer will seine Doku TV-Sendern und Streaming-Portalen anbieten
Die Aufnahmen entstanden größtenteils spontan, ohne einen vorher skizzierten Leitfaden. So gab es im Gespräch auch immer wieder Überraschungen. „Wir mussten häufiger mal sehr flexibel sein“, so der Berliner. Trotzdem habe die Qualität darunter nicht gelitten.
Aktuell wird ein Teaser aus den Aufnahmen geschnitten. Damit will Kämmerer an Streaming-Portale und TV-Sender herantreten. Intention ist es, über sie die Aufnahmen zu Ende zu produzieren und weitere Kosten zu decken. Generell ist der Regisseur und Produzent des Films, der bereits beruflich mehrfach am Schauspielhaus Dortmund tätig war, fasziniert vom Ruhrgebiet. „Besonders die Offenheit, der Zusammenhalt und die Heimatverbundenheit zeichnen die Leute dort aus“, findet er.
Zahlen, Daten und Fakten
Neben der Doku arbeitet Gordon Kämmerer weiterhin an einem Theaterstück, das sich mit der Hip-Hop-Szene befasst. Neben Streetdance- und Breakdance-Elementen werden darin auch einige Filmaufnahmen zu sehen sein. Zudem sind vor Ort Live-Acts geplant. Die Premiere von „Chromschwarz“ ist am 5. August um 20 Uhr in der Kokerei Hansa in Dortmund. Der Eintritt ist frei, Tickets müssen über www.pottporus.de/chromschwarz reserviert werden.
Weitere Vorstellungen laufen am 6., 12. und 13. August jeweils um 20 Uhr ebenfalls in der Kokerei Hansa in Dortmund. Weitere Gastspiele sind in Planung. Infos zu „Ruhr-Beat“ unter: www.instagram.com/ruhrbeatdoku.