Gelsenkirchen. Roland Szejstecki verwaltet den Nachlass seines Vaters, dem Gelsenkirchener Künstler „Many“ Szejstecki. Ort für eine Dauerausstellung gesucht.
Roland Szejstecki hat einen Traum. Der Sohn des bedeutenden Künstlers Manfred „Many“ Szejstecki möchte gern ausgewählte Stücke aus dem Nachlass seines Vaters in einer Dauerausstellung präsentieren. Einziges Problem: Bislang brachte die Suche nach einer passenden Örtlichkeit in Gelsenkirchen und Umgebung nicht den gewünschten Erfolg. Das soll sich nun aber ändern – auch mit Hilfe einer kleinen Ausstellung.
„Many“ Szejstecki zählte zu den Gründungsvätern der „Werkstatt“ in Buer
„Many – eine Retrospektive en miniature“ lautet der Titel dieser Werkschau, die seit Montag läuft und noch bis Freitag, 25. Februar, in den Räumlichkeiten der „Werkstatt“ an der Hagenstraße in Buer zu sehen ist. Einen symbolträchtigeren Ort hätte Sohn Roland (50) kaum auswählen können. „Denn mein Vater gehörte zu jenen fünf Künstlern, die im Jahr 1976 die Werkstatt gegründet haben“, erzählt Szejstecki.
Rund 25 Arbeiten von „Many“ werden derzeit dort in der „Werkstatt“ gezeigt, darunter auch die 3,50 x 2,20 Meter große Tuschezeichnung „Marler Graben“. Das Original hängt bis heute in kolorierter Form im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum, in Buer ist nun eine Reproduktion zu sehen. Diese ist aus 18 kleineren Einzelteilen zusammengesetzt, fällt dank ihrer imposanten Erscheinung aber jedem Besucher beim Betreten der „Werkstatt“ sofort ins Auge.
Im Kleinen aufzeigen, was im Großen möglich wäre
„Diese Ausstellung soll im Kleinen vor Augen führen, was im Großen bei einer Dauerausstellung möglich wäre“, erklärt Lukas Schepers Sinn und Zweck der „Werkstatt“-Schau. Der 29-jährige Schepers ist ein Bueraner Junge, lebt und arbeitet als Kunsthistoriker und Autor aber jetzt schon seit mehreren Jahren in Hamburg. Er hat Many Szejstecki nie persönlich kennengelernt – und war dennoch gleich fasziniert von dieser Person.
„Bei einem Besuch meiner Tante in Buer sah ich zwei Original-Radierungen von Szejstecki an der Wand hängen. Als sie mir erzählte, dass er aus Gelsenkirchen kommt und vor seinem Künstler-Leben als Steiger auf Zeche Westerholt malocht hat, konnte ich es kaum glauben“, so Schepers. „Denn Bergmann und Künstler, das ist eine Kombination, die auf den ersten Blick nicht gleich zusammenpasst.“
Szejstecki war Bergmann und Künstler
Das weckte den Recherche-Eifer in dem Kunsthistoriker. Er besorgte sich alles, was an Fachliteratur über „Many“ Szejstecki zu finden war. Als er sich dann auf die Suche nach Verwandten begab, traf er auf Szejsteckis Witwe Brigitte und eben Sohn Roland. „Zwischen uns war sofort ein guter Draht da“, sagt Roland Szejstecki, der im Berufsalltag als Industriebuchbinder bei einer Gelsenkirchener Druckerei arbeitet. „Und Lukas Schepers wusste nach seiner Recherche Dinge über meinen Vater, die nicht einmal ich kannte“, gibt er erstaunt zu Protokoll.
Beide verwalten nun gemeinsam den Nachlass von „Many“ Szejstecki. Und beide sind überzeugt, dass das Werk dieses Bergmannes und Künstlers eine feste Bleibe verdient hat. Am Samstag, 26. Februar, hat Roland Szejstecki wichtige Multiplikatoren zu einer Sonderveranstaltung in die „Werkstatt“ geladen. Dann will er nicht nur die Ausstellung dort präsentieren, sondern zudem einen Film des WDR-Fernsehens aus dem Jahr 1987 über seinen Vater zeigen. Dieser trägt den Titel „Die Zeche hat mich geprägt“.
Wunschlösung als Ort einer Dauerausstellung wäre die Zeche Westerholt
Als möglichen Standort einer Szejstecki-Dauerausstellung haben Sohn Roland und Kunsthistoriker Schepers auch schon einen Favoriten ins Auge gefasst: die „Neue Zeche Westerholt“, die nun unter eine neue Gesamtnutzung gestellt wird. Zum einen, weil sein Vater dort bis 1984 als Steiger gearbeitet hat. „Und zum anderen, weil wir damals in einem Zechenhaus in unmittelbarer Nähe gelebt haben.“ Doch vielleicht kommen ja dank der Ausstellung noch alternative Vorschläge und Angebote auf den Tisch.
Roland Szejstecki schwebt auf der Suche nach einem Ort für eine Dauerausstellung eine ähnliche Lösung wie auf der ehemaligen Zeche Consol vor: Dort in Bismarck sind in einer Halle mehrere Arbeiten und Teile des Nachlasses von Werner Thiel dauerhaft ausgestellt.
Der 2003 verstorbene Künstler hat nicht nur fotografische und zeichnerische Arbeiten hinterlassen, sondern zudem zahlreiche Gegenstände und Artefakte aus Ruhrgebietszechen gesammelt. Diese wären ansonsten entsorgt worden. Daraus haben Helmut Bettenhausen und Lutz Kahnwald eine raumgreifende Installation geschaffen.