Gelsenkirchen. Der kleine Emil aus Resse ist ab Sommer Schulkind – sein Schulweg zu Fuß ist gefährlich, seine Mutter besorgt. Nun bekommt er ein Versprechen.
Emil ist schon jetzt ziemlich aufgeregt: Im Sommer, da darf er endlich zur Schule gehen. Der Tornister ist längst gekauft, mit Stolz trägt der Kleine ihn an diesem sonnigen Nachmittag durch Resse. Es ist sein direkter Schulweg, vorbei an parkenden und fahrenden Autos, eigentlich entlang der stark frequentierten Middelicher Straße. Doch genau das bereitet seiner Mutter Lena Kurth große Sorge: „Es ist eine Katastrophe“, sagt die 28-Jährige.
Gelsenkirchen: Dieser Schulweg im Stadtnorden ist „eine Katastrophe“
Ortstermin im Osten der Stadt: Bezirksbürgermeister Wilfried Heidl (SPD) ist gekommen und mit ihm Resses Bezirksbeamter Jörg Trogant. Sie haben sich heute gemeinsam aufgemacht, auf der Suche nach einem sicheren Schulweg für Emil. „Finger weg von der Middelicher Straße“, sagt Bezirksbürgermeister Heidl demnach auch direkt.
Und die Situation gibt ihm recht: Nicht nur, dass im nachmittäglichen Berufsverkehr ganz schön viel los ist (das sei morgens übrigens genau so, wie Polizist Trogant berichtet), auch die Gegebenheiten lassen wenig Raum, etwa an der Stelle, wo Engelbertstraße und Lange Straße in Form einer gemeinsamen Kreuzung aufeinandertreffen. Die abknickende Vorfahrt auf die Engelbertstraße entschärft hier kaum. Wer auf der Middelicher in Richtung Osten unterwegs ist, muss am Stopp-Schild halten. „Ich empfinde die Stelle grundsätzlich als sehr unübersichtlich“, sagt Lena Kurth.
Schulweg in Gelsenkirchen: Erstklässler an gefährlicher Straße unterwegs
Der kleine Emil wird ab Anfang August die Barbaraschule besuchen. Die Gutenbergschule, eine weitere Grundschul-Alternative für Resse, ist näher gelegen. Für die Kurths kam das aber nicht in Frage: Die Gutenbergschule wird seit Februar 2020 umfangreich saniert, regelmäßig müssten Klassenräume getauscht werden, berichtet Lena Kurth. „Gerade für Schulanfänger ist das sehr unglücklich“, findet sie.
Wilfried Heidl hat sich auf diesen Termin vorbereitet: Er hat einen Routen-Vorschlag dabei, der nur ein Stück an der Middelicher Straße entlang führt. Den Rest der Strecke geht es fast parallel an der Hedwigstraße und der Fichtenstraße zur Schule. Emil startet, wenig später geht es für ihn über eine Fußgängerampel an der ebenfalls stark frequentierten Resser Haupteinkaufsstraße, der Ewaldstraße. Außergewöhnlich schnell wird sie an diesem Tag Grün. Ganz gewissenhaft erläuft sich Emil seine zukünftige Routine, sein Schulweg wird etwas über 1,5 Kilometer lang sein.
Schulanfang Gelsenkirchen: Zum gefährlichen Schulweg gibt’s eine Alternativ-Route
Das Prinzip „kurze Beine, kurze Wege“ greift in Emils Fall eher nicht mehr. Deswegen hat Lena Kurth sich auch vorgenommen, Emil mit dem Fahrrad zur Schule zu bringen. Doch auch auf der von Heidl vorgeschlagenen Alternativ-Route gibt es ein weiteres Problem: Auf der einen Seite der Hedwigstraße parken die Autos zu einem guten Drittel auf dem Gehweg. „Ich bin mit zwei Kindern unterwegs, da komme ich mit beiden gar nicht gut vorbei.“ Die Gegebenheiten für ein Kind, sagt sie, seien wenig ideal.
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Das Problem sieht auch Jörg Trogant, doch dem Bezirksbeamten sind die Hände gebunden. Er kann indes wertvolle Tipps geben. „Wo empfehlen Sie Kindern, die Straße zu überqueren?“, fragt Lena Kurth etwa. „Niemals zwischen zwei parkenden Autos, das ist lebensgefährlich“, sagt er. Trogant rät, eine Lücke am Straßenrand zu nutzen, die mindestens zwei Autolängen breit ist. Und ein Versprechen gibt er Emil auch gleich noch mit auf den Weg: Er will ihn in seiner ersten Schulwoche an einem Morgen auf dem Weg begleiten. Was Emil davon hält? Verschmitzt grinst er in sich hinein.
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Schon häufiger und seit einigen Jahren sei die Lage in Resse Thema in den Gremien, etwa der Bezirksvertretung Ost, gewesen, berichtet Bezirksbürgermeister Heidl. Er wünscht sich mehr Flexibilität bei der Planung, er sagt aber auch: „Natürlich verlange ich nichts, was rechtlich nicht im Rahmen ist.“ Und bringt die Idee Kreisverkehr wieder ins Spiel.
Risikoreicher Schulweg: Keine Entschärfung durch Kreisverkehr oder Ampel möglich
Auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung heißt es, dass der Umbau dieser Kreuzung zu einem Kreisverkehr schon mehrfach gefordert worden sei. „In diesem Bereich ist die Realisierung eines Kreisverkehrs jedoch nur mit Eingriff in private Grundstücke möglich“, so Stadtsprecher Martin Schulmann. Und eine Ampel? Ebenfalls zu wenig Platz. „Auch aus Sicht der Stadt ist dieser Bereich bedingt unübersichtlich, bietet aber kaum Raum für eine bauliche Verbesserung“, erläutert Schulmann weiter. Allerdings: Eine Erneuerung der Fahrbahn und der Gehwege der Middelicher Straße von Engelbertstraße bis Oemkenstraße sei nach derzeitigem Stand für 2027 vorgesehen. Es ist das Jahr, an dem Emil auf die weiterführende Schule wechselt.