Gelsenkirchen. Das Markterkundungsverfahren ist abgeschlossen. So könnte ein neues Zentralbad in Gelsenkirchen aussehen und hier könnte es gebaut werden.
David Fischer ist etwas verdutzt. Der sportpolitische Sprecher der Grünen in Gelsenkirchen hatte mit seiner Fraktion für die letzte Sportausschuss-Sitzung einen Sachstandsbericht zur Suche nach einem Standort für das neue Zentralbad beantragt. Hintergrund ist, dass das entsprechende Markterkundungsverfahren mittlerweile abgeschlossen ist. Doch was Fischer dann im Sportausschuss hörte, ging weit über seine Erwartungen hinaus. „Dass wir Herrn Förster (Harald Förster, Geschäftsführer der Stadtwerke Gelsenkirchen; Anm. d. Redaktion) da sitzen haben, damit hatten wir nicht gerechnet. Und vor allem auch nicht, mit welcher Offenheit er die Pläne präsentiert hat“, staunte Fischer nach der Sitzung.
Tatsächlich präsentierte Förster nicht nur Details zur Ausstattung des neuen Zentralbads, sondern deutete auch an, dass dies an alter Stelle gebaut werden könnte, und schilderte einen Zeitplan dafür. All das war bislang noch offen gewesen. Doch zunächst zur Ausstattung: Die lässt sich teilen in Basisausstattung, die es standortunabhängig sicher geben wird, und mögliche Zusatzausstattung (siehe Info-Box). Zur Basisausstattung zählt unter anderem ein 50-Meter-Becken, was sich die Vereine stets gewünscht hatten, und ein Lehrschwimmbecken. Das 50-Meter-Becken wird zudem eine Schwimmbrücke erhalten, mit dem es sich in zwei 25-Meter-Becken teilen lässt. Die Kosten für die Basisausstattung schätzte Förster auf rund 37 Millionen Euro.
Wo das neue Zentralbad in Gelsenkirchen gebaut werden könnte
Darüber hinaus präsentierte er eine ganze Liste mit möglicher Zusatzausstattung, darunter eine bessere Ausstattung für Wettkämpfe und ein 5-Meter-Sprungturm. Alles davon sei aber nicht umsetzbar: „Zwei Sonderausstattungen sind wahrscheinlich drin. Was aber ganz sicher nicht geht, ist: Wir haben sieben Varianten und die nehmen wir alle. So bestellt vielleicht Steve Jobs seinen Dienstwagen, aber so bestellen wir kein Zentralbad“, betonte Förster. Bei der Ausstattung sollen auch die Vereine und die Schulen mitreden dürfen. Den Vereinen werden die Stadtwerke die Pläne am 20. März präsentieren, den Schulen am 28. März.
Doch wo soll das ganze nun entstehen? Im Sportausschuss betonte Förster überraschend deutlich, dass sich die alte Fläche am besten für einen Zentralbad-Neubau eigne. Bei den zwei alternativen Flächen, die im Rahmen des Markterkundungsverfahren gefunden wurden, gibt es nämlich mehrere Haken: Die eine Fläche liegt außerhalb des Suchradius, der laut Förster vom Süden Schalkes, über den Osten Feldmarks bis hin zum Westen von Bismarck und Bulmke-Hüllen reichte. Die andere Fläche liegt laut Förster zwar in „unmittelbare Nähe“ zum bisherigen Standort, ist aber nur für die Basisausstattung groß genug. Außerdem müsste hier ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden, was die Planungszeit um zwölf bis 18 Monate verlängert. „Allein deshalb würde ich mir wünschen, dass wir eine Fläche bekommen, wo wir keinen Bebauungsplan erstellen müssen“, sagte Förster und betonte, dass dieser Planungsschritt bei einem Neubau auf dem Projektareal der HSPV nicht nötig sei.
Ein neues Zentralbad würde auch neben eine kleinere Polizeihochschule passen
Gegen die alte Fläche hatte bisher gesprochen, dass sich Gelsenkirchen mit eben jenem Gelände für den neuen Campus der Hochschule für Polizei und Verwaltung (HSPV) beworben hatte. Ursprünglich hatte die Vergabekammer Westfalen zwar entschieden, dass die HSPV in Herne gebaut werden soll. Dagegen hatte der Projektentwickler für die Gelsenkirchener Fläche, Kölbl Kruse, zuletzt jedoch geklagt und auf vermeintliche Formfehler beim Vergabeverfahren hingewiesen. Die letztinstanzliche Entscheidung des Oberlandesgerichts wird im Juni erwartet.
Die Ausstattung des neuen Zentralbads im Überblick
Basisausstattung (Kosten: rund 37 Millionen Euro):
50-Meter-Becken mit neun Bahnen und Schwimmbrücke in der Mitte (zugelassen für Wettkämpfe bis auf Bezirksebene), Lehrschwimmbecken, Sprungbretter 1 Meter und 3 Meter
Mögliche Zusatzausstattung (Preis in Millionen)
- Sprungturm 5 Meter (1,5), Hubboden (1,6), Tribüne (1,9), Vereinsräume (3,1), Fitnesshalle (3,1), 2. Lehrschwimmbecken (3,7), Sauna (4).
Bisher galt es als sicher, dass die HSPV und der Zentralbad-Neubau aus Platzgründen nicht zusammen am alten Bad-Standort entstehen können. Im Sportausschuss deutete Förster nun aber an, dass dies sehr wohl möglich wäre. Der Grund: Die Stadtwerke rechnen sich, wenn überhaupt, nur noch Chancen auf eine kleinere Variante der HSPV aus. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir vor Gericht einen Sieg erringen, der die gesamte HSPV im Juni hierhin bringt“, sagte Förster. „Worauf wir eine gewisse Chance haben, ist, dass das Gericht sagt: ‚Ja, es gab Formfehler, bitte einigt euch.‘ Womöglich käme dann eine etwas kleinere HSPV heraus, damit Herne etwas bekommt und wir auch. Und neben einer kleineren HSPV gäbe es sicher Raum für ein Zentralbad.“
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Falls das Gericht den Zuschlag für Herne bestätigt, ließe sich auf dem Gesamtareal neben dem neuen Zentralbad auch ein Bildungscampus realisieren, der zuletzt ins Gespräch gebracht wurde. „Die Errichtung des Zentralbades würde weder die HSPV noch ein Bildungskolleg noch ein Einkaufszentrum verhindern. Wir hätten für alles genug Platz“, stellte Förster klar. Die endgültige Entscheidung über den Standort und die Ausstattung des neuen Bades muss die Politik treffen. Försters Zeitplan sieht vor, dass dieser Beschluss noch kurz vor oder kurz nach der Sommerpause gefasst werden könnte. Im Frühjahr 2024 sollen dann die Bauarbeiten starten. Im Idealfall könnte das Bad Ende 2025 oder im Frühjahr 2026 fertig sein.