Gelsenkirchen. Sie wirkt ungefährlich, doch an einer Straßenecke in Gelsenkirchens City häufen sich Unfälle. Das sagt die Stadt auf eine Anfrage der Grünen.

Diese Kreuzung, sie scheint einer der neuralgischen Punkte in Gelsenkirchens Innenstadt zu sein: „Im Rahmen unserer Arbeit wird uns von Menschen mit Behinderungen (Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer, Rollator-Nutzerinnen und -Nutzern) häufig von Unfällen an der Kreuzung Armin-/Weberstraße berichtet“ – so beginnt eine Anfrage von Karen Modersohn-Kluth, die sie für die Grünen im Beirat für Menschen mit Behinderungen stellte. Die Antworten, die sie indes von der Verwaltung bekam, lassen die sachkundige Bürgerin ratlos zurück.

Gelsenkirchen: Warum sich an einer Straßenecke in der City die Unfälle häufen

Ortstermin in der City, es ist später Nachmittag und eine ganze Menge los. Die Weberstraße als Zubringerstraße ist ordentlich frequentiert: Autos, Fußgänger, Radfahrer – viel Verkehr auf engstem Raum. Die Stelle, um der es Karen Modersohn-Kluth geht, ist auf den ersten Blick nicht als Hindernis oder gefährlich zu erkennen. Der Bordstein geht flach herunter zur Straße, ist also abgesenkt, direkt an der Einmündung Arminstraße. Doch es gibt diese eine Kante, die zuletzt einer älteren Frau zum Verhängnis wurde. Sie stürzte mit ihrem Scooter um, zog sich einen Schlüsselbeinbruch zu.

Karen Modersohn-Kluth an der Ecke zur Einmündung Arminstraße in der Gelsenkirchener City: Hier haben sich zuletzt viele Unfälle vor allem eingeschränkter Menschen ereignet.
Karen Modersohn-Kluth an der Ecke zur Einmündung Arminstraße in der Gelsenkirchener City: Hier haben sich zuletzt viele Unfälle vor allem eingeschränkter Menschen ereignet. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Acht Unfälle – darunter vorrangig leichte und schwere Stürze – hat Karen Modersohn-Kluth allein im Laufe dieses Jahres gezählt. Sie sieht die Stadt in der Pflicht, zu handeln. Die antwortet auf ihre Anfrage kurz: Die Gehwegabsenkungen seien in einem verkehrssicheren Zustand, entsprächen aber nicht dem aktuellen Stand der Technik. Für einen Umbau veranschlagt die Verwaltung 40.000 Euro.

Karen Moldersohn-Kluth ist überrascht, betont aber gleichzeitig: „Es geht mir nicht nur um diese Stelle hier, sondern auch um die Diskussion.“ Viele Menschen mit Behinderungen würden in dieser Stadt gerne inklusiv leben wollen, könnten es aber ob der Umstände nicht. „Ich denke da auch beispielsweise an das öffentliche WC-Angebot in der Stadt“, so die Kommunalpolitikerin.

Auf Nachfrage der Redaktion heißt es seitens der Stadtverwaltung: „Nach Rücksprache mit dem Referat für öffentliche Sicherheit und Ordnung ist uns nicht bekannt, dass im Bereich der Arminstraße Ecke Weberstraße rückblickend auf die vergangenen drei Jahren eine Unfallhäufungsstelle existiert.“ Ein barrierefreier Umbau sei derzeit nicht geplant, da sich dieser Bereich in einem verkehrssicheren Zustand befinde.

Wie kommen die hohen Kosten von 40.000 Euro für einen verhältnismäßig kleinen Bereich zustande? „Bei einem möglichen barrierefreien Umbau werde nicht ein „Stück Bürgersteig“ betrachtet, sondern vielmehr der Einmündungsbereich in Gänze“, erläutert Stadtsprecher Martin Schulmann.

Und weiter: „Da hier Sonderelemente in Form von Taststeinen, Schrägsteinen, Rippen- und Noppenplatten zu berücksichtigen sind, wurde eine Kostenschätzung unter Beachtung vergleichbarer Maßnahmen sowie der allgemeinen Kostensteigerung infolge der Ukraine-Krise durchgeführt.“ Da aktuell aber diverse Baumaßnahmen eine höhere Priorität besitzen würden, seien an der Ecke Weberstraße/Arminstraße „mittelfristig keine anderen Maßnahmen vorgesehen“.

Für Karen Modersohn-Kluth keine zufriedenstellende Antwort. Jetzt ist ihre Hoffnung: „Dass die Verwaltung überlegt, ob es nicht noch eine kostengünstigere Lösung gibt.“