Gelsenkirchen. Beim Kostümverkauf im Gelsenkirchener Musiktheater statten sich die Vintage-Fans mit neuer alter Garderobe aus. Was dieses Mal anders ist.
Ein bisschen Plüsch, ein bisschen Rüschen-Ärmel, Reifrock oder Frack? Es ist alles dabei für Steampunk-Anhänger, Surfer auf der Retro-Welle oder Karnevalisten für die anstehende Session beim Kostümverkauf im Musiktheater im Revier. Aber es geht entspannter zu als schon einmal nach dem Ende einer Spielzeit. Denn halbstündige Zeitfenster entzerren den Ansturm der Fans, Schlangen bilden sich aber trotzdem im Foyer.
Immerhin lassen gerade die Opern- und Musicalaufführungen der abgelaufenen Spielzeit die Fans von Uniformen, Roben und wallenden Gewändern auf Schnäppchen hoffen. An den Garderobenständern weisen Schilder den Weg: „Don Giovanni Chor“, „Land des Lächelns“, „Hoffmanns Erzählungen“, „Zauberflöte“ und „Turdandot“ bietet der Fundus, vor allem gesucht wird bei „Halloween“ oder „Krabat“.
Gelsenkirchen: Die Kostümabteilung im Musiktheater arbeitet überlappend für die Stücke
Was diesmal fehlt, sind die Stoffbahnen, bei denen sich Hobby-Selbstausstatter in den Vorjahren meterweise bedient haben.
„Stark gefragt sind Kinderkostüme“, weiß Karin Gottschalk, seit 2019 Leiterin der Kostümabteilung im MiR. Dort sind an die 40 Modistinnen, Färberinnen, Schneiderinnen, Schuhmacher und Gewandmeister für die Ausstattung des Ensembles am Werk. Und das nicht nur für die aktuellen Aufführungen, „wir arbeiten überlappend auch schon im Vorgriff auf die anstehenden Produktionen“, erzählt Gottschalk aus der Werkstatt.
Zum Ende der Corona-Beschränkungen hatte man sich am MiR noch zurückgehalten, denn der üblicherweise zwei Mal im Jahr stattfindende Kostümverkauf hat aus Erfahrung immer für viel Betrieb im Foyer gesorgt, für Szenen wie im Schlussverkauf. Die 30 Minuten wie beim Theaterfest bewährten sich inzwischen.
Musiktheater im Revier: Große Produktionen erfordern viele Kostüme
Denn etwa 50 Besucherinnen und Besucher können in dem Zeitfenster zum Stöbern hereingelassen werden, überschlägt Gottschalk. „Das klappt sehr gut, es bleibt dem Team viel mehr Zeit zur Beratung und für die Kostümfans ist es entspannter bei der Suche.“ Allerdings stehen nur drei Kabinen zur Auswahl. Was manche nicht stört, „die probieren auch im Gang an“, weiß sie.
Es sei eine ganze Menge, die hier zum Verkauf bereit steht, kann sie nur zusammenfassen, schließlich muss jede Produktion ausgestattet werden – auch wenn manches Mal die Garderobe eher minimalistisch angelegt sei. „Aber gerade die musikalischen Stücke leben natürlich sehr von der Ausstattung“, meint sie beim Blick auf die vollen Kleiderständer. „Es können doch wohl insgesamt gut über 1000 Kleidungsstücke pro Spielzeit sein“, überschlägt sie dann schließlich.
„Das schlaue Füchslein“ kann ein Renner werden
„Und für die Garderobe hatten wir diesmal ja auch aufwendige Produktionen“, geht sie ins Detail, „wie „Drei Männer im Schnee“, „Die verkaufte Braut“ und vor allem „Das schlaue Füchslein“. Dann wieder habe es vergleichsweise wenig Wiederaufnahmen gegeben, in denen die Kostüme zum zweiten Mal benötigt wurden, wie die „Perlenfischer“ oder „Momo“. „Das wird bald hier im Umkreis viele kleine Füchslein geben“, orakelt die Abteilungsleiterin bereits lächelnd, „wenn die Märchenoper über die Bühne gegangen ist“.