Gelsenkirchen. Bei einer besonderen politischen Sitzung in Gelsenkirchen ging es um die Jugendarbeitslosigkeit. Ein mögliches Mittel dagegen stach hervor.

Wie kann die hohe Quote an Ausbildungsabbrechern (über 30 Prozent) und jungen Menschen ohne Job (knapp zwölf Prozent) in Gelsenkirchen verringert werden? Bei einer außerordentlichen gemeinsamen Sitzung des Wirtschafts- und Sozialausschusses in Gelsenkirchen fanden Politiker und Experten darauf vor allem eine Antwort: Man müsse früher mit der Berufsorientierung beginnen.

„Wir müssen das Thema viel früher angehen“, sagte Valeska Hurraß, Leiterin des operativen Geschäfts der Agentur für Arbeit in Gelsenkirchen. Statt mit der Berufsorientierung erst – wie üblich – in der achten Klasse zu beginnen, müssten der Geschäftsführerin zufolge schon Kinder im jüngeren Alter für ihre Stärken sensibilisiert werden und auch weniger bekannte Berufsbilder kennenlernen.

Arbeitgebervertreter befürwortet frühere Berufsorientierung: Gelsenkirchen als Modellstadt?

Viel Zuspruch gab es dafür unter anderem von Michael Grütering, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe – der sich offen dafür zeigte, mit der Berufsorientierung sogar schon in der Grundschule, wenn nicht sogar schon in der Kita, anzufangen.

„Berufsbilder entwickeln sich sehr früh“, sagte er. Man müsse die gezielte Orientierung deshalb mindestens ab Klasse fünf systematisch angehen. So könne der Anteil der perspektivlosen Jugendlichen gezielt verringert und „das Nachwachsen der Langzeitarbeitslosigkeit verhindert“ werden, betonte Grütering. „Wir können wirklich nachhaltig etwas bewirken, wenn wir früh ansetzen.“ Sowohl die heutige Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, als auch das Bildungsministerium würden sich offen dafür zeigen, zu diesem Thema ein Modellprojekt in Gelsenkirchen durchzuführen, ließ Grütering durchblicken.

Sozial- und Wirtschaftsausschuss Gelsenkirchen wollen in einem Jahr noch mal zusammen beraten

Die anwesenden Wirtschafts- und Sozialpolitiker konnten dieser Idee viel abgewinnen, wie sich in mehreren Wortmeldungen zeigte. Dass eine frühere Berufsorientierung nicht das Allheilmittel gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit sein kann, machte jedoch Caritas-Direktor Peter Spannenkrebs aus seiner Sicht deutlich: „Uns gelingt uns es schon sehr früh nicht, Kinder auf dem Bildungsweg so zu fördern, dass sie in der Lage sind, einen Abschluss zu machen.“ Jenen Kindern würde auch eine frühere Berufsorientierung nicht viel helfen. „Da gibt es noch mal ganz andere Herausforderungen.“

Mit welchen konkreten Ideen diese Herausforderungen über eine frühere Berufsausbildung hinaus angegangen werden könnten, da zeigten sich die erstmalig in dieser Legislaturperiode vereinten Mitglieder der Sozial- und Wirtschaftsausschüsse noch wenig erfinderisch. So hielt man fest, die gemeinsame Sitzung sei eine Art „Auftaktveranstaltung“, um das Thema noch gezielter anzugehen. Abzusehen bleibt also, ob es bei einer erneuten, bereits angekündigten gemeinsamen Sitzung in einem Jahr dann konkreter wird.