Gelsenkirchen. Die Donizetti-Oper „Don Pasquale“ in der Inszenierung von Zsófia Geréb feiert am 11. Februar im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier Premiere.

Zsófia Geréb schert sich nicht viel um Erwartungshaltungen, die von außen an sie herangetragen werden. Die 32-jährige Regisseurin ist viel mehr darauf erpicht, stets ihre ganz eigene, persönliche Deutung zu finden – und sei der Stoff auch noch so populär und etabliert. Das wird auch bei ihrer Inszenierung von „Don Pasquale“ für das Musiktheater im Revier wieder so sein.

Der Stoff wird aus dem 19. Jahrhundert in die 2010er Jahre transportiert

Petro Ostapenko als Dr. Malatesta und Dongmin Lee als Norina in „Don Pasquale“. Premiere im Gelsenkirchener Musiktheater ist am 11. Februar. Karten sind im Vorverkauf erhältlich.
Petro Ostapenko als Dr. Malatesta und Dongmin Lee als Norina in „Don Pasquale“. Premiere im Gelsenkirchener Musiktheater ist am 11. Februar. Karten sind im Vorverkauf erhältlich. © Sascha Kreklau

Die komische Oper von Gaetano Donizetti zählt zwar zu den viel gespielten Standards im Bühnen-Repertoire. Geréb ist sich aber sicher, eine individuelle Version des berühmten Stückes entwickelt und gemeinsam mit dem Team auf die Bühne gebracht zu haben. Bei der Premiere am Samstag, 11. Februar, um 19.30 Uhr im Großen Haus kann sich das Publikum erstmals ein Bild davon machen, ob und falls ja, wie gut das funktioniert.

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Geschrieben und uraufgeführt wurde „Don Pasquale“ Mitte des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit ist das Stück auch angesiedelt. Die in Budapest geborene und aufgewachsene Geréb transportiert das Geschehen nun in das vergangene Jahrzehnt, also die 2010er-Jahre. Denn das Grundthema des Stückes – der Konflikt zwischen den Generationen – passe eben auch perfekt in unsere jüngere Vergangenheit, findet die Regisseurin. Denn alternde „Babyboomer“ und nachkommende „Millennials“ prallen mit ihren unterschiedlichen Sichtweisen und Deutungen ja genauso heftig aufeinander wie es der überzeugte Junggeselle Don Pasquale und seine junge Braut im Stück tun.

Regisseurin wurde mit dem 23. Gelsenkirchener Theaterpreis ausgezeichnet

Für ein passendes, betont gegenwärtiges Bühnenbild hat Ivan Ivanov gesorgt. Er hatte mit Geréb bereits beim Musiktheaterabend „Das Wundertheater“/„Wachsfigurenkabinett“ von Hans-Werner Henze und Karl Amadeus Hartmann zusammengearbeitet. Die Regisseurin wurde dafür mit dem 23. Gelsenkirchener Theaterpreis ausgezeichnet. Die Wohnräume, in denen die Handlung größtenteils spielt, verströmen mal einen kühl-technokratischen, mal einen beinahe museumshaften Charme. Dieser wird durch dezente Farbtupfer gekonnt aufgebrochen.

Auch die Kostüme von Vanessa Vadineanu sind zeitgenössisch, „aber stets modeinspiriert“, wie sie betont. Ihre Ideen seien mit einer großen Detailverliebtheit per Nadel und Faden umgesetzt worden. „Unsere Werkstätten haben da wirklich großartige Arbeit geleistet“, lobt Vadineanu. Und Regisseurin Geréb betont, wie wichtig diese Kostüme für das stimmige Gesamtbild dieser Produktion seien. Und was hat sie an diesem Stoff nun besonders gereizt? Da überlegt Geréb kurz, ehe sie antwortet: „Alle Charaktere waren schon bei Donizetti mit einem hohen Maß an Selbstreflexion ausgestattet. Ich habe versucht, das noch einmal zu verstärken.“

Dr. Malatesta spielt eine Schlüsselrolle

Eine Schlüsselrolle in diesem amüsanten Intrigenspiel kommt dabei Dr. Malatesta zu. Der ist der Hausarzt von Don Pasquale, gleichzeitig aber auch mit dessen Neffen Ernesto befreundet. Letzterer möchte gern Norina heiraten – eine junge, aber mittellose Witwe. Als der Titelheld davon erfährt, droht er seinem Neffen mit Enterbung. Stattdessen will Don Pasquale selbst im hohen Alter noch den Bund fürs Leben eingehen. Und zwar mit Dr. Malatestas angeblicher Schwester, hinter der sich tatsächlich aber besagte Norina verbirgt. Und so krachen hier Alt und Jung, oder wie Geréb es sagt: „zwei Welten“, auf- und ineinander. Doch nicht nur Alters-, auch Geschlechterklischees will die Regisseurin hier hinterfragen.

Die Rolle des Titelhelden singt Urban Malmberg. Der ist inzwischen 60 und damit beinahe doppelt so alt wie seine Regisseurin. Doch zwischen ihnen habe es bei der Zusammenarbeit keinerlei Generationenkonflikt gegeben, beteuert Geréb. Sie lobte die große Spielfreude des Sängers – und auch die des übrigen, größtenteils recht jungen Ensembles. „Es war ein leichtes, gemeinsames Auskommen“, so Geréb. „Und vielleicht hat deshalb auch bei den Proben alles so prima und schnell geklappt.“ Einziges Problem: Malmberg habe aufgrund seiner Vitalität einfach zu jung für die Rolle ausgesehen. „Deshalb“, sagt Geréb und schmunzelt, „spielt er nun mit einer grauen Perücke.“

Daten und Fakten zu „Don Pasquale“ in Gelsenkirchen

Die musikalische Leitung bei „Don Pasquale“ hat Giuliano Betta. Neben der Neuen Philharmonie Westfalen kommt auch der Opernchor des MIR zum Einsatz. Dramaturgin ist Anna-Maria Polke.

Neben Urban Malmberg in der Titelrolle sind folgende Sängerinnen und Sänger im Einsatz: Petro Ostapenko (Dr. Malatesta), Dongmin Lee/Margot Genet (Norina), Khanyiso Gwenxane/Adam Temple-Smith (Ernesto) und Yancheng Chen (Notar).

Nach der Premiere am 11. Februar gibt es noch folgende weitere Termine: 17. und 23. Februar, 4. und 18. März, 1. und 21. April (alle um 19.30 Uhr); 12. März (16 Uhr) sowie 23. April (18 Uhr). Karten gibt es an der Theaterkasse oder unter: 0209 40 97 200.