Gelsenkirchen. NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller kennt die Nöte vieler Schulen in Gelsenkirchen und will Abhilfe leisten. Daran wird sie gemessen werden.

„Mehr und längere Zwangs-Abordnungen von Lehrern an Schulen mit hohem Personalbedarf“. Für diesen Satz erntet Dorothee Feller an diesem Abend den lautesten Applaus, als sie klar macht, so wie es ist, dürfe es nicht bleiben. Gegen den Lehrermangel in Gelsenkirchen und anderen Städten mit ähnlich gewaltigen Bildungs- und Integrationsherausforderungen anzugehen, sei deshalb zentrale Aufgabe ihrer Arbeit. Die NRW-Schulministerin ist zu Gast beim Neujahrsempfang der CDU Gelsenkirchen – gewissermaßen ein Heimspiel für Feller. Nicht nur, weil sie im Kreise ihrer Parteifreunde ist. Feller kennt Gelsenkirchen und die Probleme der Stadt nur zu gut, war sie bis zu ihrer Minister-Ernennung doch lange Zeit Präsidentin des Regierungsbezirks Münster zu dem Gelsenkirchen gehört.

Mehr Abordnungen, mehr Seiteneinsteiger, Alltagshelfer für die Schulen

Im Mittelpunkt von Fellers Plan gegen den Lehrermangel stehen, neben den Zwangs-Abordnungen, ein leichterer Seiteneinstieg in den Lehrberuf, der Einsatz von Lehrkräften anderer Schulformen auch an den Grundschulen und das Anwerben von „Alltagshelfern“, die – ähnlich wie Alltagshelferinnen und -helfer heute schon in Kitas – die Lehrkräfte in den Schulen unterstützen sollen. Letztere seien dringend nötig, wie Feller aus Gesprächen mit Grundschullehrern erfahren habe, weil es heute gar Schüler gäbe, die nicht einmal den Gang zur Toilette alleine bewältigen würden.

An den NRW-Schulen sind nach Angaben des Bildungsministeriums rund 8000 Lehrerstellen nicht besetzt. Die meisten Lehrerinnen und Lehrer fehlen nach wie vor an den Grundschulen (3400). 52 Lehrkräfte fehlen laut Bezirksregierung allein an Gelsenkirchener Grundschulen, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft spricht von vier fehlenden Pädagogen je Grundschule, stadtweit also 160. Zuletzt wurden aber nur zwei Stellen durch Abordnungen besetzt.

Dorothee Feller will das nicht mehr hinnehmen, will, dass die Lehrer vor allem auch da eingesetzt werden, wo sie am dringendsten gebraucht werden – eben in Städten wie Gelsenkirchen mit einem großen Anteil bildungsferner oder zu integrierender Kinder. Worte, die nicht allein bei den Lehrern mit CDU-Parteibuch im Publikum Erwartungen an Besserungen wecken. „Daran wird sie sich messen lassen müssen“, murmelt einer der Zuhörer im Augustinus-Haus.

Woran sich die CDU Gelsenkirchen gerne messen lassen dürfe, das machte Parteichef Sascha Kurth in seiner Rede dahingegen deutlich. Es liegt in der Natur der Sache, dass bei (Neujahrs-)Empfängen von Parteien, Institutionen oder Unternehmen vor allem das betont wird, was man aus eigener Sicht besonders gut hinbekommen hat. Und so unterstrich Kurth, dass es gerade der CDU zu verdanken sei, dass „Fragen rund um Sicherheit, kommunale Ordnung und Prävention nicht nur eine Heimat in der politischen Debatte mit einem zuständigen Ratsausschuss gefunden haben“, sondern auch die Aufmerksamkeit bekommen hätten, die sich viele Bürger schon lange gewünscht hätten.

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Bei allem Lob für die Arbeit der eigenen Partei und für die des einzigen Dezernenten in Gelsenkirchen mit CDU-Angehörigkeit (Simon Nowack), goss Kurth dann aber auch ein wenig Wasser in den Wein, um gleich wieder die Arbeit des NRW-Innenministers Herbert Reul (CDU) zu loben: „Trotz Erfolgen sind wir nicht zufrieden und wir können auch nicht zufrieden sein. Eine zunehmende Verrohung, nicht nur in Gelsenkirchen, eine strukturelle Ablehnung unserer Gesellschaft und nicht zuletzt gewalttätige Übergriffe und Überfälle auf unseren Straßen müssen uns aufrütteln und sie müssen aufhören. Wir werden auch bei „unserer“ Landesregierung da den Finger in die Wunde legen, wo wir Hilfe brauchen. Die Erfahrungen seit 2017 zeigen, dass Herbert Reul uns hier nicht alleine lässt.“

Was für Ministerin Feller gilt, gilt letztlich auch für die CDU Gelsenkirchen: „Daran wird sie sich messen lassen müssen.“