Gelsenkirchen. Nach der Zwangsversteigerung des gelben Hauses an der Schalker Meile: Wie es weiter geht mit der Engelsburg, welche Entscheidungen anstehen.

Verärgerte Kommentare waren aus dem Block der städtischen Vertreter zu hören, als bei der Zwangsversteigerung des gelben Hauses im Herzen der Schalker Meile nicht wie erhofft die Stadttochter den Zuschlag erhielt, sondern mit der „Vermietungsgesellschaft BBS1 UG“ ein damals gerade einmal zwei Wochen altes Unternehmen, das die Kommune im Bieterwettstreit mit insgesamt rund 750.000 Euro für die Engelsburg ausgestochen hatte.

Stellt sich die Frage: Wie geht es mit dem Eckhaus an der Kurt-Schumacher-Straße 124/126 nun weiter?

Engelsburg an Schalker Meile: Die entscheidenden Termine nach Zwangsversteigerung

Das entscheidet sich nach zwei anstehenden Terminen. Der eine ist am 14. Februar, der andere am 26. April. Beim Termin am Valentinstag handelt es sich um einen Verkündigungstermin. Heißt: Dabei entscheidet sich, ob der Ersteher tatsächlich den gerichtlichen Zuschlag für die marode und deshalb billigere Haushälfte Nummer 124 erhält. Der Gebotspreis lag bei 125.000 Euro

Der zweite Termin, ist ein sogenannter Verteilungstermin, und nach Angaben des Amtsgerichtes wesentlich bedeutungsvoller. Hier geht es um die bessere und zum Teil noch vermiete Haushälfte Nummer 126, für die das Erkrather Unternehmen 616.000 Euro geboten und den Zuschlag erhalten hatte.

Schrottimmobilie: Restsumme von 580.000 Euro muss am 26. April bezahlt sein

„Spätestens zum Verteilungstermin am 26. April ist die Restsumme für diese Immobilie zu zahlen inklusive Zinsen“, heißt es vom Justizzentrum. Die Restsumme setzt sich zusammen aus dem Gebotspreis abzüglich der Sicherheitsleistung, die die BBS1 UG bei der Versteigerung am 3. Februar direkt zu entrichten hatte – zehn Prozent des Verkehrswertes (385.000 Euro). Heißt: Zum gerichtlich festgesetzten Stichtag werden rund 580.000 Euro fällig. Zahlbar an die Zentrale Zahlstelle der Justiz.

Und: „Eine Fristverlängerung ist nicht möglich“, erklärt die Behörde. Bleibt das Geld aus, wird die Sicherheitsleistung an die Gläubiger verteilt. Die Stadt hat beispielsweise noch Forderungen in Höhe von rund 50.000 Euro aus fehlenden Grundbesitzabgaben.

Gelbes Haus in Schalke: Wiederversteigerung unter diesen Voraussetzungen

Stadtgespräch und Aufreger für Schalke-Fans ist das gelbe Haus an der Schalker Meile in Gelsenkirchen. Das zum Teil schrottreife Gebäude ist am Freitag, 3. Februar, unter den Hammer gekommen. Aber: Nicht wie erhofft hat die Stadttochter GGW das Rennen gemacht, sondern ein Jungunternehmen. Die GGW lässt Schrotthäuser verschwinden und errichtet unter anderem modernen neuen Wohnraum.
Stadtgespräch und Aufreger für Schalke-Fans ist das gelbe Haus an der Schalker Meile in Gelsenkirchen. Das zum Teil schrottreife Gebäude ist am Freitag, 3. Februar, unter den Hammer gekommen. Aber: Nicht wie erhofft hat die Stadttochter GGW das Rennen gemacht, sondern ein Jungunternehmen. Die GGW lässt Schrotthäuser verschwinden und errichtet unter anderem modernen neuen Wohnraum. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Die Deckungslücke zwischen Sicherheitsleistung und geschuldeten Beträgen – verwaltungstechnische Zwischenschritte einmal zur Abkürzung weggelassen – können letztlich zu einer erneuten Zwangsversteigerung führen. Dazu heißt es von Gerichtsseite: „Es liegt an den Gläubigern, wie schnell eine Wiederversteigerung möglich ist.“ Oft habe man den Antrag längere Zeit nicht vorliegen. Der formale Aufwand braucht allerdings auch seine Zeit, bis ein neuer Termin gefunden ist, „können ein paar Monate ins Land gehen“.

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Ähnlich ist auch das Prozedere nach dem Verkündigungstermin am Dienstag, 14. Februar. Bekommt die BBS1 UG tatsächlich den Zuschlag, so wird gerichtlich ein Termin festgelegt, bis zu dem die Restsumme bezahlt sein muss.

Nach Zwangsversteigerung: Das Firmengeflecht rund um den Höchstbietenden

Die BBS1 UG mit Sitz in Erkrath wurde am 23. Januar dieses Jahres gegründet. Haftungskapital: 1500 Euro. Geschäftsführer des Immobilienunternehmens ist Sajad Soleymanmanesh. In gleicher Funktion wird der 37-Jährige auch bei der BBS Verwaltungs GmbH (Gründung: 9. Februar 2023, Haftungskapital: 25.000 Euro) geführt, die ihren Sitz ebenfalls in Erkrath hat. Hier werden der Düsseldorfer Soleymanmanesh und Bati Burcin Balarisi (49, Iserlohn) und Said Babamiri (46, Erkrath) als Gesellschafter benannt. Die beiden Letzteren sind auch Gesellschafter bei der BBS1 UG.

Geschäftlich miteinander verbunden sind Sajad Soleymanmanesh und Said Babamiri schon länger. Und zwar seit 2017, als im Juli die Noble Estate GmbH ebenfalls mit Sitz in Erkrath den Markt betrat und bei der beide als Gesellschafter einen Eintrag haben. Heute hat das Unternehmen seinen Sitz in Monheim, Geschäftsführer ist Babamiri.

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2020 wies der Geschäftsbericht der Noble Estate GmbH rund 197.000 Euro Eigenkapital aus. Die Summe aller Vermögenswerte (Aktiva) betrug rund 912.000 Euro, die Höhe der Verbindlichkeiten belief sich auf rund 640.000 Euro. Gegenüber wem die Verbindlichkeiten bestehen, ist nicht aufgeführt.

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