Gelsenkirchen. Der Klimawandel und hohe Energiekosten sind Gründe dafür, dass in Gelsenkirchener Schulen das Thema „Ski-Freizeit“ kontrovers diskutiert wird.

In Essen ist eine Diskussion um Ski-Freizeiten an weiterführenden Schulen entbrannt, die es ähnlich auch in Gelsenkirchen gibt. Einige Schulleiterinnen und -leiter in Gelsenkirchens Nachbarstadt halten Klassen- oder Kursreisen in Ski-Gebiete angesichts des Klimawandels zunehmend für nicht mehr zeitgemäß, „weil es kaum mit jener Nachhaltigkeit in Verbindung zu bringen wäre, die die Schule sich mit Projekten und Aktionen selbst auf die Fahnen schreibt“, erklärt etwa Jutta Reimann, Leiterin des Mädchengymnasiums Borbeck.

Frank Kaupert, Schulleiter des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums in Gelsenkirchen, kennt die Debatte um die Ski-Freizeit auch von seiner Schule und hat eine klare Meinung dazu:

„Am Gauß-Gymnasium ist es seit über 30 Jahren Tradition, eine Skifahrt mit der Stufe acht für zehn Tage nach Jochgrimm auszurichten. Generationen von Schüler:innen und Lehrkräften erinnern sich mit Begeisterung an dieses Ereignis.“

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„Allerdings“, so Kaupert weiter, gestaltete sich auch unabhängig von der Corona-Pandemie die Umsetzung der Fahrt in den vergangenen Jahren als zunehmend schwierig. „Es fehlte das entsprechend ausgebildete Personal, das im Fahrtenkonzept festgelegte Budget war kaum mehr einzuhalten und natürlich wurden die Stimmen, die auf die klimatischen Konsequenzen hinwiesen, immer lauter“, so der Schulleiter.

Wie an vielen anderen Schulen auch, sei man am Gauß daher nun dabei, ein neues Fahrtenkonzept zu erstellen. Dabei gelte es, gerade in Bezug auf die Skifahrt, einen zukunftsfähigen Kompromiss zu finden. „Es deutet sich allerdings an, dass die Fahrt in der bisherigen Form, also mit der gesamten Stufe, nicht mehr stattfinden wird“, erklärt Kaupert.

Kontroverse Diskussion auch am Max-Planck-Gymnasium

Kontrovers würden Ski-Freizeiten auch am Max-Planck-Gymnasium diskutiert, berichtet Schulleiterin Cirsten Scharf. Das MPG fährt in diesem Jahr im Januar für eine Woche mit der Jahrgangsstufe acht nach Viehhofen (Pinzgau) und im März für eine Woche nach St. Johann (Pongau) mit der Jahrgangsstufe neun, deren Fahrt im vergangenen Jahr aufgrund von Corona ausgefallen ist.

Grundsätzlich befinde man sich aber auch am Max-Planck-Gymnasium „aktuell sicherlich im Zwiespalt bei der Abwägung zwischen umweltbewusstem und nachhaltigem Handeln und dem pädagogischen Nutzen einer Skifahrt“, so Cirsten Scharf.

Dabei sei der pädagogische Nutzen einer solchen Fahrt aber sehr hoch, so Scharf: „Besonderes Naturerlebnis, besonderes sportliches Erlebnis, für viele eine einmalige Chance, den Wintersport kennenzulernen, Stärkung der Klassen- und Stufengemeinschaft. Hinzu kommt die besondere Konzeption unserer Fahrt, die normalerweise in Kooperation mit der Schule am Tetraeder – einer Schule mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung – stattfindet. Diese Kooperation besteht seit 2013 und ist für beide Seiten ein großartiges Gemeinschaftserlebnis mit einmaligen Erfahrungen.“

Vergessen dürfe man bei der Abwägung auch nicht, dass auch die Skigebiete die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit bewusst wahrnehmen und sich bereits seit einiger Zeit auf einem guten Weg zu klimaneutralen Skigebieten befinden, so Scharf weiter.

So steht es um die Ski-Freizeit am Leibniz-Gymnasium

Auch am Leibniz-Gymnasium findet die Ski-Freizeit in diesem Jahr auf jeden Fall noch statt, was aber noch kein Versprechen für die Zukunft sei. „Ich persönlich denke, dass es Zeit wäre, diese Skifreizeiten zu überdenken und wieder mehr Klimaschutz-Projekte anzustoßen. Aber das ist nicht meine Entscheidung, wir müssen mit den Organisatoren und im ganzen Team darüber sprechen und demokratisch gemeinsam entscheiden“, erklärt Schulleiter Michael Scharnowski auf Nachfrage.

AvD will nach diesjähriger Ski-Freizeit diskutieren

Ähnlich klingt es auch am Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium. Dort fährt demnächst die Jahrgangsstufe neun ins Stubaital. „Dabei steht das Argument, eine Sportfahrt mit Jugendlichen durchzuführen, im Vordergrund. Ski zu fahren, stärkt den Teamgeist besonders, weil hier Schwächere in besonderer Weise mitgenommen werden. Der klassenübergreifende Charakter verstärkt dies. Zudem hat unserer Meinung nach gerade die Skifahrt einen besonderen Erlebnis- und Erinnerungswert, ist aber für viele vornehmlich nur in der Schule finanziell erschwinglich“, so Schulleiter Markus Klein.

Die ökologischen Bedenken bleiben aber auch am AvD nicht unbeachtet: In allen Sportkursen der Jahrgangsstufe neun werden sie erörtert. „Die Skifahrt wird reflektiert und in den Schulgremien wird entschieden, ob sie im nächsten Jahr noch durchgeführt werden soll. Das liegt natürlich auch an der Schneesicherheit, die immer weniger gegeben ist, aber auch an den oft ökologisch bedenklichen Gegenmaßnahmen vor Ort“, ergänzt Klein.

Deshalb werde die Fachschaft Sport direkt nach der nächsten Fahrt Gespräche führen und entscheiden, ob die Schulskifahrt noch zu vertreten ist.