Gelsenkirchen. „Extraschicht“ lockt am 24. Juni wieder Tausende Besucher nach Gelsenkirchen. Neue Zeche Westerholt lockt mit spektakulärer 3-D-Installation.
Wer an diesem Samstag, 24. Juni, auf der Neuen Zeche Westerholt (NZW) die Unternehmerkaue betritt, der wird aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Denn dort wartet mit dem Beginn der „Extraschicht“ ab 18 Uhr auf alle Besucherinnen und Besucher ein ganz besonderer Hingucker. „More Many“ heißt er. Und dahinter verbirgt sich eine spektakuläre 3-D-Installation, die nicht nur einen verblüffenden visuellen Effekt erzeugt, sondern sich gleichzeitig auch vor dem Werk des bedeutenden Gelsenkirchener Künstlers Manfred „Many“ Szejstecki verneigt.
Verein Der Salon Ruhr aus Herten plante das „Extraschicht“-Programm auf der NZW
Entwickelt wurde dieses Projekt vom Storylab Kiu, das seinen Sitz im Dortmunder „U“ hat. „Wir kannten andere, vergleichbare Arbeiten dieser Gruppe, waren sofort hellauf begeistert und haben nun für die Nacht der Industriekultur die Zusammenarbeit gesucht“, sagt Kathi Schmidt, eine der Vorsitzenden des Vereins Der Salon Ruhr. Dieser wurde 2020 gegründet, hat seinen Sitz in der östlichen Nachbarstadt Herten und umfasst heute 26 Mitglieder, die sich allesamt ehrenamtlich engagieren.
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Erstmals in der breiten Öffentlichkeit in Erscheinung getreten war der Verein als Organisator und Veranstalter des „Rubug“-Festivals. Dieses hatte im Mai 2022 ebenfalls auf dem Gelände des früheren Bergwerks – gelegen am Rande der Egonstraße direkt auf der Stadtgrenze zwischen Hassel und Westerholt – stattgefunden und wurde zu einem großen Publikumserfolg. Das war vermutlich der Grund dafür, warum die Entwicklungsgesellschaft der NZW als verantwortlicher Veranstalter entschied, dass Der Salon Ruhr auch das Programm für die „Extraschicht“ planen und umsetzen sollte.
Tausende Besucher werden bei der „Extraschicht“ auch in Gelsenkirchen erwartet
„Wir hoffen am Samstag natürlich wieder auf einige Tausend Besucher, die zu uns kommen“, sagt Schmidt, die im Berufsalltag als Lehrerin arbeitet. Und „More Many“ soll einer der Top-Magneten sein, der die Massen anziehen soll. Projiziert wird ein achtminütiger Film mit Hilfe von zwei leistungsstarken Beamern (jeweils 20.000 Lumen) auf die Wände der früheren Unternehmerkaue. „Und dank dieser Bilder können die Zuschauer quasi mit ins Erdinnere abtauchen“, erklärt Roland Szejstecki, der Sohn des im Jahr 2016 verstorbenen Many Szejstecki.
Denn für die 3-D-Installation wurden jene Landschafts- und Architekturzeichnungen verarbeitet, mit denen sich der Künstler einst einen Namen in der Szene erarbeitet hatte. „Die Bilder wirken so plastisch und täuschend echt, dass eine optische Illusion entsteht und der eigentliche Raum mit den Filmbildern verschmilzt“, erklärt Szejstecki das spannende Prinzip und fügt mit Begeisterung in der Stimme hinzu: „Ich finde diese Technik wirklich faszinierend. Wir wollten hier das Traditionelle des Bergbaus mit dem Modernen der Kunst verbinden. Und das ist uns auch wirklich gelungen.“
Von Fahrradakrobatik über Tanzshows bis hin zu DJs nach Mitternacht
Doch „More Many“ ist natürlich nicht das einzige Highlight, das am Samstag auf der NZW die Gäste betören will: So werden auch die alten und die neuen Zeiten des Bergwerks nachgezeichnet. So gibt es in der Weißkaue alte Film- und Tonaufnahmen zu erleben, die die Welt der Kumpel von den 30er Jahren bis zur Zechenschließung im Jahr 2008 auferstehen lassen. Frühere Bergleute, natürlich in originaler Montur gekleidet, wollen zudem auch persönliche Erfahrungsberichte von damals loswerden. Passend dazu gibt es ab 18 Uhr zu jeder vollen Stunde eine Führung durch die benachbarte Meister-Siedlung.
„Auf dem Kauenhof gibt es zwei Shows mit Fahrradakrobatik, in der Lichthalle mehrere Tanz- und Lichtshows“, so Kathi Schmidt. „Und wir haben zwei Bühnen aufgebaut, auf denen insgesamt drei Musikbands und vier DJs auftreten Auf der Großen Bühne sind dies Threepwood ‘N Strings (ab 18 Uhr), die Marltown Band (ab 20.30 Uhr) sowie Ninety Percent (ab 22.45 Uhr). DJ Mojo-M wird dort ab 0.15 Uhr übernehmen. Erst um 2 Uhr endet das Ganze. Sie heißt ja schließlich nicht umsonst „Die lange Nacht der Industriekultur“...
Zahlen, Daten und Fakten zur „Extraschicht“ am 24. Juni
Die „Extraschicht“ lockt seit 2001 Jahr für Jahr 200.000 Besucherinnen und Besucher an. Diese können an 50 Spielorten in 24 Städten die Nacht der Industriekultur genießen. Die Neue Zeche Westerholt ist zum ersten Mal mit dabei. Zwischen 18 Uhr abends und 2 Uhr morgens treten revierweit rund 2000 Künstlerinnen und Künstler in ehemaligen Industrieanlagen, Museen und anderen Landmarken auf. Um in den Genuss mehrerer Spielstätten kommen zu können, ist das „Extraschicht“-Ticket gleichzeitig auch eine Fahrkarte. Diese gilt nicht nur in den Shuttlebussen, die zwischen den Spielorten pendeln, sondern auch für alle anderen Busse, Bahnen und Züge des ÖPNV (Regionalexpresse und Regionalbahnen). Im Vorverkauf (bis zum morgigen Freitag) kosten die Tickets 20, am Veranstaltungstag dann 24 Euro.
Die 3-D-Installation mit den Arbeiten seines Vaters ist für Roland Szejstecki ein wichtiger erster Schritt. Er verwaltet mit Lukas Schepers den Nachlass von Many. Dafür sucht er seit über einem Jahr ein festes Domizil, wo es der Nachwelt auch künftig erhalten bleibt. Seine Wunschlösung wäre die Neue Zeche Westerholt. Sein Vater hatte dort vor seiner Künstler-Karriere selbst als Bergmann gearbeitet.