Gelsenkirchen. Großer Jubel im Musiktheater für einen hochkarätigen Abend und den großartigen Dirigenten Evan Christ – so begrüßte die Neue Philharmonie 2023.
Der mannigfache Knall der Sektkorken zum Jahreswechsel ist so gerade erst verklungen, da ließ die Neue Philharmonie Westfalen nach allen Regeln der Kunst die Kastagnetten klappern. Spanisches Feuer und der Rhythmus des Südens heizten dem Publikum sowohl am Neujahrstag selbst als auch bei der Konzertwiederholung am Montagabend mächtig ein. Für einen schwungvollen und musikalisch hochkarätigen Gute-Laune-Abend gab es großen Jubel, Bravos und stehende Ovationen.
Gelsenkirchener Neujahrskonzert: So fulminant begrüßt die Neue Philharmonie Westfalen 2023
Für die meisten Musikliebhaber gehört es einfach dazu: das Wiener Festkonzert am Neujahrsmorgen vor dem Fernseher und das Live-Erlebnis mit der Neuen Philharmonie im Opernhaus. Für die letzten Karten standen die Menschen am Montag noch lange Schlange an der Theaterkasse. So konnte Moderator Markus Wallrafen, den Zuhörerinnen und Zuhörern eigentlich als Violinist vertraut, ein volles Parkett und volle Ränge begrüßen: „Willkommen im schönsten Opernhaus Europas!“
Und wie bei den Wiener Philharmonikern wechselt auch das heimische Orchester Jahr für Jahr den Gast am Dirigentenpult und setzt programmatisch sowohl auf Überraschendes aus aller Welt als auch auf unverzichtbar Bewährtes von der schönen blauen Donau. Heißt: Es fehlten weder klassische Strauß-Walzer noch der legendäre Radetzky-Marsch von Johann Strauß’ Vater zum fröhlichen Klatschmarsch-Finale. Der überwiegende Teil aber widmete sich feurigen Kompositionen des Südens.
Markus Wallrafen stellte sie alle witzig, launig, kurzweilig und charmant vor. So widmete er Jacques Offenbachs Ouvertüre zur Oper „Die Banditen“ mal eben der Fifa und dem IOC. Das hochmotivierte, frisch aufspielende Orchester und ein überaus energiegeladener, sehr präsenter Dirigent Evan Christ begeisterten mit einem perfekt aufeinander abgestimmten Klangbild. Evans, in Los Angeles geboren und in Las Vegas aufgewachsen, versprühte eine ganz besondere Aura, hatte noch immer sichtlich Freude am bereits mehrfach in anderen Städten gespielten Programm. Abnutzungserscheinungen – null!
Ob bei Johann Strauß’ Spanischem Marsch zum Einstieg oder bei Franz Lehárs Spanischem Tanz aus „Frasquita“: Der charismatische Amerikaner tanzte und tänzelte, hüpfte und sprang, holte weit aus, um das Orchester immer wieder neu zu motivieren – und irgendwie auch das Publikum. Funkelndes Feuer, das zündete und ansteckte.
Mit weniger bekannten, aber von großer Schönheit geprägten Ausschnitten aus einigen Zarzuelas, spanische Kurzopern, oder, wie Markus Wallrafen augenzwinkernd beschrieb, „eine Art WAZ-Lokalausgabe mit Musik“, gab die spanische Sopranistin Tanya Durán Gil ihr ausgezeichnetes Deutschland-Debüt. In Manuel Caballeros Arie aus „Chateau Margaux“ glänzte sie mit höhensicherem Sopran, meisterte mühelos und strahlend die Koloraturen. Außerdem bewies sie immer wieder ihr starkes darstellerisches Talent.
Mit einem schwungvollen Parforceritt durch Bizets populäre Oper „Carmen“ eröffneten Orchester und Dirigent mit gleichbleibender Energie den zweiten Teil. Es folgten Hits wie Johann Strauß’ flotte Polka „Stürmisch in Lieb und Tanz“ oder Zequinho de Abreu mit seinem spritzigen „Tico-tico“.
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Beim traditionellen Radetzky-Marsch dirigierte Evan Christ vor allem das Publikum, motivierte es mit „Daumen hoch“. Trotz langanhaltenden Beifalls: Mehr als dieser Gassenhauer ging nicht mehr am Ende eines großartigen Abends.